Revolution - Erzählungen
bloß ein junges Mädchen, aber sie hat ein gutes Zimmer, feine Sachen, alles – wie kann das gehen, ohne dass sie etwas Schmutziges tut?«, fragt Olivia. Ich weiß keine Antwort auf ihre Frage.
Sonntagnachmittag hält Alwyns Auto vor Salamas Haus. Ich klopfe an die Tür. Salama öffnet, kommt heraus und zieht die Tür fest zu, sie hat eine kanga um ihren Körper geschlungen. Wir begrüßen uns.
»Ist Alwyn hier?«
»Was willst du von Alwyn?«, fragt sie.
»Ich schulde ihm Geld.«
Alwyns Stimme kommt aus dem Zimmer: »Behalt das Geld, Rachel, nimm es für deinen Englischunterricht.«
Ich schaue Salama an und schüttele den Kopf. »Nein, ich will sein Geld nicht.«
Salama seufzt, öffnet die Tür und gibt mir ein Zeichen, dass ich hereinkommen soll. Alwyn liegt in ihrem Bett, er hat sich nur ein Laken über die Pumpe gezogen.
»Hier ist dein Geld«, sage ich und reiche es ihm.
»Behalt es, es ist egal«, antwortet er mit einem kleinen hässlichen Lachen.
»Nein, ich bezahle meine Schulden.« Ich lege das Geld auf den Tisch, verabschiede mich und gehe.
16.
Faizal kommt bereits am Montag zu mama mtilie .
»Du siehst heute sehr hübsch aus, Rachel«, sagt er.
Ich habe meinen guten Rock an. Ich frage die Mädchen im Friseurladen nach Faizal.
»Er ist auch ein Moslem von der Küste«, erzählen sie. Ich bin kein Moslem, aber das sage ich ihnen nicht. Ich könnte ebenso gut Muslima sein. Auch am Freitag kommt Faizal zum Mittagessen.
»Kommst du heute Abend in die Disco?«, erkundigt er sich.
»Ich kann nicht.«
»Für dich ist es umsonst, Rachel. Ich betreibe die Disco – du kommst direkt rein, es kostet dich nichts.«
»Aber ich muss morgen früh zur Arbeit.«
»Du kannst einfach früher nach Hause gehen.«
»Woher wissen sie, dass ich dich kenne … also, dass ich gratis hereinkann?«
»Ich sage dem Türsteher, der für mich arbeitet, dass ein hübsches Mädchen kommen wird, das Rachel heißt. Und dass sie sofort durchgelassen werden soll.«
»Aber ich darf spätabends nicht mehr ausgehen, meine Tante wird böse.«
»Du bist doch ein erwachsenes Mädchen. Du hast einen Job, du darfst dich auch mal amüsieren.«
»Ja, aber wie soll ich mitten in der Nacht nach der Disco nach Majengo kommen?«
»Ich kann dich in einem Taxi nach Hause bringen lassen«, sagt er, als würde der Betrag für ein Taxi, das mich allein nach Hause bringt, nichts bedeuten.
»Ich kann nicht«, sage ich und gehe zum Tresen. Am Samstag erscheint Faizal, als die Mittagszeit vorbei ist. Er setzt sich mir gegenüber, während ich an einem Tisch die Reste aufesse.
»Wenn es mir in Moshi nicht mehr gefällt«, sagt er, »dann fahre ich nach Arusha und spiele im Mount Meru.« Dem großen Hotel. Ich bin einmal mit meinem Stiefbruder Edward dort gewesen, als er einige Touristen für seine Gesellschaft dorthin fahren musste. Sehr vornehmer Ort, moderner, europäischer Stil.
»Vielleicht nehme ich dich mit«, lächelt Faizal. Er gibt mir viel Trinkgeld. »Ich hoffe, ich sehe dich heute Abend – der Türsteher weiß, dass er dich einfach reinzulassen hat.«
Das Trinkgeld reicht für eine Cola und ein matatu hin und zurück. Ich fahre in die Stadt. Ein Kumpel kümmert sich um die Musik, als Faizal mich in eine dunkle Ecke zieht. Uhhh . Seine Zunge tanzt in meinem Mund, er fasst mir ans Kleid und drückt meine titi , mir wird sehr heiß. Das Donnerwetter der Tante beeindruckt mich überhaupt nicht, als ich recht spät nach Hause komme.
17.
Auf der Rengua Road wird über alles viel geklatscht. Wen kann ich fragen, um eine ehrliche Antwort zu bekommen? Ich gehe zu Roots Rocks, das Marcus gehört. Früher konnte man in seinem Laden Kassetten mit der ganzen guten Musik aufnehmen lassen. Aber damit ist es vorbei, die Geräte sind zu abgenutzt. Jetzt verkauft seine Freundin Claire Kleider in dem Raum. Sie ist eine gute Geschäftsfrau. Mit ihrer Mutter fährt sie zum Markt in Kiborloni, dort kaufen sie die besten Sachen aus Europa und flicken sie. Claire verkauft sie dann den wohlhabenden Leuten in mtaa juu – sie wollen nicht beim Herumwühlen in den Kleiderhaufen von Kiborloni erwischt werden.
»Kennst du diesen Alwyn mit dem Auto?«, frage ich sie.
»Ich weiß, wer er ist.«
»Ist er … okay?«
» Tsk , er ist nicht gut«, sagt sie.
»Was macht er?«
»Schlechte Sachen.«
»Was für Sachen?«
»Dreckige.«
»Und Salama – ist sie seine Freundin?«
»Seine Freundin? Er hat nicht nur eine Freundin«, antwortet Claire mit
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