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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Salz viel zu teuer ist. Die ganz kleinen Fische werden einfach auf Sackleinen ausgebreitet in der Sonne getrocknet. Ein Inder aus Tanga hat mal versucht, Fische einzufrieren und in Kühlwagen zu transportieren, aber die Lastwagen hatten eine Panne und die Fische vergammelten. Das Geschäft der Tante mit getrocknetem Fisch geht schlecht, denn inzwischen gibt es tiefgefrorene Riesenbarsche aus dem Victoriasee. Der Transport funktioniert gut, nachdem Europa Geschenke in Form von Gefrierlastwagen verteilt hat.
    Den Platz am Straßengraben vor dem Markt teilen wir uns mit den armen Frauen vom Land, die ein bisschen Gemüse und Obst verkaufen – es liegt in Stapeln auf Sackleinen vor ihnen. Auf der anderen Straßenseite sitzen die Schneider vor ihren Läden unter den Halbdächern im Schatten und nähen. Wenn sie rasch die Fußpedale treten, ist das singende Geräusch der Nadeln und des Riemenantriebs zu hören.
    »Vielleicht könnte ich als Schneiderin arbeiten«, sage ich, denn ich nähe gut – ich habe es von meinem Stiefbruder Edward in Arusha gelernt, bevor er starb.
    »Nein«, sagt die Tante. »Nur ein Mann kann Schneider sein.«
    »Aber vielleicht für ein vornehmes Bekleidungsgeschäft in mtaa juu , in dem die Blusen und Hosen den Kunden angepasst werden müssen?«
    »Dann müsstest du eine eigene Nähmaschine haben.«
    »Es ist das Einzige, was ich kann.«
    »Ich rede mit meinen Freundinnen in der Kirche, wir werden schon eine Arbeit für dich finden«, sagt die Tante. Ständig rennt sie in die Kirche, dort stehen sie sich gegenseitig gegen die Gottlosen bei. Und sie findet eine Arbeit für mich als Kellnerin bei einer mama mtilie – einer Frau, die eine Garküche an der Rengua Road in mtaa juu betreibt, wo die Büros, die Banken und die Geschäfte der Reichen liegen. Die Garküche liegt hinter einem Kaufmannsladen in einer ehemaligen Autowerkstatt. Ein offener Raum mit einem hohen Vordach, das einen Großteil des von Ölflecken übersäten Betonbodens mit Schatten versorgt. Unter dem Dach stehen Tische und Stühle. Und hinter einer Trennwand aus Brettern arbeiten die Frauen an den Töpfen. In der Mittagspause kommen die Männer und schauen über die Trennwand, um zu sehen, was es zu essen gibt. Wenn sie bestellt haben, setzen sie sich, und ich muss servieren.
    2.
    »Komm her, Schwester!«, rufen die Männer. Und ich gehe an ihren Tisch. Der Dickste greift nach meiner Hand. Ich lasse es zu und lächele, ohne etwas zu sagen. »Wo wohnst du denn?«, fragt er.
    »Bei meiner Tante in Majengo.«
    »Kommst du Samstag in die Disco vom Moshi Hotel?«
    »Nein, das geht nicht.« Ich habe kein Geld für den Eintritt.
    »Ich könnte dich in Majengo abholen, dann wärst du in meiner Begleitung«, sagt er. Mama mtilie ruft mich.
    »Rachel, komm her!«
    »Ja!«, rufe ich zurück.
    »Wir brauchen noch Salz«, sagt ein anderer Mann.
    »Ja.«
    »Und deinen Zucker«, fügt der Dicke hinzu. Die anderen Männer lachen. Ich gehe zur mama .
    »Benimm dich anständig«, zischt sie mir schnell und leise zu, so dass nur ich es höre. »Ich will nicht, dass du diesen Männern schöne Augen machst. Diese Art Männer ist schlecht, sie wollen dich nur ausnutzen.«
    »Ich mache niemandem schöne Augen, aber du hast selbst gesagt, ich soll freundlich sein und fragen, was sie gern möchten.«
    »Ja, aber du sollst ihnen nicht alles geben, was sie wollen.«
    Ich bringe den Männern Salz, Wasser und pili-pili , serviere ihr Essen unter dem Dach mit einem Lächeln und denke: Sind diese dicken Männern die Art von gottlosen wabwana wakubwa , die sich Mädchen kaufen?
    Aber es kommen nicht nur alte dicke Männer. Auch Faizal, der Discjockey des Moshi Hotels. Schicke Sonnenbrille, smartes T-Shirt, große goldene Uhr. Faizal ist der interessanteste Mann, den ich je getroffen habe. Ich bekomme ihn nicht aus dem Kopf. Und nachts, wenn ich träume: Faizal, Faizal, Faizal.
    »Vielen Dank, meine Hübsche«, sagt er, wenn ich ihm sein Essen bringe. Faizal schaut mich ziemlich oft an, doch ich tue so, als würde ich es nicht bemerken.
    3.
    Ich arbeite von halb acht Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags. Erst muss ich die Blätter und kleinen Zweige vom Platz fegen und Wasser vom Wasserhahn in der Toilette an der Ecke holen. Ich habe den Staub von den Tischen und Stühlen zu wischen, der in der trockenen Zeit alles überzieht. Zusammen mit mama mtilie kaufe ich ein und putze und schneide das Gemüse oder den Fisch. Dann nehme ich die Bestellungen entgegen,

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