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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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großer muskulöser Bursche mit Haaren auf der Brust. Die Hemden und Pullover der anderen Flipper sind immer zu groß, weil nichts darunter ist. Und der Pornotyp fängt an zu reden, über Sprache und Nationalcharakter, Krieg, Tauchen, Philosophie und Evolution … offenbar hat er zu allem eine Meinung. Ich höre ihm eigentlich gar nicht richtig zu, sondern habe nur registriert, dass er da ist und etwas eigenartig wirkt.
    Plötzlich sagt Gene zu ihm: »Hey, Jacques, mach mal die Nummer mit den Nadeln. Zeig sie uns.«
    »Nein, heute nicht«, erwidert Jacques. Aber Gene bedrängt ihn, und alle sehen Jacques an und fragen sich, worüber die beiden reden. Dann sagt Jacques zu Dorthe: »Okay, bring mir mal deine Stopf- und Sicherheitsnadeln.«
    Und er bittet Gene, ihm eine dünne Gitarrensaite zu geben. Dorthe bringt ihm die Sachen, und alle reden durcheinander und überlegen, was wohl passieren wird, bis er sich eine große Stopfnadel durch die Zunge und zwei große Stopfnadeln durch die Wangen steckt. Er steckt sich fünf große Sicherheitsnadeln durch die Lippen, sieben weitere Sicherheitsnadeln sticht er durch die Haut am Hals, direkt unter dem Adamspafel. Er ist ein Fakir – es kommt kein einziger Tropfen Blut. Und dann nimmt er die dünne Gitarrensaite und näht sie sich zwischen die Knochen der Handfläche, die Nadel verschwindet und kommt wieder heraus, hin und her. Er setzt sich und raucht und trinkt Bier mit all dem Zeug an sich. Woouuuww ! – dort sitzt mein Mann. Ihn muss ich einfach haben. Er ist fantastisch. Kurz darauf zieht er alles wieder heraus und verschwindet mit einem polnischen Juden – es geht um irgendwelche Geschäfte. An den nächsten Abenden taucht er nicht mehr auf, aber ich muss sehr oft an ihn denken.
    In der folgenden Woche habe ich Glück. Ich wohne ein gutes Stück außerhalb des Zentrums, ziemlich weit draußen am Nordre Fasanvej, und damals bin ich noch nicht Fahrrad gefahren, das habe ich in Grönland nicht gelernt; ich nehme immer den Zweier, der den Godthåbsvej entlangfährt. Und er sitzt im Bus. Und ich reagiere wie eine Miezekatze. Hin und: »Heeej.« Mit riesengroßen Augen.
    »Nein, was haben wir denn da für ein kleines Mädchen?«, sagt er auf Dänisch mit französischem Akzent. Ich klimpere mit den Wimpern, und er sieht mich an, als sei ich ein Opferlamm. Es vergehen zehn Sekunden, bis ich auf seinem Schoß sitze und schnurre, und er streichelt meine Schenkel und erzählt mir, dass ich hübsche Augen habe. Ein richtiger französischer Charmeur. Ich bin auf dem Weg zu Gene und Dorthe, und er will in sein Zimmer auf Amager, das er sich mit dem polnischen Juden teilt. Wir enden in einer Kneipe in der Stadt, reden und trinken. Ich frage ihn, wie er die Nummer mit den Nadeln macht.
    »Ich erzähl’s dir, wenn wir uns besser kennen«, sagt er, und unter dem Tisch sind seine Hände schon wieder an mir.
    »Na ja, aber du hast überhaupt nicht geblutet.«
    »Ich kann mir in die Haut schneiden. Ich hab’s damals als Soldat herausgefunden.«
    »Soldat?«
    »In Algerien. Ich hielt vor einem Dorf Wache, als die anderen loszogen, um Aufständische zu suchen. Ich langweilte mich und dachte an Frauen. Ich hatte gehört, die Juden könnten länger, weil sie beschnitten sind. So wollte ich es auch haben, also begann ich, mein Messer an einem Stein zu schärfen, bis es so scharf wie ein Rasierblatt war. Dann fing ich an zu onanieren.« Jacques gestikuliert.
    »Wieso?«
    »Damit er steif wurde und ich es besser kontrollieren konnte. Ich habe mir die Vorhaut abgeschnitten und ein Taschentuch drumgebunden. Als die anderen zurückkamen, mussten wir ausrücken und ziemlich viele Kilometer marschieren.«
    »Und was war mit den Schmerzen?«
    »Es gehören zwei dazu, die das bestimmen. Der Körper sagt nein, lass das. Aber der Körper ist bloß Fleisch. Mir ist es egal, wenn das Fleisch schreit.«
    »Hat’s geholfen?«, erkundige ich mich.
    »Ja, ich konnte stundenlang marschieren.«
    »Nein … kannst du jetzt länger … so wie die Juden?«
    »Sicher«, erwidert Jacques, und dann fahren wir zu mir, er verspeist eine Lamm-Muschi und hat wirklich ein großes Werkzeug, mit dem er seine Arbeit verrichten kann.
    Actionman
    Jacques ist fünfunddreißig und unterrichtet Französisch an der Berlitz School, er sieht aus wie Sean Connery und hat schon alles Mögliche in seinem Leben erlebt. Sein Zimmer teilt er sich mit einem polnischen Juden, denn er spart für eine Weltreise. Er kann tauchen, er hat es

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