Revolution - Erzählungen
für deine Arbeit«, fügt Salama hinzu.
»Nein, du brauchst doch nichts zu bezahlen. Ich komme.«
»Dann kaufe ich etwas zu essen ein.«
»Aber es wird spät, bis ich frei habe – und ich muss gehen, bevor es dunkel wird.«
»Du kannst doch einfach bei mir schlafen.«
»Okay«, stimme ich zu. Ich bringe es nicht fertig, ihr zu sagen, nein, ich kann nicht, weil du eine dreckige malaya bist.
Zunächst laufe ich nach Hause, um Nadel und Faden zu holen, dann sage ich der Tante, dass ich bei einer Freundin schlafe.
»Bist du sicher?«, fragt die Tante nach. »Du hast doch nichts … Gottloses im Sinn?«
»Nein, nein.« Ich zeige ihr mein Nähzeug. »Ich soll ihr einen Pullover ändern, ich bekomme sogar Geld dafür.« Die Tante ist zufrieden, und ich laufe zu Salama.
Nach dem Essen nähe ich den Pullover perfekt um, dann liegen wir auf dem breiten Bett und unterhalten uns. Der Strom ist ausgefallen. Salama raucht eine Zigarette, die Glut leuchtet in der Dunkelheit wie eine Feuerfliege.
»Ist es wahr …«, beginne ich, beende den Satz aber nicht. Eine Weile ist es still.
»Was?«, fragt Salama nach.
»Ist es wahr, dass … dass Alwyn der Vater deines Sohns ist?« Nach der anderen Sache kann ich nicht fragen. Salama seufzt.
»Ein Mann schwängert dich, dann geht er einfach. Wie willst du beweisen, dass er der Vater ist? Das Gesetz kann dir nur helfen, wenn du den Richter und den Anwalt bezahlst.«
»Aber ist es wirklich Alwyn?«
»Wer kann das schon wissen. Ich kann nur auf das Kind zeigen und sagen: ›Schaut her, das sind Alwyns Nase und seine Ohren.‹ Aber ist das ein Beweis? Alwyn wird sagen: ›Alle Männer von Moshi sind die Väter dieses Kindes, denn alle haben ihren Samen in deinem Garten gesät.‹«
Salama ist eine Weile still und raucht. Ihre Stimme wird hart: »Heute sage ich mir, wenn mein Sohn einen Vater haben soll, dann keinen Vater wie Alwyn.«
20.
PAH – die Tante schlägt mir direkt ins Gesicht. Schuld ist die Katastrophe. Es ist mein siebzehnter Geburtstag. Ein Jahr wohne ich nun bei der Tante, und heute habe ich es ihr gestanden. Faizal hat einen Samen in mich gepflanzt. Die Tante holt einen Knüppel und schlägt mich. Ich heule, bis Anna gelaufen kommt und sie aufhält. Ich kann mich sogar an die Ursache erinnern: Ich habe immer verlangt, dass wir eine Socke benutzen, aber eine Socke ist geplatzt, als Faizal besonders energisch in mir war.
Sofort geht die Tante zu einem respektierten muslimischen mzee in Majengo, und dieser mzee geht zu Faizal und erklärt, dass er mich heiraten muss. Faizal lehnt ab. Aber der mzee weiß, dass Faizal einen wichtigen Onkel in Arusha hat. Und dieser Onkel empfindet das Tohuwabohu der Jugendlichen als respektlos, und er ist der größte bwana mkubwa in Faizals Sippe. Wenn der Onkel sagt, dass Faizal schlecht ist, wird die gesamte Sippe Faizal wie einen räudigen Hund behandeln.
Mzee erklärt der Tante: »Ich habe Faizal gesagt, wenn er Rachel nicht heiratet, werde ich zu seinem Onkel gehen und ihm alles erzählen. Jetzt ist Faizal einverstanden.«
Die Tante schenkt mzee eine Ziege als Dank für seine Hilfe, aber ich muss der Tante das Geld für die Ziege zurückgeben. Die Tante schreibt auch meinem Vater und erklärt, was mir widerfahren ist. Aber mein Vater kann nicht lesen. Wenn er über den Briefkasten der Kirche einen Brief erhält, trägt er ihn zum Pastor oder zum Kaufmann, die ihm den Brief vorlesen. So verbreitet sich die Neuigkeit sofort im ganzen Dorf: Rachel ist schlimm gewesen.
In der folgenden Woche nimmt Faizal mich mit zur Gemeinde, wir bekommen die offiziellen Papiere, und ich ziehe in Faizals Zimmer ein.
Ich arbeite noch immer jeden Tag beim Kaufmann, obwohl mein Bauch allmählich zu sehen ist. Ich gehe davon aus, dass der Kaufmann mir bald kündigen wird, denn die Männer werden mich nicht mehr als ein Geschenk für ihre Augen betrachten, wenn sie sehen, dass ein anderer Mann mich als Feld für seinen Samen benutzt hat. Allerdings muss ich den Job noch früher beenden.
»Meine Frau soll nicht wie eine Sklavin bei einem Kaufmann arbeiten«, erklärt Faizal, und ich habe mich von dem Kaufmann zu verabschieden und ihm für alles zu danken.
Jetzt denke ich nur noch daran, eine gute Hausfrau zu sein – nett und pflichtschuldig gegenüber meinem Mann. Ich bin viel in Faizals Zimmer. Er ist der wichtigste DJ der Stadt, aber nicht eine einzige Maschine steht in seinem Zimmer, um Musik hören zu können.
»Es ist besser, wenn die
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