Revolte auf Luna
Dingen verstand.
Jemand klopfte an die Tür meines Zimmers; ich stand auf und öffnete sie. Draußen stand Wyo mit einer Tasse Kaffee.Sie sagte kein Wort, sondern gab mir nur die Tasse und ging wieder.
Ich trank nachdenklich einen Schluck. Die anderen hatten sich offenbar darauf geeinigt, mich nicht zu stören, während ich weiße Kaninchen aus dem Zylinder holte. Aber ich fühlte mich nicht dazu imstande.
Dann hörte ich von irgendwoher Profs Stimme: »Manuel,wenn du vor einem Problem stehst, das du nicht verstehst, löst du am besten den Teil, den du verstehst, und untersuchst das Problem nochmals.« Das hatte er einmal zu mir gesagt, während er mir etwas beizubringen versuchte,das er selbst nicht allzu gut verstand. Aber er hatte mich damit etwas anderes gelehrt,einen wichtigeren Grundsatz.
Ich wußte sofort,was ich zunächst zu tun hatte.
Ich ging wieder zu Junior und ließ ihn eine Aufstellung der geplanten Einschlagzeiten für sämtliche Ladungen drucken, die bisher in eine Kreisbahn um Terra gebracht worden waren. Diese leichte Aufgabe lenkte ihn nicht von anderen wichtigen Tätigkeiten ab. Während er damit beschäftigt war, suchte ich einige Programme heraus, die Mike zusammengestellt hatte.
Dann gab ich Junior diese Programme ein -ein Kinderspiel, ich brauchte nur darauf zu achten, daß ich sie richtig las und fehlerlos schrieb. Ich ließ Junior die Programme wiederholen, bevor ich ihm das Ausführungssignal gab.
Vierzig Minuten später war ich fertig: alle Ladungen, die für Ziele im Binnenland bestimmt gewesen waren, sollten jetzt Städte an der Küste treffen. Ich hatte sicherheitshalber vorgesehen, daß die Reserveladungen erst später auf die neuen Ziele einschwenken würden; falls ich jedoch keine gegenteilige Anweisung erteilte, würde Junior diese Neuverteilung selbst vornehmen.
Nun stand ich nicht mehr unter einem unerträglichen Zeitdruck.
Nun konnte ich jede Ladung im letzten Augenblick ins Meer fallen lassen. Nun konnte ich in Ruhe nachdenken. Das tat ich auch.
Dann rief ich mein >Kriegskabinett< zusammen -Wyo, Stu undGreg, als »Oberbefehlshaber der Streitkräfte<. Wir trafen uns in Gregs Büro. Lenore ging ein und aus, holte Kaffee und Sandwiches oder saß einfach schweigend im Hintergrund. Lenore Ist intelligent genug, um genau zu wissen, wann sie den Mund halten muß.
Stu ergriff als erster das Wort.»Herr Premierminister...«
»Lassen wir die schönen Titel, Stu«, unterbrach ich ihn. »Vielleicht amtiere ich, vielleicht auch nicht. Aber wir haben keine Zeit für diesen Kram.«
»Ausgezeichnet«, stimmte er zu. »Ich bin jedenfalls der Meinung, daß Großchina diesmal geschont werden sollte.Darf ich etwas dazu sagen?«
»Später.« Ich erklärte ihm, was ich unternommen hatte,um uns mehr Zeit zu verschaffen; Stu nickte zustimmend und schwieg. »Die größte Schwierigkeit besteht darin, daß wir sowohl von L-City als von Terra abgeschnitten sind,was die Nachrichtenverbindungen betrifft. Greg, wie steht es mit der Reparaturmannschaft?«
»Noch nicht zurück.«
»Falls die Unterbrechung bei Luna City aufgetreten ist,bleiben deine Leute vielleicht noch lange aus. Deshalb müssen wir uns irgendwie behelfen. Greg, kennst du einen Elektronikfachmann, der uns einen Sender baut, mit dem wir mit Terra sprechen können? Mit den Nachrichtensatelliten von Terra, meine ich -das ist nicht weiter schwierig, wenn man die richtige Antenne hat. Vielleicht kann ich dabei helfen, und der Computertechniker, den ich euch geschickt habe, versteht seine Sache ebenfalls.« (Sogar recht gut, wenn man seine Ausbildung berücksichtigte -er war der gleiche Mann, dem ich einmal vorgeworfen hatte, er habe eine Fliege in Mikes Eingeweide gelassen. Als Entschädigung dafür hatte ich ihm diesen Job verschafft.) »Harry Biggs müßte einen Sender bauen können«, meinte Greg nachdenklich, »wenn er die nötigen Bauteile hat.«
»Er soll sich gleich an die Arbeit machen. Ihr könnt außer dem Radargerät und dem Computer alles ausschlachten, sobald die letzte Ladung unterwegs ist. Wie viele liegen noch bereit?«
»Dreiundzwanzig,und wir haben keine Behälter mehr.«
»Dann müssen wir eben mit diesen dreiundzwanzig auskommen. Liegen sie im Katapult bereit? Vielleicht bringen wir sie noch heute in eine Kreisbahn.«
»Sie liegen bereit«, versicherte Greg mir. »Wir können sie so schnell aufladen,wie das Katapult sie startet.«
»Gut. Noch etwas... Ich weiß nicht, ob feindliche Kreuzer um Luna kreisen.
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