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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Ich war eine der Kellnerinnen beim Essen, ich half den Köchen bei der Zubereitung, deckte die Tische, servierte, wusch ab. Du glaubst, deine Augen lügen, wenn du das siehst. Der Tisch wurde mit einer weißen Decke und vornehmem Porzellan gedeckt. Jeder bekam mehrere Sorten besonders geformter Weingläser und viele Messer und Gabeln aus Silber. Für jedes Gericht brauchten sie neue Messer und Gabeln, mitten im Busch, unter freiem Himmel, während die Löwen brüllten und die Büffel grunzten. Das ist die Wahrheit. Ein riesiger Lastwagen transportierte nur die Ausrüstung und die Verpflegung. Mitten in der Nacht musste ich in der Dunkelheit aufstehen und das Frühstück vorbereiten, mit Pfannkuchen, Omelett, Toast, Kaffee und frischgepresstem Saft. Wenn die Weißen losgefahren waren, um Tiere zu fotografieren, mussten wir alles abbauen, zu einer neuen Stelle fahren und dort alles wieder aufbauen. Es gab Zelte, in denen eine Dusche mit Holzfußboden stand. Der Wasserbehälter wurde auf dem Lastwagen transportiert; tagsüber wurde er auf ein Stativ gesetzt, damit das Wasser warm war von der Sonne, wenn die Weißen zurückkamen und sich den Staub abwaschen wollten. Acht wazungu waren Kunden auf dieser Safari, aber auf unserer Seite arbeiteten ebenso viele Menschen, um ihnen ein perfektes Leben zu bieten. Es war ein interessantes Leben, nur starb Edward, bevor er mich in dem Job richtig unterbringen konnte.
    Salama tanzt ziemlich frech, mit Kugellagern in den Hüften, und ich sehe, dass Faizal uns entdeckt hat. Wir stellen uns an den Rand der Tanzfläche. Rogarth kommt zu uns, nickt mir zu und sagt etwas zu Salama, das ich wegen der lauten Musik nicht höre. Salama schickt ihn zu Alwyn. Ich verfolge, wie Rogarth erst zu Alwyn und dann zu einem bwana mkubwa geht. Schließlich kommt er zu uns zurück und flüstert Salama irgendetwas ins Ohr. Sie nickt.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagt sie. »Bis später.«
    Rogarth begleitet sie auf die Terrasse, durch eine Pforte. Faizal steht an den Maschinen und starrt mich an. Der bwana mkubwa , mit dem Rogarth gesprochen hat, steht auf und geht. Das Seifengeld ist besprochen, im KNCU Hotel wartet die Pumperei. Eehhh – Faizal hat seine Geräte verlassen und drängt sich durch die tanzende Menge zu mir. Er packt meinen Arm.
    »Was treibst du hier?«
    »Das ist meine Sache!«
    »Diese Leute, mit denen du zusammen bist – das sind malaya , Diebe«, brüllt er und zerrt an meinem Arm.
    » Tsk . Du hast dich nicht in mein Leben einzumischen.«
    »Du bist meine Frau. Du hast nicht so zu sein.«
    »Ich bin nur deine Frau, wenn du für deine Tochter bezahlst!«, schreie ich zurück und versuche, meinen Arm aus seinem Griff zu winden. Faizal will mir ins Gesicht schlagen. Ich ducke mich, seine Hand trifft mich am Ohr. Ich werde beinahe taub. Die Leute neben uns haben aufgehört zu tanzen und starren uns an. Aber die Musik und die Lichter laufen weiter.
    »Du bist ein schlechter Mann!«, schreie ich, als Faizal erneut die Hand hebt. Ich ducke mich, aber der Schlag kommt nicht. Ich blicke auf. Alwyn hat Faizals Arm gepackt und redet in sein Ohr. Faizal lässt von mir ab, dreht sich um und geht.
    »Ein Mädchen wie du braucht Schutz. Es gibt hier so viele gefährliche Typen«, sagt Alwyn.
    »Ich muss los. Sonst verpasse ich das letzte matatu .«
    »Ich werde dich später nach Hause fahren«, verspricht Alwyn.
    »Aber ich muss morgen früh zur Arbeit.«
    »Nur ruhig, wir fahren bald.« Alwyn führt mich zurück an den Tisch. »Trink dein Bier.«
    Ich weiß, dass ich gehen müsste, denn Alwyn hat bereits meinen Eintritt bezahlt, und er hat mir das Bier ausgegeben. Jetzt kann er sagen, das ich ihm etwas schulde. Ich mag das nicht. Aber jetzt allein durch die Straßen nach Majengo zu gehen – das kann ich auch nicht. Dann sehe ich den mzungu von mama mtilie mit Rogarth an einem Tisch sitzen, er bietet ihm eine europäische Zigarette an. Wie es aussieht, kennen sie sich – vielleicht aus der Internationalen Schule? Ich trinke mein Glas aus.
    »Nein, ich muss jetzt wirklich gehen«, erkläre ich Alwyn.
    »Okay, ich fahre dich.« Er steht auf. Wir verlassen die Terrasse, ohne dass der mzungu -Junge mich gesehen hat. Alwyn fährt nach Majengo.
    »Du weißt, dass ich dir helfen kann, gutes Geld zu verdienen«, sagt Alwyn.
    »Ja.« Ich weiß es.
    »Du musst nur ja sagen. Ich werde auf dich aufpassen.«
    »Ich denke darüber nach.« Alwyn ist ein Schwein. Er will mich nur als malaya verkaufen und den

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