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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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selbst gebacken«, erklärt Mutter, obwohl es nicht ganz stimmt. Schließlich fragt der junge Mann Sabita, ob sie mit ihm ein bisschen spazieren gehen möchte? Sie ist einverstanden. Padma und ich schauen ihnen aus dem Fenster unseres Zimmers nach. Wer kann schon wissen, was er für ein Mann ist? Ist er edel, und wird er Sabita im Leben unterstützen? Aber die Familie hat Geld. Wir sind Immigranten. Wir müssen aufeinander aufpassen. Die Afrikaner hassen uns, weil wir erfolgreich sind. Und wir haben Angst vor ihnen. Ich zumindest.
    Ich gehe in die Küche und helfe, damit die Gäste schmecken, dass diese Töchter gut kochen können. Ich kommandiere das Küchenmädchen herum.
    »Also! Nimm nicht so viel Öl!« Die Mutter des jungen Mannes erscheint an der Küchentür. Sie hat noch einen Sohn in Nairobi: In dem Ehekatalog steht, dass Sabitas Freier einen jüngeren Bruder hat.
    »Und wovon träumst du so, Naseen?«, will sie wissen.
    »Ich würde gern einen Brillenladen haben.«
    »Wo müsste der liegen – hier in Moshi?«
    »In Kanada«, sage ich und muss kichern. Ich halte inne und füge hinzu: »Na ja, das ist mein Traum, weil meine Tante dort wohnt.«
    »Mein jüngster Sohn hat mich gebeten, die Augen offen zu halten, ob es noch mehr gute Mädchen in Moshi gibt«, sagt sie lächelnd.
    »Will er auch bald heiraten?«
    »Nein, er ist erst siebzehn. Erst soll er ins Ausland und ein Ingenieurstudium absolvieren. Vielleicht in Kanada.« Wieder lächelt sie mir zu. Wenn man erst einmal ins Ausland kommt, um zu studieren, bleibt man dort – das wissen alle. Aber vielleicht wünscht man sich ein hübsches Mädchen aus Moshi, die gleichzeitig die kleine Schwester der Schwägerin ist.
    »Studieren ist wichtig«, sage ich und nicke ernsthaft. Diese Mutter scheint recht nett zu sein, und vielleicht wünscht sie sich, bei ihrem ältesten Sohn alt zu werden, der möglicherweise Sabita heiraten wird. Dann könnte ich den kleinen Bruder heiraten, und wir wären in Kanada frei.
    »Und wofür interessierst du dich, Naseen?«
    »Ich mag am liebsten Physik, Mathematik und Englisch. Außerdem koche ich gern und liebe Kinder.«
    »Essen ohne zu viel Öl, du folgst der neuen Mode«, sagt die Frau, die beinahe ebenso dick ist wie Mutter. Ich erwidere nichts. »Mein jüngster Sohn trägt eine Brille«, fügt sie hinzu.
    »Dann kann er in meinen Laden in Kanada kommen und ein neues Gestell ausprobieren«, lache ich. »Wenn er denn nach Kanada geht.«
    Sie sagt nichts. »Und falls ich dann in Kanada bin … zu der Zeit.« Ich schaue in die Töpfe, weil ich nicht weiß, was ich noch sagen soll.
    »Außerdem spielt mein Sohn sehr gern Tennis. Spielst du Tennis?«
    »Ich lerne es in der Schule.«
    »Dann könnt ihr zusammen spielen, wenn wir uns zur Verlobungsfeier treffen«, schlägt sie vor.
    »Werden sie sich verloben?«, frage ich mit großen Augen. Sie lächelt.
    »Es sieht danach aus.«
    »Oh, schön!« Ich küsse sie auf die Wangen, laufe zu Mutter und umarme sie. Ich werde den jüngsten Sohn zur Verlobungsfeier und bei der Hochzeit treffen, und später, wenn ich Sabita in Kenia besuche.
    Die Schule. Masuma sitzt in der Bibliothek. Sie ist Inderin, aber Muslima, und sie befolgt nicht die Regeln, die Parminder aufgestellt hat. Masuma ist dünn und knochig, nicht besonders hübsch, aber die beste Badmintonspielerin der Schule – sie schlägt auch alle Jungs. Sie spielt in weißen Turnschuhen, langen weißen Hosen und weißen, langärmligen Pullovern. Das lange Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ich frage sie, wo sie ihre Sachen kauft. Sie ist freundlich und gibt mir den Namen ihrer Schneiderin. Ich lüge Mutter an.
    »Ich brauche richtige Sportsachen zum Tennis. Wenn ich noch einmal im Sari komme, muss ich nachsitzen.«
    »Aber was ist mit deinen Rückenschmerzen?«
    »Mein Rücken ist wieder in Ordnung.«
    »Aber du musst doch nicht spielen.«
    »Mutter. Ich möchte gerne lernen, Tennis zu spielen.«
    »Tennis«, sagt Mutter und sucht kopfschüttelnd ihre Handtasche. »Diese Schule ist nicht gut für ein braves Hindumädchen.«
    Wir bestellen die Kleider bei der Schneiderin und kaufen teure weiße Tennisschuhe aus China.
    Ich gehe in den Umkleideraum der Mädchen am Swimmingpool und ziehe mich um. Als ich über die Fußballplätze zur Einfriedung gehe, fühle ich mich sonderbar in der langen Hose.
    »Was machst du denn da?«, erkundigt sich Parminder, die unter einem Baum im Schatten steht.
    »Ich übe Tennis.«
    »Aber wir

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