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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Salama wissen, als sie an den Tisch tritt.
    »Ich rede mit Rachel ein bisschen übers Geschäft«, antwortet Alwyn.
    »Diese Geschäfte sind nichts für Rachel.«
    »Ich muss jetzt nach Hause«, sage ich, weil ich nicht möchte, dass Salama wütend wird.
    »Trink deine Cola«, fordert Alwyn mich auf. Salama setzt sich und zündet sich eine seiner Zigaretten an. Zwei von den schlimmen Mädchen sitzen an einem Tisch hinter mir. Ein Bursche kommt auf der Straße angeschlendert und bleibt vor ihnen stehen.
    »Ich will etwas haben«, sagt er.
    »Du hast kein Geld«, entgegnet eines der Mädchen.
    »Doch, ich habe Geld«, erklärt er und nennt den Betrag.
    »Das ist nicht genug.«
    »Wir brauchen kein Zimmer«, sagt der Bursche. »Einfach hinterm Haus, schnell. Ich will es jetzt.«
    »Ohne Geld kannst du nicht pumpen«, erwidert das Mädchen.
    »Dann eben nicht pumpen, Hauptsache, du hilfst mir.«
    »Gib mir das Geld«, sagt sie. Ich höre, wie sie aufsteht. Sie geht an uns vorbei und verschwindet mit dem Burschen um eine Ecke in der Dunkelheit. Anna hat mir erzählt, dass die billigsten malaya ihre Kunden ins Fußballstadion von Majengo mitnehmen; auf dem Platz steht kein Grashalm, es gibt nur Erde. Dort treiben sie es direkt an der Mauer. Es gibt zwei Preise für den Mann, behauptet Anna: der billige ist mit Socke, der teure ohne. Männer wollen immer ohne Socke pumpen, und die billigen Mädchen möchten gern den teureren Preis verdienen. Für ein paar Schilling können sie sich alle möglichen Krankheiten holen oder sogar dick werden. Das Mädchen kommt ziemlich schnell zurück.
    » Haraka, haraka «, lacht sie ihrer Freundin zu – schnell, schnell. Sie sind in meinem Alter und verkaufen sich sogar an den Dreck vom Markt. Sie sind dumm. Das ist nicht normal. Es ist verstörend. Wie können sie so mit ihrem eigenen Körper umgehen?
    »So ist das Leben für Mädchen in Majengo, wenn sie niemanden haben, der ihnen hilft«, sagt Alwyn zu mir.
    »Mein Leben ist nicht so, ich habe Arbeit.«
    »Ja. Aber reicht’s zum Leben?«
    »Ich komme zurecht«, sage ich, trinke meine Cola aus und stehe auf. Ich bedanke mich nicht, wenn er so mit mir redet.
    »Bis bald«, verabschiede ich mich von Salama und gehe.
    »Denk drüber nach!«, ruft Alwyn mir hinterher. Und ich denke darüber nach. Wenn es nur darum geht, gelegentlich mit jemandem zu Abend zu essen – könnte ich es tun. Ich brauche den Lohn des Kaufmanns für den Englischunterricht. Die Geschenke beim Abendessen sind vielleicht das Geld für die Miete. Ich brauche keine neuen Kleider oder andere Dinge. Ich kann im Leben vorwärtskommen. Aber nach dem, was Anna erzählt hat, traue ich Alwyn nicht.
    13.
    An den Nachmittagen kommen auch Männer hinter den Kaufmannsladen, die noch nicht alt, aber auch nicht verheiratet sind. Sie können es sich leisten, Bier zu trinken. Und einige von ihnen mögen mich. Einer heißt Henry, er fragt, ob ich am Samstag in die Disco vom Moshi Hotel komme?
    »Was würde deine Frau dazu sagen?«, ziehe ich ihn auf, denn ich möchte wissen, ob er eine Frau hat.
    »Ich bin noch nicht verheiratet«, antwortet er und lacht mich an. Ich möchte gern, denn es ist langweilig zu Hause. Wir haben kein Radio, und ich hab Majengo satt. Aber ich kann mir den Eintritt ins Moshi Hotel nicht leisten, und ich kann mir auch keine Limonade leisten. Aber Henry sage ich nicht, dass ich deshalb nicht kann, denn es ist falsch, so über Geld zu reden. Und außerdem sieht er ja, wo ich arbeite.
    »Meine Tante mag nicht, dass ich nachts ausgehe.«
    »Ach, ich hole dich in meinem Auto ab und bezahle für dich. Und hinterher fahre ich dich wieder nach Hause.«
    »Dann komme ich gern mit. Aber ich darf nicht zu spät nach Hause kommen.«
    »Okay«, sagt Henry, und wir verabreden, dass er mich am Kiosk in Majengo abholt. Ich werde dort sitzen und eine Limonade trinken – die kann ich mir leisten. Ich freue mich. Henry ist nicht zu alt. Ich überlege, wo er wohl wohnt, ob er viel Geld verdient und ob er eine gute Familie hat. Ich frage die Kassiererin.
    »Henry? Er ist mit der Nichte des Regionalkommissars verheiratet.«
    »Wirklich?« Ein Riesenbetrug. Mir ist kalt und traurig zumute. Er versucht nur, etwas nebenher aufzuziehen. Ich will aber nicht irgendetwas nebenher sein. Ich sage der Tante, ich würde eine Freundin besuchen. Ich sitze vor dem Kiosk. Er kommt in seinem Wagen. Ich gehe hin und lehne mich ins Fenster.
    »Du hast eine Frau«, sage ich. »Wieso lädst du mich

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