Revolution - Erzählungen
trinken. Sie dürfen die Flaschen nicht mitnehmen, denn Flaschen sind sehr teuer und schwer zu beschaffen. Rogarth ist der Frechste. Nach und nach lerne ich ihn kennen. Er ist mit den wazungu -Kindern auf die Internationale Schule gegangen, aber jetzt ist er arm, weil sein Vater im Karanga Prison sitzt. Er hat die Zuckerplantage TPC zu sehr betrogen. Ich mag Rogarth.
»Hat einer von den wabwana wakubwa im Hinterhof versucht, dich zu schlimmen Dingen zu verführen?«, fragt er mit einem frechen Blick.
»Nein.«
»Wollen sie dir kein Bier spendieren?«
»Doch, aber ich trinke kein Bier.«
»Das ist gut«, sagt Rogarth.
»Wieso?«
»Wenn du ihr Bier annimmst und dann von der Arbeit nach Hause gehst, dann stehen da vier Männer, die finden, dass du ihnen eine große Portion Obst schuldest, weil du zwei Bier getrunken hast, das sie bezahlt haben.«
» Tsk , jetzt hör aber auf.«
»Du kannst es ja mal versuchen«, meint Rogarth. Wenn ich ihn frage, wo er arbeitet, antwortet er ausweichend und sagt nur, er sei im business tätig. Es kann keine gute Arbeit sein, denn seine Sachen sind abgetragen und die Schuhe verschrammt.
»Nein, ich will heute keine Limonade«, sagt er. Ich hole ihm ein Glas Wasser.
»Bitte sehr.«
Rogarth bedankt sich und leert das Glas in einem Zug.
»Du verstehst es, den Durst eines Mannes zu löschen«, sagt er und zwinkert mir zu. »Gehst du nie in die Disco im Moshi Hotel? Dort sind die wichtigen Leute, die Geld haben – nicht solche Penner wie in Majengo.«
»Ich habe kein Geld für die Disco«, antworte ich. Rogarth lädt mich nicht ein. Er hat auch kein Geld.
Aber meine schicken Sachen erhöhen die Trinkgeldeinnahmen. Nachmittags kommen die Männer, trinken Bier und essen nyama choma . Alle sind älter als ich, einige sind richtig alt.
»Möchtest du mit mir zu Abend essen?«, werde ich von einem großen, gutgekleideten Mann gefragt.
»Meine Tante erlaubt nicht, dass ich abends noch ausgehe«, antworte ich und frage die Kassiererin nach dem Mann.
»Wer, der Große? Der ist ständig hinter den jungen Mädchen her. Ist verheiratet und hat vier Kinder.«
Wie komme ich im Leben weiter? Ich habe einen Job mit einem höheren Lohn, jetzt möchte ich ein eigenes Zimmer oder vielleicht eins, das ich mit einer Freundin teilen kann. Ich behalte mein Trinkgeld als Ansparung für eine bessere Zukunft. Aber ich verdiene nicht genug, um bei der Tante auszuziehen, wenn auch noch Geld für den Englischkursus übrig sein soll. Von zwei bis vier Uhr nachmittags gibt es einen Kurs im KNCU -Gebäude, zu dieser Zeit ist ohnehin nicht viel los. Ich frage den Kaufmann, ob ich mir für den Kurs freinehmen darf.
»Geht in Ordnung«, sagt er. Allerdings wird der Unterricht meinen ganzen Lohn kosten, wie soll ich dann die Miete bezahlen? Ich entkomme dem scharfen Blick der Tante nicht.
12.
»Rachel! Rachel!«, ruft Deborah auf der Straße. Ich habe es eilig und will nach Hause, denn es wird bald dunkel, aber ich bleibe stehen. »Komm mit in die Bar«, sagt sie. »Salama ist auch da.«
»Okay, aber nur einen Augenblick.« Deborah trägt ihre engen Sachen, hohe Hacken, viel Lippenstift. Ein Mann ruft nach ihr, als wir auf die Veranda treten, und sie setzt sich sofort zu ihm. Alwyn sitzt allein an einem anderen Tisch.
»Wo ist Salama?«, frage ich ihn.
»Sie ist gerade auf der Toilette«, erwidert er und spendiert mir eine Cola. »Ich dachte, du bist ein anständiges Mädchen.«
»Ich bin ein anständiges Mädchen.« Was glaubt er bloß?
»Es ist nicht gut für ein Mädchen, in Majengo herumzulaufen wie Deborah, man könnte davon krank werden.«
»Ich bin nicht so. Ich laufe nicht herum.«
»Ich weiß. Du bist ein ganz normales Mädchen vom Dorf. Ich kenne viele gute Männer, die gern ein anständiges Mädchen vom Dorf kennenlernen würden – reiche Männer.«
» Tsk . Man kann mich nicht kaufen.«
»Nein, nein, nein, nicht so. Es sind einfach nur Männer, die gern die Gesellschaft eines netten Mädchens genießen wollen; eine, mit der sie reden können, wenn sie zu Abend essen. Das ist nichts Schlimmes.«
»Nur mit ihnen zu Abend essen?«
»Ja. Du wirst abgeholt, bekommst gutes Essen und wirst wieder zurückgefahren – kein Theater.«
»Ich habe Maisbrei und Bohnensoße, wieso soll ich mit diesen Männern essen?«
»Sie werden dir ein Geschenk geben. Es sind gute Männer – viele suchen nach einer guten Frau, mit der sie zusammenleben können.«
»Was erzählst du Rachel da?«, will
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