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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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„Mann, weiße noch, die Nacht der 78 Kilo? Da habbich die 501 hier mit Gürtel getragen. Im letzten Loch und die saß immer noch locker.“
    „Ja, ja, die berühmte Nacht. Da haste dir aber auch alles reingepfiffen, was der Markt hergab, Bruder. Ehrlich gesagt hatte ich Schiss, dass du uns übern Teich gehst. Du sahst aus wie ne Leiche, die gleich Flügel bekommt.“
    „Am nächsten Tag habbich mich auch so gefühlt, nur ohne Flügel. Aber ich hab´s geschafft. 78 Kilo ej, geil!“
    „Hmm, geil bei eins dreiundneunzig Körpergröße. Andere nennen so was bescheuert. Ich dachte, nur Frauen sind so.“
    „Ach komm, man muss ebent auch mal was Verrücktes tun. An seine Grenzen gehen, verstehße? Lass den alten Keune ma sein Spaß.“
    Er beendete seine Dehnübungen und ließ den obersten Knopf vorläufig offen stehen. Dann warf er eine Kassette mit John Lee Hooker ein, legte eine alte Zeitung auf den Kühlschrank und begann mit dem Kartoffelschälen.
    Frank betrachtete Olafs Rücken und fragte sich, ob die Haut oder das Unterhemd weißer war. Die Haut ließ sich nur dadurch vom Stoff unterscheiden, dass sie mit einigen roten Pickeln besetzt war. Die Haare hatte er sich endlich schneiden lassen, aber da der Kerl ja zum Extremen neigte, gleich wieder so kurz, dass man die Glatze durchschimmern sah. Immerhin stand ihm das besser als diese Tante-Martha-Frisur, wie der Freese es so treffend genannt hatte. Allerdings wirkte der Kopf jetzt größer und sah ein bisschen aus wie die Köpfe auf den Phantombildern der Polizei. Trotzdem, Frank fand, der Spargel, der hatte was. Eine gewisse Attraktivität, die man nicht genau beschreiben konnte. Er kannte den Spargel ja schon zu dessen Glanzzeit, als der noch auf Punk war. Der war ihm sofort aufgefallen, aber nicht, weil er der Lauteste und Provokativste war, der, der die einfallsreichste Montur trug und auf der Tanzfläche die höchsten Sprünge machte, nein, er fand ihn einfach attraktiv, in gewissen Momenten sogar schön. War wirklich kein Wunder, dass die Weiber ihm alle nachliefen.
    Mittlerweile waren einige Jährchen ins Land gegangen, nur noch 99 Luftballons kamen einem zu den Ohren raus, die Frauen machten Aerobic, die Arbeitslosenrate stieg, und Spargel, der seine Ska-Skin-Punk-Schwarz- und Psychedelic-Phasen so intensiv wie möglich durchlebt hatte, brachte eindeutig sechs, sieben Kilo zu viel auf die Waage. Seiner Attraktivität tat das nur wenig Abbruch. Er kochte eben gern, ganz gut sogar, und zwar alles auf einem mobilen Gerät mit zwei Herdplatten, das ihn mittlerweile in die dritte Wohnung begleitete. Wie er da herumhantierte und pfiff, war er das Abbild des zufriedenen Hausmannes. Selbst der geschorene Hinterkopf machte einen zufriedenen Eindruck. Heute gab´s Bratkartoffeln mit Speck und Kümmel und ein Spiegelei. Während das Öl in der Pfanne heiß wurde, wog er für Frank 30 Gramm ab. Die Waage stand natürlich auf dem Tisch.
    Das Telefon klingelte. Olaf stellte die Musik leiser und nahm den schnurlosen Telefonhörer vom Tisch. Er fand dieses Ding, das er im türkischen Import-Export neben dem Bahnhof erworben hatte, toll. Es funktionierte nicht immer, aber man konnte damit rumlaufen und dabei echt professionell aussehen, nebenbei auch Speck dünsten und Kartoffelscheiben anbraten oder vor anwesenden Personen auf und ab gehen. Man konnte damit auch aus dem Zimmer gehen, um zu demonstrieren, dass man ein wichtiges Gespräch führte.
    „Ja o.k. – Morgen um sieben kannste kommen. Aber Alter, schlepp mir nich nochma diesen Kerl in die Hütte. Komm allein, o.k.? – Bis dann.“ Er legte das Telefon in eine Ecke auf dem Fußboden und zog eine Grimasse.
    „Wer war das denn?“
    Spargel machte eine abwehrende Geste. „Der Bert. Auf den bin ich echt sauer. Ich weiß auch nich, warum ich mich immer wieder von dem bequatschen lasse.“
    „Will er wieder schnorren kommen, der alte Schlunzkopp? Ich hab den schon länger nich gesehen. Dachte, seine marokkanische Freundin hätte ihn vergiftet. Aber so was wie der überlebt wahrscheinlich alles. Ich versteh das nicht, der hat doch mehr Kohle als wir alle zusammen. Überleg mal: das Sozialamt zahlt ihm die Miete, die Heizung, der kriegt sogar Geld für Klamotten. Hat aber angeblich keine zwanzig Mark übrig, um sich son Klümpchen zu kaufen.“
    „Ach, was weiß ich, der iss ebent so, der schnorrt auch, wenner was hat, der kann nich anders. Aber weiße, was das Schlimmste iss? Letzten Samstag schleppt der mir hier

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