Revolution - Erzählungen
gefahren habe«, sagt Henry – so laut, dass alle es trotz der Musik hören können.
»Du bist verheiratet. Was macht deine Hand da auf meinem Oberschenkel? Glaubst du, ich bin ein Chapati-Teig?« Ein paar schlimme Mädchen an einem anderen Tisch lachen hässlich. Sie wissen, was er glaubt.
»Ich begehre dich sehr«, sagt Henry, schmierig wie ein Betrunkener. Es ist peinlich, weil viele Gäste meine Tante kennen; Männer, die in die Kirche gehen, gehen auch in die Bar. »Du könntest ruhig ein bisschen netter zu mir sein«, wiederholt er. Und unter nett versteht er, dass wir jetzt zu einem Guesthouse gehen, uns für zehn Minuten ein Zimmer mieten und er seine Pumpe in mich kotzen lassen kann. Kuma mamayo – bei der Fotze deiner Mutter. Das will ich nicht. Außerdem ist es gefährlich.
»Jetzt hör aber auf!«, sage ich. »Du hast mir versprochen …«
»Du blöde Zicke!«, brüllt Henry, steht auf und holt nach mir aus, aber er ist zu betrunken. Es gelingt mir, meinen Stuhl zurückzuschieben, Bierflaschen und Gläser kippen um und zersplittern auf dem Boden. Henry fällt beinahe, kann aber gerade noch nach der Tischkante greifen und sich aufrecht halten. »Ich hätte zwei Mädchen haben können für das Geld, das ich heute Abend für dich vergeudet habe!«, brüllt er. Die Barmama kommt, weil sie das Splittern von Gläsern und Flaschen gehört hat – das ist sehr teuer. »Diese Mädchen haben keine Angst vor meiner schwarzen Mamba!«, schreit Henry, dass ihm der Speichel aus dem Mund fliegt.
»Was machst du denn hier?« Die mama ist wütend, sie ist eine stattliche Frau. Die schlimmen Mädchen lachen hässlich.
»Seine Pumpe ist im Augenblick bestimmt zu betrunken«, bemerkt eine von ihnen. Ich habe mich vom Tisch bis an das Geländer der Veranda zurückgezogen.
»Du bist die schlimmste malaya !«, brüllt Henry mir nach. »Ständig machst du mich an und gibst mein Geld aus, und dann spielst du die Heilige!«
Was soll ich machen? Die Barmama unternimmt nichts – vielleicht weiß sie, dass Henry mit der Nichte des Regionalkommissars verheiratet ist. Er schiebt den Tisch zur Seite und kommt auf mich zu. Mir laufen die Tränen herunter, ich versuche, über das Geländer zu klettern, um wegzulaufen, aber mein Rock ist zu eng. Die Mädchen grinsen.
»Henry!« Wessen Stimme ist das? »Komm, trinken wir ein Bier zusammen«, sagt die Stimme. Alwyn – er taucht hinter der mama auf, aus dem Kneipenraum. Henry dreht sich um.
»Alwyn«, sagt er verwirrt.
»Du weißt doch, dass du mit mir reden sollst, wenn du einen netten Abend haben willst«, sagt Alwyn. »Komm jetzt, trinken wir ein Bier zusammen. Das Mädchen ist nichts für dich.« Und Henry geht an Alwyn vorbei in die Bar. Alwyn tritt zwei Schritte von der Tür und winkt mich zu sich. Ich gehe hin. Er gibt mir Geld. »Nimm ein Taxi nach Hause«, sagt er leise. »Vielen Dank«, flüstere ich zurück.
»Geh jetzt, wir reden später.« Und ich laufe zum Strangeways, dort halten immer Taxen. Zu Hause im Bett kann ich nicht schlafen. Muss man mit Schweinen zusammen sein, nur um zu leben? Es muss einen anderen Weg geben. Alwyn sagt, wir reden später. Aber ich will mit ihm nicht über die Dinge sprechen, über die er reden will. Ich stecke Geld ein, um ihm sein Geld zurückzugeben, sobald ich ihn treffe.
14.
Anna möchte, dass ich in die Disco des Moshi Hotels mitkomme. Wir haben ein bisschen Geld, es ginge durchaus. Anna erzählt es der Tante.
»Was wollt ihr denn dort? Nur schlechte Menschen gehen dorthin«, behauptet die Tante.
»Nein«, widerspricht Anna. »Das Moshi Hotel ist für anständige Menschen, die eine Ausbildung und eine gute Arbeit haben und denen man in Majengo nie begegnet.«
»Du kannst gute Menschen in der Kirche treffen. Dort gibt es viele anständige Männer.«
»Die Kirche ist voller Arme. Soll ich mein Leben mit einem shamba-boy verbringen?« Die Tante antwortet nicht. Sie selbst war mit einem shamba-boy verheiratet – einem Marktarbeiter, der sich später dem Suff hingab.
»Wir sind jung«, sagt Anna. »Wir wollen uns amüsieren. Etwas erleben. Willst du etwa, dass wir in die Bars in Majengo gehen? Oder soll ich hier sitzen und eine alte Frau werden, die wie du Fisch verkauft?« Die Tante fängt an zu heulen.
»Meine einzige Tochter endet als Matratze der Männer. Als malaya im Moshi Hotel. Oh Gott!« Die Tante hebt die Arme und verdreht die Augen zum Himmel.
» Tsk «, schnalzt Anna. »Du bist meine Mutter, und du glaubst, ich
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