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Revolution - Erzählungen

Revolution - Erzählungen

Titel: Revolution - Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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heben Steine auf. Diese Steine landen in unseren Taschen. Jetzt ist Hamza nicht mehr so glücklich – er beeilt sich, mit mzee Akrabi zu sprechen, eeehhh.
    »Leibesvisitation«, sagt Shirazi, der die Gedanken in Hamzas Kopf verstanden hat. »Vier von uns hat er ermordet – und jetzt will er uns den Finger in den Arsch stecken.«
    » Tsk «, schnalze ich. Wenn wir an die Oberfläche kommen, werden wir von dem Wachmann einer Leibesvisitation unterzogen. Normal sind Stichproben, aber heute werden alle dran sein. Wo kann man einen guten Stein verstecken? In der Taschenlampe? Nein, sie wird auseinandergeschraubt, heraus mit den Batterien. Die Schuhe müssen ausgezogen und ausgeschüttelt werden, das Haar wird abgetastet, der Mund ist zu öffnen. Du musst schon verdammt clever und tüchtig sein, damit es gelingt. Du kannst viele Tricks ausprobieren, sie werden alle zu deiner Entlassung führen – aber erst, nachdem man dich übel verprügelt hat. Die einzige Möglichkeit ist, die Steine zu schlucken. Aber diese Methode ist schwierig und setzt dem Diebstahl eine eindeutige Grenze – schließlich ist der Hals das schmalste Rohr. Und was machst du hinterher? Wenn du würgst, wissen alle: Du bist ein Dieb. Und wenn der Stein nicht hochkommt? Dann muss er durch dich hindurch. Kann es dabei zu Schäden kommen? Ach ja, und du musst ihn finden. Du musst deine eigenen Ausscheidungen durchwühlen; alle werden lachen und dich für einen Wahnsinnigen halten, kaum für einen Menschen.
    Wir alle haben uns kleine Steine genommen. Nun kommt Hamza mit mzee Akrabi herunter; sie haben Pistolen und zielen auf uns in dem engen Stollen, der noch enger geworden ist, weil überall die Schlackesäcke herumliegen. Nacheinander müssen wir vortreten, und mzee passt auf, während Hamza uns untersucht. Haare, Mund, Ohren, Nase, Schuhe – möglicherweise den Hinterausgang. Ja, das ist klug. Hätte er uns alle oben auf dem Platz Aufstellung nehmen lassen und wir hätten die Steine bei uns, wären wir kaum unter Kontrolle zu halten gewesen, aber hier sind wir in ein kleines Loch gedrängt. Vielleicht kommst du auf die Idee, du könntest den Stein in der Mine verstecken und nachts mit ihm hinaufklettern und so der Stichprobe entgehen. Doch auch die anderen Arbeiter behalten dich im Auge – sie können plaudern oder den Stein an sich nehmen.
    »Ich habe einen guten Stein«, flüstert Shirazi mir ganz hinten in der Reihe zu.
    »Lass mal sehen«, flüstere ich zurück, und er zieht ihn verstohlen aus der Tasche und legt ihn mir in die Hand. Er ist sehr schön. Genug für ein Vergnügen in der Stadt. Klein, aber perfekt – keine Fehlfarben oder Bruchlinien, die bedeuten, dass er beim Schleifen zerbricht. Ich gebe ihn Shirazi zurück.
    »Aber sie werden ihn finden«, flüstert er.
    »Du musst es versuchen.«
    »Kannst du ihn mit raufnehmen? Dann teilen wir.«
    »Ich versuch’s«, flüstere ich und schalte meine Taschenlampe aus. Krieche zurück zu Fillemons Leiche. Niemand sieht, was ich tue. Inzwischen sind fast alle Arbeiter an mzee und Hamza vorbei. Shirazi kommt zu Hamza und wird untersucht. Ich trete hinter ihn.
    »Moses und Shirazi. Ihr bleibt hier«, befiehlt mzee . Hamza unterzieht Shirazi einer Leibesvisitation, mzee steht mit der Pistole daneben. Shirazi hat nichts. Dann beginnt Hamza mit mir.
    »Pass auf«, sage ich, als Hamzas Hände sich meinem Arsch nähern.
    »Du kannst es selbst machen«, sagt mzee . Ich öffne meine Hose und lasse sie fallen – spreize meine Beine, schaukele meine Nüsse und die Pumpe, ziehe die Hinterbacken mit den Händen auseinander; wäre da ein Stein, würde er hinunterfallen. Es sei denn, er steckt in der Scheiße.
    Hamza leuchtet mir wie ein kranker Arzt direkt in den Hintern und kommt näher.
    »Du fasst mich nicht an«, sage ich.
    »Dann hol ihn selbst raus«, erwidert Hamza.
    »Ich hab keinen Stein in meinem Arsch!« Hamza steht sehr dicht hinter mir. Ich schaue hinüber zu mzee Akrabi, der die Pistole in der Hand hält und sich räuspert. Er will alles von mir – auch mein Recht, ein Mensch zu sein.
    »Ich kann dich nicht mit einem Stein laufen lassen. Das Geld gehört der Mine, damit wir alle essen können, bis wir auf die große Ader stoßen«, sagt er.
    » Tsk «, erwidere ich. Es dauert nicht mehr lange, dann muss ich Leichen schleppen, aber erst soll mein Gully noch von Hamzas Finger geschändet werden. Ich beiße die Zähne zusammen. Ich würde ihn mit meinem Messer erstechen, aber mzee hat die

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