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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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die dunkle Sonnenbrille zu.
    »Du bekommst mehr, wenn du einen ordentlichen Stein hast, Moses.«
    »Es ist nicht gut, dass du uns betrügst.«
    »Der Preis ist okay. Du kannst mir ja deine Stiefel verkaufen, dann werde ich dir gutes gongo besorgen.« Jackson guckt auf meine Stiefel aus dem Westen; eine starke Behausung für meine Füße – das Beste, was ich besitze.
    » Tsk .« Ich drehe mich um und gehe zum Schacht. Jackson hat aufgegeben. Ein paar gute Klamotten und ein Motorrad sind nicht genug zum Leben. Wenn ich auf die große Ader stoße, werden es ein Haus und Autos. Motorräder, vielleicht drei. Dann kann er weiter im Staub von Zaire umherfahren, während ich in Daressalaam vornehme Damen pumpe.
    Wir klettern das Seil hinunter und legen uns dicht an den Schachteingang, damit wir genügend Luft bekommen. Vor dem Einschlafen rauchen wir einen Joint bhangi aus Arusha, sehr kräftig. Alle wollen das Loch vergessen, das sich mit unserem Leben davonmacht. Trotzdem schlafen wir nicht viel, nur ein paar Stunden. Warum sollen wir schlafen? Wir sind hier, um zu arbeiten. Im Loch gibt es kein Tag und Nacht – nur Dunkelheit und Hoffnung.
    II
    »Du bildest den Anfang der Kette«, sage ich zu einem jungen Burschen. »Und du stellst dich in den Schacht«, weise ich einen anderen an, der kräftige Muskeln hat.
    »Ich will aber nicht im Schacht stehen«, widersetzt sich der Muskulöse. Ich schlage ihm ins Gesicht, hart und schnell, mit der flachen Hand.
    »Willst du essen?«, frage ich ihn und schaue ihn dabei an. Er will antworten, doch sein Magen antwortet für ihn. Er geht zum Seil und klettert an seinen Platz. Der Schacht ist hart: Er muss die mit Schlacke gefüllten Futtersäcke entgegennehmen und sie dem nächsten Mann hochreichen – von dem Mann, der über einem steht, bekommt man unablässig Staub ins Gesicht. Der Sack geht in der Kette von Hand zu Hand, erst durch den Stollen und dann durch den Schacht ans Licht, wo andere junge Burschen den Abraum auf die Haufen schütten, die nach kleinen Tansanitbrocken durchsucht werden. Die leeren Säcke gehen zurück.
    Ich krieche zu Fillemon, um mit ihm zu arbeiten. Er hackt sich durch bis zur Ader am Ende des Stollens. Überall liegt Schlacke. Bald werden wir wieder Säcke füllen müssen. Ein neues Problem. Wir sind tief unten. Am Boden des Stollens sammelt sich Grundwasser. Das Wasser ist nicht trinkbar, voller Krankheiten. Es mischt sich mit dem Staub und wird zu zähem Matsch. Schon bald stehen wir bis zu den Schenkeln im Wasser. Wir haben keine Pumpe; wenn der Gang überschwemmt wird, müssen wir ihn aufgeben.
    »Shirazi, geh hoch und berichte mzee , dass das Wasser schnell steigt«, sage ich. Ich gehe ein Stück zurück in den trockenen Teil des Stollens und untersuche den Luftschlauch des Kompressors. Er darf nicht in den Matsch fallen und verstopfen. Ich lege meine Handfläche auf das Ende des Schlauches und spüre den leichten Druck. Ja, es kommt Luft heraus. Ich ziehe ihn mit mir, damit er näher bei den Arbeitern ist, die matschige Schlacke in die Säcke füllen.
    »Uns fehlen Säcke«, sagt Fillemon. Sie zu holen, ist Aufgabe der Schlangen, aber hier ist niemand, sie stehen alle in der Kette. Ich krieche nach hinten, um Säcke zu holen, als mich eine große Hand anhebt und gegen die Wand schleudert. Mein ganzer Körper wird von Schlacke getroffen, meine Ohren sind taub von der Explosion. Ich verschwinde in einer dicken Staubwolke – eeehhh , die größte Katastrophe. Sprengung in einer Nachbarmine. Ich kann nichts sehen. Kieselsteine zwischen den Zähnen, Staub in den Augen. Schwerfällig bewege ich Hände und Beine, krieche – ich muss weg, bevor die Lungen versagen. Wir warnen die Nachbarminen nie, wenn wir sprengen. Hustend krieche ich davon. Ich kann wieder ein bisschen sehen. Es wird klarer, und meine Taschenlampe leuchtet mir noch vom Kopf in den Staub, der um mich herumwirbelt. Ich krieche weiter, spucke, halte mein T-Shirt vor den Mund, hole Luft, sitze zitternd an der Wand des Stollens, während Staub auf mich herabrieselt. Und dann sehe ich es – fünf Meter entfernt von der Stelle, an der ich gerade gewesen bin: eine Mauer aus Abraum und großen Felsbrocken. Vorher war der Gang acht oder zehn Meter länger. Jetzt steht hier eine Mauer. Alles ist eingestürzt. Vier Mann liegen unter der Mauer oder sind noch auf der anderen Seite. Der Luftschlauch liegt unter der Schutthalde, aber der Schlauch ist aus Plastik und nicht dafür gemacht, Felsen zu

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