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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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mein Geld. Ich bin Geschäftsmann!“
    „Inoffiziell. Aber du zahlst keine Steuern, um zum Beispiel die Dauerarbeitslosen zu finanzieren.“
    „Ja und? Ich lieg aber nich dem Sozialamt auffe Tasche wie unser Bruder Bert und viele andere. Wenn die mir nichts Anständiges anbieten beim Arbeitsamt, dann bleib ich ebent arbeitslos. Ich bin immerhin gelernter Schreiner, sollnse mir doch ne Stelle suchen, dafür sitzense doch da rum, die faulen Säcke. Ich hab da zwar überhaupt kein Bock drauf, aber das iss ne andere Geschichte. Ej, sieben Jahre hab ich mich in dem Scheißbetrieb schikanieren lassen. Du glaubst doch nich, dass ich so was noch mal mache? Aber das wissen die ja nich. Jedenfalls kommt von da nichts, also beziehe ich weiterhin das, was mir rechtlich zusteht.“
    Olaf stand auf und wankte etwas zur Seite. Es flimmerte plötzlich ganz merkwürdig vor seinen Augen. „Puuh! Ich glaub, ich muss ma lüften, sonst kommt mein Nachbar noch auf dumme Gedanken.“
    „Glaubst du nicht, der hat das schon längst gespannt, was hier läuft? Die von der Drogenberatung sind ja nicht doof. Ich könnte mich kaputtlachen, dass ausgerechnet so einer neben dir wohnt.“
    Olaf räumte die Teller ab und stellte sie in die Spüle. Sein Grinsen wurde so breit, dass es die Ohren sichtbar nach oben schob. „Irgendwas ahnt der, glaub ich. Letzte Woche hat er mich zum Frühstück eingeladen. Du weißt ja, machen wir manchmal, gute Nachbarschaft und so. Und da meint er auf einmal, bei dir iss ja immer echt was los, viel Besuch, was? Dann macht er dauernd so komische Bemerkungen, seit ich die Lederhose und diese edle Cordsamtjacke hab. Ej, neue Jacke, vom Arbeitsamt geschenkt gekriegt? Ich sag, hat mir meine Freundin genäht, die iss Schneiderin. Ha, ha, ha, ha. Am liebsten hätt ich ihm gesagt, das geht dich ein Scheißdreck an, aber da ich ein verträglicher Mensch bin, hab ich noch gesagt: nee, nee, iss ehrlich verdient.“
    Frank grölte und schlug sich mit der flachen Hand auf die Schenkel. „Alter, Alter! Du bist echt ..., nä, Alter.“
    „Wieso? Iss doch schön, König zu sein.“
     
    Draußen schien die Sonne, das war keine Einbildung. Olaf steuerte auf die Videothek zu. „Ich bring noch schnell die Filme weg. Willste mitkommen?“
    Frank schüttelte den Kopf. „Ich werd mal nach Hause gehen. Ma kucken, was so ansteht. Außerdem will ich keinen Sonnenbrand kriegen.“
    „Komm doch nächste Woche vorbei, dann kucken wir uns ´n Video zusammen an.“
    „Aber son richtig guten! Ich will auch mal drei Meter spritzen.“
    „Weißte, welche super sind? Die Heimvideos. Da lachste dich schlapp. Das iss nich so künstlich, keine gepuderten Mösen und so. Da kommt der dicke Karl, schiebt seine Braut vor die Linse und sagt: ,Kumma hier, dat iss die Uschi. Aah, kumma, wat die für Titten hat.’ Und dann grabschter ihr anne Titten, so richtig prollomäßig, verstehße? Und Uschi steht da in ihrem Miniröckchen und tut ganz verschämt. Und der dicke Karl hebt ihr dann den Rock hoch. ,Boo, die Uschi hat da gaanix drunter.’ Und dann Uschi: ,Ej, dat macht mich geil, ej.‘ Na ja, und so weiter. So ein leih ich nächste Woche ma aus.“
    „Ja, so was kuck ich mir gerne an. So richtig aus dem Leben gegriffen. Ist sowieso die beste Mischung: Sex und was zu Lachen.“
    „Ebent. Man darf nich immer alles so ernst nehmen.“
     
    Spargel betrat mit für ihn selbst überraschendem Schwung den Supermarkt. Er bemerkte, dass er gute Laune hatte und fragte sich nicht, warum. Die Sonne war schon wieder verschwunden, die Menschen so hässlich wie immer, aber es störte ihn nicht. Heute war Samstag, und samstags ging er normalerweise nicht einkaufen. Olaf Keune erledigte alles am Freitagabend, das hatte er sich angewöhnt, als er noch den ehrenwerten Beruf des Schreiners ausübte. Freitag machte er den Einkauf für die ganze Woche. Am Wochenende durfte es an nichts fehlen. Es gab nichts Schlimmeres als am Samstagvormittag – verkatert, was ja vorkommen soll – einkaufen zu gehen. Und dann möglichst noch Sauwetter draußen und man musste seine warme, müffelnde Wohnung verlassen. Dann stand man mit dem Brummschädel im Neonlicht des samstäglich überfüllten Ladens und wusste nicht, worauf man Lust hatte, wenn die Übelkeit verflogen war. Besser war es, sich mit klarem Kopf und vollem Bewusstsein den Konsumgütern zu nähern.
    Spargels Kopf konnte man momentan nicht unbedingt „klar“ nennen, jedenfalls vom medizinischen Standpunkt aus,

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