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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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zurückziehen mussten. Als sich unter den Opfern weder unbewaffnete Zivilisten noch Kinder fanden, spekulierte Angel, dass es sich zumindest teilweise um ein geplantes Manöver gehandelt hatte. Das erklärte auch, warum sich der Sattelzug mit dem Treibstoff direkt in der Mitte des Schlachtfelds befand. Die Rauchschwaden ließen eine genauere Analyse nicht zu, aber anhand der Verformungen und Verteilung des doppelwandigen Stahlmantels lag die Vermutung nahe, dass Kim den Laster mit Absicht gesprengt hatte. Wieder einmal war den Sicarii ihre Gier nach Benzin zum Verhängnis geworden. Jade würde sicher Gefallen an der Ironie des Schicksals finden, dachte sich Angel.
    »Und was machen wir nun?«, fragte Cole erzürnt mit einem der verkohlten Wrackteile in der Hand. »Viele Wagen können von dem Konvoi nicht mehr übrig sein und ohne den Tanklaster werden die es kaum bis in die Berge schaffen!«
    Inzwischen hatte sich auch Faith dazugesellt und stolperte mit zitternd zusammengefalteten Armen durch den zerstörten Fuhrpark. Angel betrachtete sie eine Weile unbemerkt aus den Augenwinkeln und versuchte ihren Gemütszustand einzuschätzen. Die Amazone wirkte, als würde sie versuchen sich zu konzentrieren, um die Schlacht zu analysieren.
    »Hier werden wir keine Antworten mehr finden und das war sicher nicht die letzte Patrouille in dieser Gegend. Der Qualm ist bei Tageslicht aus hundert Kilometern Entfernung sichtbar. Wir müssen hier weg«, entschied Angel mürrisch. »Wir folgen dem Plan. Kim hat diesen Angriff überlebt und kämpft sich wahrscheinlich nur eine Tagesreise vor uns mit dem Rest der Leute durch die Steppe. Holt den restlichen Treibstoff aus den Wracks. Dann verschwinden wir.«
    Der Befehl, das Schlachtfeld zu verlassen, stieß auf ungeteilte Zustimmung. Fünfzehn Minuten später führte Cassidy den Humvee in Richtung Norden aus den Wracks heraus. Angel hatte ihr wieder das Steuer überlassen und Sharon angeboten, ihren Platz auf Coles Rücksitz zu übernehmen, was Dog mit geballten Fäusten rot anlaufen ließ. Zur allgemeinen Verwunderung fand Sharon jedoch inzwischen zunehmend Gefallen an der luftigen Art zu reisen, solange sie nicht gerade bei zweihundert Stundenkilometern beschossen wurden. Nachdem Cole ihr außerdem die Lufteinlässe ihres glänzend schwarzen Sturzhelms erklärt hatte, störte sie nicht einmal mehr die schweißtreibende Steppenhitze. Darüber hinaus hielt Sharon sich mittlerweile an seinem Ledergürtel fest, um Coles Brustkorb zu schonen. Allein die Tatsache, dass sie davon wusste, zeugte von einem großen Vertrauensbekenntnis seitens Cole, der seine Schwäche selbst unter starken Schmerzen nur allzu gern verheimlichte. Kurz nach Verlassen des Schlachtfelds übernahmen die beiden auf der Rennmaschine die Führung mit zwei bis drei Kilometern Vorsprung, um die anderen vor möglichen Hinterhalten warnen zu können.
    In den monotonen Stunden der Reise gen Norden holte Angel Jades silbernes Amulett hervor, betrachtete es ausgiebig und suchte nach versteckten Botschaften oder einem Öffnungsmechanismus. Auf dem Rand standen drei eingravierte Worte:
     
    CONCORDIA - CONVOCATIO - DICIO
     
Angel hielt es für einen Code und grübelte, was die Buchstaben bedeuten könnten, doch nach einer Weile gab sie gelangweilt auf und ließ es immer wieder auf ihren Fingern herabrollen. Vom Beifahrersitz aus vermochte sie nicht zu sehen, wie Faith die ganze Zeit gebannt auf das glänzende Schmuckstück starrte. Nur Caiden fiel ihr geradezu apathischer Blick auf. Auch er erkannte das eingestanzte Symbol der Frau mit den verhüllten Augen, durfte Faith aber kaum in Angels Anwesenheit zur Rede stellen. Als er stattdessen nach ihrer rechten Hand griff und sie sanft umschloss, erwachte sie aus ihrer Trance und blickte ihn verstört an, so als würde sie sich am liebsten aus seiner Umklammerung lösen. Sie zog ihren Arm zurück und rollte sich auf ihrer Seite der Rückbank zusammen, die braunen Augen auf die vorbeiziehende Steppe gerichtet. Im Rückspiegel konnte Cassidy die Unentschlossenheit ihres Bruders erkennen. Für einen Außenstehenden wirkte er wahrscheinlich besonders warmherzig und mitfühlend, aber sie wusste es besser.
    Zur Nachmittagszeit kratzte endlich eine Stimme aus dem Funkgerät und unterbrach die eintönige Reise. Cole war das Benzin ausgegangen. Insgeheim klopfte Angel sich einmal mehr dafür auf die Schulter, dass sie auf wenig Gepäck und viel Treibstoff bestanden hatte. Unter anderem

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