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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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mit deinem Hyänengesicht! Mit ihrem Chef, das spielt aber jetzt keine Rolle. Jemand hat mir ´n Tip gegeben.“
    „Ich weiß schon, du hast deine Informanten überall. Aber das wäre ja ein starkes Stück. Seit wann denn?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht ist ja auch gar nichts. Aber sie iss komisch in letzter Zeit. Du weißt schon, mal hattse Kopfschmerzen, dann will sie auf einmal alleine sein, eben so Sachen, die ihr früher auch nich eingefallen sind.“
    „Na ja, ihr seid ja auch schon seit ihrer ersten Periode zusammen.“
    „Ja und?“
    „Ja und! Das isses doch. Lass dich mal eine Zeit lang nicht blicken.“
    „Das geht nicht, wir sehen uns jeden Tag!“
    Freese zeigte mit dem schmalen Zeigefinger seiner Schreiberhand, prädestiniert für was Besseres, auf Michas Brust. „Da haben wir´s! Eine Frau – und ich spreche aus Erfahrung – will verlassen werden und leiden. Mach dich rar, Alter! Dann kommt sie schon wieder angekrochen.“
    „Das iss taktisch nich so gut. Das würde zu sehr auffallen. Nee, ich muss sie erst mal überraschen.“
    „Wie, so richtig in flagranti, wie im Film?“
    „Warum nicht? Ich mach einen Abstecher zu dem Plattenladen, wo sie arbeitet, und kuck mir das mal an.“
    „Mann ej, willste jeden Tag nach Mühlheim düsen und vor dem Schaufenster warten, bis sie sich küssen?! Mach dich doch nicht zum Trottel!“
    Frank stand auf und warf Olaf die Zeitschrift hin. „Da, kannste mitnehmen. Seit einer halben Stunde lese ich in dem Artikel und kapier nich, was da drinsteht. Dieser Diederichsen, was iss´n das fürne Sprache! Und diese ganzen englischen Phrasen dazwischen, dabei versteht man nicht mal die deutschen.“
    „Popliteratur“, mischte der Freese sich ein, „das solltest du eigentlich wissen, Frank. Kluger Kopf der Diederichsen. Aber genau das ist sein Problem: der ist zu intelligent für seine Leser.“
    „Nee, der braucht gar keine Leser, der genügt sich selbst.
    Außerdem, wie kann man denn Diedrich Diederichsen heißen? Das ist doch bescheuert. Also, ich hau ab.“
    „Ja, hauste schon ab?“, fragte Spargel und hatte in diesem Moment für Frank mehr übrig als vor einer Viertelstunde. Er selbst verstand auch nicht immer, was er da eigentlich las und dachte, es läge an seiner mangelnden Schulbildung. Aber er versuchte, sich ehrlich dafür zu begeistern, denn er spürte, dass in diesen Zeitschriften ein anderer Ton angeschlagen wurde, etwas in ihm war empfänglich dafür; das Neuartige, Fremde, gegen das sich sein Verstand sperrte, das wollte er kennen und wissen. Der Freese würde später zu Frank Diepenbrock sagen, Spargels Leidenschaft für Zeitgeistmagazine habe etwas mit dessen Manie zu tun, sich auf Teufel komm raus vom Gewöhnlichen abzuheben. Ob man letztendlich alles verstand, war das wichtig?
    Frank krümmte sich auf einmal. „Ich muss nach Hause. Ich hab dauernd Magenschmerzen, ej. Das geht mir auf den Sack.“
    „Geh ma lieber zum Arzt.“
    „Nee bloß nich! Der steckt einem nachher son Schlauch in den Hals und danach biste wirklich krank. Ich hol mir was aus der Apotheke. Tschüss, Alter, ich lauf die Woche mal bei dir ein.“
    „Mach das.“
    Freese und Micha verabschiedeten sich auch bald. Dann gingen sie zur Tür raus, der eine in rot-weißen Cowboystiefeln, der andere geschäftig mit seiner Mappe unterm Arm. Olaf wollte nur noch die Zigarette zu Ende rauchen und zahlte sein Bier. Er spürte, wie der Typ an der Theke ihn beobachtete.
    „Leck mich am Arsch, der Spargel!“, meinte er plötzlich. Seine Stimme war gebrochen, heiser, und hatte nichts mehr mit der gemein, die einmal zu ihm gehörte. Das Gesicht hatte auch nichts mehr mit dem zu tun, was Olaf in Erinnerung hatte. 1978: Stefan Klüsener kippte sich eine halbe Falsche Bier über die Haare, die danach so starr nach oben standen, dass man daran Fleischstückchen hätte aufspießen können. Stefan, von allen Steve genannt, war der Hausmeister in dem alten Gebäude, in dem er mit Volker (jetzt Auge) einen Proberaum gemietet hatte. Er trug immer einen grauen Kittel und kämmte sich die Haare mit Pomade streng nach einer Seite. Das nannte er „meine Arbeitsverkleidung“, denn Steve war der Ansicht, dass ein richtiger Hausmeister so aussehen musste. Eines Tages schlug der Spargel über die Stränge, bestimmt nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal, aber er beleidigte den Chef der anderen Band, die da probte. Es gab eine Schlägerei, bei der auch Steve in seinem Kittel kräftig

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