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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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bezahlen muss. Der Beamte schaut in den Pass, dann mir ins Gesicht. Mick ist weiß. Ich bin Mulatte – zu einem Viertel hehe . Meine Mutter ist eine Urenkelin von Häuptling Mkwawa, der gegen die Deutschen kämpfte. 1898 wurde ihm der Kopf abgeschlagen.
    »Das ist nicht dein Pass«, sagt er.
    »Ich bin braun gebrannt.«
    »Das ist nicht dein Pass«, wiederholt er.
    »Lassen Sie mal sehen.« Er reicht ihn mir. Ich schlage ihn auf, lege ein paar Eindollarnoten hinein und gebe ihn zurück. Er öffnet den Pass und nimmt die Scheine.
    »Okay«, sagt er, und ich bezahle für mich und den Guide in Schilling.
    Ich gehe in raschem Tempo voraus, Samueli folgt mir. Der Urwald stürzt auf uns ein, die Augen werden träge von diesem Anblick. Große knorrige Bäume mit Lianen und Schlingpflanzen – so dicht, dass es am Boden dunkel ist, trotz des wolkenfreien Himmels. Eine Schar schwarzer und weißer Colobus-Affen hüpft hoch oben in den Baumwipfeln.
    Touristen benötigen drei Tage, um die dritte Hütte zu erreichen. Am vierten Tag stehen sie kurz nach Mitternacht auf und beginnen im Dunkeln mit dem Aufstieg zum Gipfel, um am Gillman’s Point den Sonnenaufgang genießen zu können. Es ist ein bisschen leichter, auf dem vulkanischen Kies nach oben zu steigen, wenn es gefroren hat. Der eine oder andere geht noch bis zum Uhuru Peak, dem höchsten Punkt, 5.895 Meter über dem Meeresspiegel – der höchste freistehende Berg der Welt. Hinterher steigen sie zur zweiten Hütte ab und übernachten dort, um schließlich am fünften Tag nach Marangu zurückzufahren. Manch einer fügt noch einen Tag hinzu, um sich an der zweiten oder dritten Hütte auszuruhen und den Organismus an die Höhe und die dünne Luft zu gewöhnen.
    Wir kommen zur ersten Hütte, einem alten schiefen Backsteingebäude mit Wellblechdach. Daneben stehen vier schöne Holzhütten – ein Geschenk Norwegens an Tansania Ende der siebziger Jahre. Ein paar Touristen ruhen sich aus. Am Vormittag sind sie langsam und gemächlich vier Stunden hinaufgewandert, mit Trägern, die das Gepäck geschleppt haben. Jetzt schlendern sie zum Aussichtspunkt, liegen in der Sonne und trinken Safari-Bier. Die erste Hütte lässt sich auch mit dem Land Rover erreichen. Und es gibt einen Kühlschrank für die Getränke. Kurz nach der Hütte treten wir aus dem Wald in eine Heidelandschaft mit einer klaren Aussicht auf die gezackten Spitzen des Mawenzi. Wir wandern in gleichmäßigem Tempo weiter und erreichen die zweite Hütte gegen halb sechs – Zeit genug, um sich zu orientieren, Wasser zu suchen und mit ein paar Guides und Trägern zu reden.
    »Darf ich euer Feuer benutzen«, frage ich sie.
    »Ja, natürlich.« Ich habe meinen Topf, Zwiebeln, Karotten, Dosenbohnen und Reis. Ich schneide das Gemüse mit meinem Taschenmesser klein und werfe es in den Topf, den ich übers Feuer gehängt habe. Zum Rühren habe ich mir einen Stock abgeschnitten.
    » Tia mafuta «, sagt ein Bursche – du musst Öl dazu gießen.
    » Hamna «, erwidere ich, denn ich habe kein Öl. Er reicht mir eine Flasche.
    » Karibu «, sagt er. Ich bedanke mich, gieße ein bisschen Öl in den Topf, schwitze das Gemüse an, schütte es auf meinen Teller, fülle Reis und Wasser in den Topf und lasse es kochen, bis der Reis klar ist. Dann kippe ich das Gemüse und die Dosenbohnen zurück in den Topf, rühre alles zusammen und erhitze es noch einmal über der Glut. Die Guides und Träger schauen mir zu. Ich sehe, was sie denken: Der Mulatte weiß nicht, wie man Essen zubereitet. Stimmt, ich bin auf ein Internat gegangen, und zu Hause gab es Haushaltshilfen und meine Mutter.
    » Wewe unatoka wapi ?«, fragt der Mann mit dem Öl. Ich antworte, ich käme aus Iringa.
    »Ich bin hehe «, sage ich.
    »Aber du bist sehr hell.«
    »Gemischt mit mzungu .« Ich erkläre ihnen, dass mein Vater weiß und meine Mutter halb weiß und halb schwarz ist – eine Hälfte Tansania und eine Hälfte England. Meine Großmutter ist hehe , Großvater war Engländer und Betriebsleiter der Fabrik der Tanzania Tobacco Company in Morogoro. Er starb an schwarzer Malaria, bevor ich geboren wurde, aber er hat dafür gesorgt, dass meine Mutter einen englischen Pass bekam – deshalb besitze ich auch einen. Meine Mutter heiratete meinen Vater, einen Griechen, der für ein paar Inder eine große Tabakplantage außerhalb von Iringa betreibt. Mutter hat eine Ausbildung und arbeitet als Lehrerin. Sie ist sehr stolz darauf, dass Häuptling Mkwawa ihr Urgroßvater

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