Revolte auf Luna
sie traurig: »Wyoming?«
»T-t-tut mir leid,Prof! Ich auch.«
Das Kriegskabinett bestand nur noch aus >Clayton< Watenabe, Richter Brody, Wolfgang, Stu undSheenie. Prof sah von einem zum anderen und erkannte, daß sie alle auf meiner Seite standen; Wolfgang war die Entscheidung schwergefallen, denn er arbeitete meistens mit Prof zusammen.
Prof wandte sich wieder an mich. »Manuel, das Ganze funktioniert auch andersherum. Du zwingst mich, meinen Rücktritt zu erklären.« Er nickte uns zu. »Gute Nacht!, Kameraden. Oder vielmehr guten Morgen«. Ich schlafe mich jetzt endlich aus.« Er verließ rasch den Raum, ohne sich noch einmal nach uns umzudrehen.
Wright war inzwischen gegangen; ich hatte gar nicht darauf geachtet. »Was ist mit diesen Kreuzern, Mannie?« wollte Finn wissen.
Ich holte tief Luft. »Nicht vor Samstag nachmittag. Aber Tycho Under muß evakuiert werden. Kann jetzt nicht darüber sprechen.
Bin zu müde.«
Ich erklärte mich bereit, an der nächsten Versammlung um einundzwanzighundert teilzunehmen, und ließ mich vonWyo hinausführen. Sie muß mich zu Bett gebracht haben,aber ich kann es nicht bestimmt sagen.
Kapitel 24
Prof war da, als ich kurz vor neun Uhr abends mit Finn in der ehemaligen Gouverneursresidenz zusammentraf. Ich hatte neun Stunden geschlafen, gebadet, mit Wyo gegessen und mit Mike gesprochen. Alles verlief genau nach Plan,die Kreuzer hatten ihren Kurs nicht geändert, Großchina war unser nächstes Ziel.
Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die Einschläge auf dem Bildschirm zu sehen; alles war um zwei-eins-null-eins vorüber, und Prof ergriff das Wort. Von Wright oder meinem Rücktrittsangebot war nicht die Rede. Ich sah Wright nie wieder.
Ich bekam ihn wirklich nie wieder zu Gesicht. Ich erkundigte mich auch nicht nach ihm. Prof erwähnte unsere Auseinandersetzung mit keinem Wort, deshalb fing ich auch nicht davon an.
Wir diskutierten die letzten Nachrichten und unsere taktische Lage. Wright hatte recht gehabt, als er behauptete,>Tausende von Menschen< seien umgekommen; in allen Nachrichtensendungen war nur davon die Rede. Allerdings würde sich nie genau feststellen lassen, wie viele Todesopfer unsere Angriffe gefordert hatten; wenn ein Mensch an der Stelle steht, an der einige Tonnen Gestein auftreffen, bleibt nicht allzuviel von ihm übrig. Zu zählen waren nur die Toten, die von der Druckwelle getötet worden waren. In Nordamerika mußten es insgesamt knapp fünfzigtausend gewesen sein.
Das war nicht zu fassen! Wir hatten die Bevölkerung drei Tage lang gewarnt -und niemand konnte behaupten, diese Leute hätten unsere Warnung nicht gehört. Deswegen waren sie überhaupt da: sie wollten die Show sehen. Sie wollten über unsere kümmerlichen Anstrengungen lachen.Sie wollten >Souvenirs< mitnehmen. Ganze Familien brachen mit Picknickkörben zu den Zielpunkten auf!
Und nun forderten die Überlebenden unsere Köpfe, weil wir ein »sinnloses Massaker unter der unschuldigen Bevölkerung« angerichtet haben sollten. Ja, daß Terra uns vier Tage zuvor besetzt und mit Wasserstoffbomben belegt hatte, war kein Grund zur Empörung gewesen -aber nun ging ein allgemeiner Aufschrei durchs Land, weil wir »mit Vorbedacht gemordet« hatten.
Die Greater New York Times forderte sogar, die gesamte Rebellenregierung von Luna müsse nach Terra gebracht und dort öffentlich hingerichtet werden -»Dies ist offensichtlich ein Fall, in dem die humanitären Bedenken gegen die Todesstrafe im größeren Interesse der Menschheit außer acht gelassen werden müssen.«
Ich gab mir Mühe, nicht daran zu denken, wie ich zuvor versucht hatte, nicht an Ludmilla zu denken. Unsere kleine Milla hatte keinen Picknickkorb mitgebracht. Sie war keine neugierige Touristin gewesen.
Tycho Under war vorläufig unser größtes Problem. Falls die Schiffe unsere Siedlungen angriffen -und auf Terra wurde das immer wieder gefordert -, würde Tycho Under die Bombardierung nicht überstehen; eine Wasserstoffbombe würde sämtliche Stockwerke in luftleere Räume verwandeln, denn Luftschleusen sind nicht wie Bunker konstruiert. (Wir hatten mehrmals erklärt, daß wir keine Atombomben eingesetzt hatten, aber ganz Nordamerika schien nur noch von dem Gedanken besessen zu sein, es uns auf diese Weise >heimzuzahlen<.) Ich fand die Reaktion der Loonies von Tycho Under unbegreiflich.Finn hatte bekanntgegeben, daß die Stadt geräumt werden müsse; Prof hatte die Bevölkerung über Video aufgefordert, sich nach
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