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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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ins Moshi Hotel ein?«
    »Na ja, wir wollen doch bloß ausgehen und uns amüsieren – ein bisschen tanzen, ein Bier trinken.«
    »Ich bin nicht diese Art von Mädchen.«
    »Was für eine Art von Mädchen? Tanzt du nicht gern?«
    »Ich bin kein Mädchen, das so herumalbert.«
    »Nein, nein, ich weiß. Aber es ist doch nichts Schmutziges.«
    »Wir gehen einfach nur in die Disco und tanzen?«
    »Ja.«
    »Aber ich muss zeitig wieder daheim sein«, sage ich.
    »Bleib ruhig, ich werde dich nach Hause bringen.«
    Eigentlich will ich ja gern, denn ich war noch nie in einer richtigen Disco – nur im YMCA in Arusha am Nachmittag, zusammen mit ein paar Kindern. Ich steige in den Wagen. Wir fahren. Ich rieche, dass er bereits Bier getrunken hat. Er fährt in Richtung Moshi Hotel, doch dann biegt er zum Liberty ab und parkt dort.
    »Wieso fährst du hierher?«, will ich wissen.
    »Es ist besser als das Moshi Hotel.« Es ist billiger als das Moshi Hotel. Das weiß ich von den jungen Männern, denen ich beim Kaufmann Limonade verkaufe. Das Liberty hat den schlechteren Sound, kein gutes Licht, und es ist ein härterer Laden mit mehr armen Leuten und mehr Besoffenen. Aber was soll ich sagen? Wir gehen hinein, Henry bezahlt. Es ist trotzdem toll. Hier gibt es auch gute Musik. Es ist laut. Ein paar bunte Lichter. Viele Menschen, die feiern. Wir finden einen Tisch, und Henry ruft eine Kellnerin.
    »Zwei Safari«, bestellt er.
    »Nein, ich möchte eine Limonade.«
    »Du musst mal ein Bier probieren.«
    »Wollten wir nicht tanzen?«, frage ich ihn.
    »Erst trinken wir mal ein Bier.« Mir gefällt das nicht – Henry trinkt das Bier zügig aus und bestellt sofort ein neues. Er erzählt mir von großen Geschäften, die er mit dem Regionalkommissar plant, und wie reich er dann sein wird. Es gibt hier eindeutig eine Menge schlimmer Mädchen. Sie wackeln auf die Männer zu. Sie gehen mit den Männern, aber nicht nach draußen; sie gehen in die andere Richtung, weiter in das Gebäude hinein. Henry legt eine Hand auf meinen Schenkel und fängt an, die Hand zu bewegen, als würde er Teig für Chapatis kneten – und davon hat er keine Ahnung.
    »Ich muss auf die Toilette«, sage ich und stehe auf. Auf dem Weg schaue ich in die Richtung, in der die Mädchen mit den Männern verschwinden. An einem Tisch sitzt ein Mann mit Schlüsseln, der Geld entgegennimmt. Hinter ihm liegt ein langer Flur mit Türen auf der einen Seite. Zimmer, um zu pumpen.
    Als ich zurückkomme, kehrt auch Henrys Hand zurück.
    »Lass uns tanzen«, sage ich zu ihm und stehe auf. Ihm bleibt nichts anderes übrig, und die Musik ist schnell genug, dass er nicht seine Hände auf mein Hinterteil legen kann. Aber dann kommt eine langsame Nummer, und nun ist mein Hinterteil ein Chapati-Teig für seine Hände. Tsk . Wir setzen uns wieder, und nun versucht er, mich zu küssen – einfach so, ein verheirateter Mann.
    »Ich muss nach Hause«, sage ich.
    »Nein, ist doch viel zu früh.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich früh zu Hause sein muss.«
    »Noch nicht«, sagt er.
    »Dann gehe ich.« Ich stehe auf, schließlich kenne ich sämtliche Schleichwege nach Majengo, ich kann Besoffenen durchaus aus dem Weg gehen. Henry bleibt mit seinem Bier sitzen und schaut mich grinsend an. Er hält sich für den großen Mann und glaubt, ich würde mich nur zieren, denn wer verläßt ihn schon freiwillig? So sollte er sich nicht benehmen. Ich drehe mich um und gehe. Er kommt mir nachgerannt.
    »Ich fahre dich nach Hause«, sagt er. Im Auto legt er wieder seine Hand auf meinen Schenkel. Ich schubse sie beiseite, sobald sie der Frucht zu nahe kommt. In Majengo hält er vor einer der schmutzigen Bars. »Lass uns ein letztes Bier trinken, bevor du nach Hause gehst.«
    »Ich will da nicht rein. Die Bar ist voller malaya . Wir können zu Strangeways gehen.« Es ist die einzig einigermaßen saubere Bar in Majengo.
    »So besonders bist du auch wieder nicht«, sagt Henry, steigt aus, wirft die Tür hinter sich zu und setzt sich an einen Tisch auf der Veranda. Es ist merkwürdig, allein im Auto zu sitzen. Die Leute gucken. Ich muss aussteigen. Ich setze mich zu Henry an den Tisch, und die Barmama kommt mit Bier für uns. Ich will kein Bier mehr, schon beim ersten Bier wurde mir schwindlig. Wieder ist die Hand an meinem Schenkel. Ich schubse sie weg.
    »Du blöde Göre. Du könntest ruhig ein bisschen netter zu mir sein, nachdem ich dich abgeholt, das Liberty und das Bier bezahlt und dich auch noch nach Hause

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