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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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verborgen geblieben. Aufgrund der im Berg gespeicherten Wasservorkommen hatte die tieferliegende Gebirgsvegetation große Teile der Festungsmauern zurückerobert, so dass nur noch die Ruinen der Ecktürme über den Baumwipfeln emporragten. Hauptsächlich Nadelgewächse, die auch jahrelange Trockenperioden überstehen konnten.
    »Nichts«, murmelte Angel unentschlossen. »Niemand zu sehen.«
    Sie setzte ihr Gewehr stirnrunzelnd ab und wartete auf Coles Einschätzung, der als Einzelgänger hinter feindlichen Linien ebenfalls ein talentierter Beobachter war. Nickend bestätigte er kurz darauf ihre Aussage.
    »Vielleicht hat Kim sich verfahren?«, fragte Sharon vorsichtig.
    »Der Weg verlief seit der Lichtung nur geradeaus«, erwiderte Caiden kopfschüttelnd.
    Misstrauisch beobachtete Angel die Greifvögel am Himmel auf der Suche nach Spionagedrohnen, aber jeder davon schien in regelmäßigen Abständen mit den Flügeln zu schlagen, um wieder an Höhe zu gewinnen.
    »Lasst uns doch einfach nachsehen?«, schlug Dog vor. »Wenn da etwas schiefgelaufen wäre, hätten wir schon längst Wracks von dem Konvoi oder Rauchschwaden aus den Gemäuern gesehen.«
    Angel wusste genau, auf was für dünnem Eis sie sich befand. Mit der Fahrt durch das Gebirge folgte sie bereits dem Pfad, den Jade für sie vorgesehen hatte. Ihr Gefühl wollte der Schwertkämpferin trauen, aber ihre Vernunft mahnte zu äußerster Vorsicht. Mangels Alternativen stimmte sie dennoch zu und setzte die Reise fort.
    Aus ein paar Kilometern Luftlinie wurden in den engen Bergstraßen schnell anderthalb Stunden. Erst mit der hereinbrechenden Abenddämmerung erreichten sie die steile Kopfsteinpflasterauffahrt zum Kloster, die mit ihren scharfen Kurven für den geopferten Tanklaster unpassierbar gewesen wäre. Caiden stand genau wie Kalidas einsatzbereit am Bordgeschütz und Dog hatte sein Maschinengewehr auf dem Armaturenbrett des Buggys fixiert. Cole blieb ein paar Meter hinter ihnen zurück, da er bei einem Hinterhalt feindlichem Feuer ungeschützt ausgesetzt sein würde.
    Plötzlich knisterte es im Unterholz abseits der Straße. Sofort richteten Caiden und Kalidas ihre Geschütze darauf aus, gefolgt von dem Poltern kleiner Äste, die unkontrolliert den steilen Berghang hinunterrollten.
    »Nicht schießen!«, rief Cassidy schockiert und sprang bei laufendem Motor aus dem Humvee. Schützend stellte sie sich vor den zwölfjährigen Jesse, der wie versteinert nur wenige Meter neben der Auffahrt stand und sein fleißig gesammeltes Feuerholz vor Schreck fallengelassen hatte. Sofort sicherte Caiden das Bordgeschütz und winkte Kalidas zu, seinem Beispiel zu folgen. Einen Augenblick später tauchte Scott hinter Jesse auf und hüpfte freudig bellend um Cassidy herum.
    Nacheinander trauten sich nun fünf weitere Kinder aus den Büschen. Die meisten von ihnen hielten ebenfalls trockenes Feuerholz in den Händen und strahlten von einem Ohr zum anderen, als sie Angel und Cassidy erkannten. Nachdem Cole zum Konvoi aufgeholt hatte, eskortierten die Jungen und Mädchen sie bis hoch zum Kloster, wo die Neuankömmlinge mit lauten »Sie sind hier! Sie sind hier!« -Rufen angekündigt wurden, ehe sie überhaupt den Torbogen passiert hatten.
    Umgeben von einer dicken Mauer aus Natursteinen thronte im Zentrum der Anlage die standesgemäße Kirchenruine, die unzweifelhafte Ähnlichkeit mit dem Gotteshaus von Temple Town aufwies. Allerdings trotzten die Außenwände bis zu diesem Tag der erbarmungslosen Witterung. Lediglich das Dach fehlte, was auch beim Konventhaus links daneben der Fall war. In dem standhaften Gemäuer mit seinen kleinen Kachelfenstern pflegten die Mönche zu wohnen, bevor das Kloster vor einem Jahrhundert aufgegeben und zur Touristenattraktion umfunktioniert worden war.
    Die Ankunft der Flüchtlinge hatte die Ruine inzwischen mit neuem Leben erfüllt. Ein knappes dutzend Lagerfeuer loderten zwischen den zusammengekehrten Trümmerhaufen, deren Grillgestänge einen appetitlichen Duft von geröstetem Fleisch und Brot ausströmten. Neben den Rangern und Zivilisten, die froh über die Rückkehr ihrer Anführerin waren, humpelte der alte Paul aus der Kapelle heraus, um Angel und ihre Kameraden zu begrüßen. Bei Dog und seinen Leuten schienen gerade die Bewohner aus Eagle Village etwas zurückhaltend, doch die Heldentaten von ihm, Faith und Caiden bei der Rettungsmission in Brackwood und der Verteidigung von Silver Valley waren längst in aller Munde. Enttäuscht

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