Revolte auf Luna
-wenn man ihm genug Zeit läßt.«
»Was ist unter >genügend Zeit< zu verstehen?« erkundigte Wolfgang sich.
Ich verstand ihn absichtlich falsch. »Unser Computer kann diese Aufgabe fast augenblicklich lösen, wenn er entsprechend programmiert ist. Aber die Entscheidung ist meistens schon vorausgeplant. Nehmen wir ein Beispiel: Stellt man fest, daß man aus der Zielgruppe A, B, C und D mit den beiden ersten Salven drei Ziele nicht getroffen hat,teilt man die zweiten Reserven der ersten Gruppe so ein,daß man sie für eines der drei Ziele verwenden kann, während man gleichzeitig die übrigen Reserven dieser Gruppe für die Gruppe zwei bereithält und die dritte Salve der Untergruppe Alpha ...«
»Langsamer!« sagte Wolfgang. »Ich bin kein Computer. Ich wollte nur wissen, wie lange wir noch überlegen können,bevor wir uns entscheiden müssen.«
»Oh.« Ich sah wieder auf meine Uhr. »Wir haben jetzt noch ... drei Minuten und achtundfünfzig Sekunden, bis die erste Ladung für Kansas City abgelenkt werden muß. Das entsprechende Programm ist vorbereitet, und mein bester Assistent kann es dem Computer eingeben. Soll ich ihn anrufen?«
»Um Himmels willen, Mannie!« rief Sheenie erschrocken aus. »Das müssen wir verhindern!« »Unsinn!« widersprach Finn. »Verlierst du die Nerven, Terence?« »Bitte,Kameraden«,mahnte Prof. »Es hat keinen Zweck, mir die Ohren vollzuschreien«, stellte ich fest. »Prof hat darüber zu entscheiden, und wenn er eure Meinung hören will, kann er euch fragen.« Ich sah nochmals auf die Uhr. »Knapp zweieinhalb Minuten. Das gilt für Kansas City; andere Ziele liegen näher am Ozeanund haben noch zwei oder drei Minuten länger Zeit. Aber dann müssen die Entscheidungen rasch nacheinander kommen.«
»Wir stimmen ab«, entschied Prof. »Wer ist dafür, daß wir das Programm wie vorgesehen ablaufen lassen? General Nielsen?«
»Ja!« »Genossin O'Kelly?«Wyo holte tief Luft. »Ja.«»Richter Brody?«»Ja,natürlich.« »Wolfgang?«»Ja.« »Comte Lajoie?«»Ja.« »Genosse Sheehan?« »Ihr macht einen Fehler, aber ich schließe mich der Mehrheit an.« »Manuel?« »Die Entscheidung liegt bei dir, Prof; so war es schon immer. Diese Abstimmung ist unsinnig.«
»Ich bin mir darüber im klaren, daß die Verantwortung auf meinen Schultern liegt, Manuel. Die Bombardierung wird plangemäß durchgeführt.«
Wir trafen die meisten Ziele mit der zweiten Salve, obwohl alle außer Mexico-City verteidigt waren. Offenbar waren die Abwehrraketen mit Abstandszündern ausgerüstet, die nicht berücksichtigten, wie verhältnismäßig unempfindlich unsere Wurfgeschosse waren. Nur drei Ladungen wurden zerstört; andere kamen vom Kurs ab und richteten deshalb mehr Unheil als geplant an.
New York war schwierig; Dallas erwies sich als äußerst schwierig. Dallas vernichtete oder störte unsere fünf ersten Ladungen, deshalb gab ich Mike den Befehl, den Cheyenne Mountain vorläufig nicht mehr zu beschießen und die Ladungen für Dallas zu reservieren... was er bei der übernächsten Salve tat; die beiden Ziele waren weniger als tausend Kilometer voneinander entfernt.
Das Abwehrsystem von Dallas brach schon bei der nächsten Salve zusammen; Mike traf den Raumhafen noch einmal -die Ladungen ließen sich nicht mehr ablenken und konzentrierte sich dann wieder auf Colorado Springs,bis Nordamerika durch die Erdrotation außer Sicht kam.
Ich blieb während der Bombardierung bei Mike, weil ich wußte, daß dies unsere schwierigste Aufgabe war. Als Mike eine Pause einlegte, bis es Zeit war, Großchina zu bombardieren, meinte er nachdenklich: »Mannie, ich glaube, wir verzichten besser darauf, den Berg weiter zu beschießen.«
»Warum,Mike?«
»Er ist nicht mehr da.«
»Dann müssen wir überlegen, was mit den Reserven zu tun ist.«
»Ich könnte sie für Albu!uer!ue und Omaha benutzen; am besten fange ich gleich damit an, denn morgen habe ich viel zu tun. Mannie, mein bester Freund, du gehst jetzt am besten.«
»Langweile ich dich,Kamerad?«
»In den nächsten Stunden kann das erste Schiff Lenkwaffen abschießen. Wenn das passiert, möchte ich die ballistische Kontrolle dem neuen Katapult übertragen -und du solltest dort sein, wenn es dazu kommt.«
»Warum machst du dir Sorgen,Mike?«
»Der andere Computer, der dort verantwortlich ist, arbeitet unbedingt zuverlässig, Mannie. Aber er ist dumm. Ich möchte ihn überwachen lassen. Die Entscheidungen müssen rasch getroffen werden, aber dazu muß jemand bei
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