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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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versuch mal rauszufinden, was da los ist«, entschied Jiao und ließ den Wagen stehen. »Ihr bleibt am besten hier.«
    Mit flinken Schritten kämpfte sie sich durch die Menschenmenge und war kurz darauf verschwunden. Angel bat Cassidy, sich vorsichtshalber hinter das Steuer des Pick-ups zu setzen, falls sie überstürzt die Flucht antreten müssten. Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis Jiao mit besorgtem Blick zurückkehrte.
    »Die suchen nach geflohenen Gefangenen aus dem Lager, von dem uns die Händler erzählt haben«, berichtete sie. »Angeblich hat es seit dem häufiger Diebstähle und Sabotageversuche in Arnac gegeben.«
    »Und was nun? Was ist mit unseren Waffen und der ganzen Ausrüstung?«, fragte Cassidy. »Damit werden die uns doch nie passieren lassen!«
    Jiao überlegte einen Moment und schaute auf die tiefstehende Sonne am Horizont.
    »Wir könnten bei Charles übernachten und morgen einen neuen Versuch starten«, schlug sie schulterzuckend vor.
    »Sieht das vielleicht so aus, als würde sich die Situation bis morgen ändern?«, grollte Dog vom Rücksitz und blickte Angel herausfordernd an. »Es gibt sicher mehr als einen Weg in die Stadt!«
    Inzwischen war die Ochsenkutsche vor ihnen an der Reihe. Vier Legionäre umstellten das Gespann und zwangen den beiden Insassen abzusteigen. Anschließend führten sie eine intensive Durchsuchung der Kisten und Säcke auf der Ladefläche nach blinden Passagieren durch, bei der das kleine Waffenarsenal auf Jiaos geliehenem Pick-up sofort aufgeflogen wäre. Besorgt blickte sie in den Rückspiegel; sie waren schon längst zugeparkt worden.
    »Ich werde mich ihnen zu erkennen geben«, entschied sie nach einem tiefen Atemzug. »Vielleicht lässt sich der Kommandant ja mit ein paar Aspirin bestechen.«
    Angel hatte sich die ganze Zeit aus der Diskussion herausgehalten und betrachtete stattdessen heimlich Jades Silberamulett. Sollte sie je in Bedrängnis geraten, könne es ihr wohlmöglich weiterhelfen. Mitten in feindlichem Gebiet, umzingelt von einer aufgebrachten Menschentraube und umstellt von sicariianischen Soldaten - das durfte sie wohl als Bedrängnis auslegen.
    Ohne ihre Freunde vorzuwarnen, stieß sie die Tür auf, beorderte den Wächter herbei und zeigte ihm den Anhänger. Nach einem erschrockenen Schlucken rief er nach seinem Vorgesetzten, der beim Anblick des Silberamuletts ebenfalls kreidebleich anlief.
    »Macht den Weg frei! Lasst sie durch!«, befahl er wild gestikulierend und trieb gleichzeitig das Ochsengespann von der Straße.
    Jiao traute ihren Augen kaum. Angels simple Geste sorgte dafür, dass die Sicarii sie nicht einfach nur passieren ließen, sondern die Fahrzeuge und Menschen vor ihnen zur Seite drängten und dem geliehenen Pick-up geradezu den roten Teppich ausrollten. Nun bestanden die Soldaten förmlich darauf, dass sie in die Stadt hineinfuhren, damit sie die Sperre wieder aufbauen konnten.
    Um ihr Glück nicht unnötig auf die Probe zu stellen, folgten sie der Hauptstraße quer durch die Provinzhauptstadt, in der sie mit dem zusammengeflickten Transporter völlig in der Menge untergingen. Jiao parkte gegenüber von einem der wenigen mehrstöckigen Häuser, dessen mausgraue Fassade von einer orangeweißen Markise gekühlt wurde.
    »Was war denn das?«, fragte sie ungläubig und drehte sich zu Angel um. Sie reichte ihr das Silberamulett, ohne dabei die Augen von Jiaos erstauntem Gesicht zu nehmen.
    »Ein Geschenk von Jade. Falls ich Probleme mit den Sicarii bekommen sollte, müsste ich es nur vorzeigen.«
    »Ist dir eigentlich klar, was das ist?«
    Angel schüttelte schulterzuckend den Kopf. Sie war selbst vom durchschlagenden Erfolg des unscheinbaren Anhängers überrascht.
    »Das ist das Erkennungszeichen der Bacchae, mit dem sie Nachrichten versiegeln oder andere in ihrem Namen Befehle erteilen lässt. Die Eule ist das Symbol der griechischen Göttin Athene. Jades Symbol. Damit hast du quasi die Befehlsgewalt über die gesamte Stadt!«, erwiderte Jiao fassungslos.
    »Dann kannst du uns vielleicht sagen, was die Inschrift bedeutet?«, sagte Angel.
    Jiao setzte sich zurück auf den Fahrersitz und atmete einmal kräftig durch.
    »Concordia - Convocatio - Dicio«, antwortete sie, ohne überhaupt einen Blick auf den Rand des Amuletts zu werfen. »Das ist Latein für Einigkeit - Berufung - Macht. Die Doktrin der Bacchae.« Jiao sah Angel argwöhnisch im Rückspiegel an und reichte ihr das Amulett. »Warum hat sie es gerade dir

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