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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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dass er sich mit dem DJ um das bisschen Platz keilen muss. Sie drücken sich ständig auf eine nett anzusehende Art aneinander vorbei.
    Ich bestelle zwei doppelte Wodka und eine nasse Serviette. Carla kippt ihren Wodka und bestellt sofort einen zweiten, während ich ihr vorsichtig das Gesicht abwische. Sie zuckt ein bisschen, als ich an ihrem blauen Auge ankomme, ist aber alles in allem sehr tapfer.
    »So«, sage ich und nippe an meinem Drink. »Was genau ist passiert?«
    »Also«, sagt sie, »also, ich habe ihn heute Mittag gesehen, von weitem, er ist die Straße langgelaufen, da war ich im Großmarkt. Er hatte eine Frau dabei, er hatte sie im Arm. Ich dachte, na ja, wer weiß, wer das ist, eine Cousine vielleicht, ich Vollidiot. Aber dann hat die Frau sich zur Seite gedreht, und da hab ich ihren Bauch gesehen. Die war schwanger. Schwanger, verstehst du? Ich dachte, ich spinne.«
    Ich hole Luft und will was sagen, aber Carla redet weiter: »Ich wollte cool bleiben und nicht gleich durchdrehen und ganz in Ruhe abwarten, was passiert, vielleicht klärt sich ja alles auf, dachte ich, aber dann ist er vorhin im Café aufgetaucht, als wäre nichts, hat mich auf den Hals geküsst, und da hab ich ihn gefragt, was das soll und wer diese Frau ist, und da sagt er doch glatt, das täte ihm jetzt leid, er hätte mir das eigentlich schonend beibringen wollen, aber das sei seine Verlobte gewesen. Verlobte, verstehst du? Verlobte!«
    Sie kippt ihren zweiten doppelten Wodka und bestellt einen dritten.
    »Das ist …«, sage ich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
    »Dieses verdammte Arschloch!« Carla vergisst fast zu atmen, während sie keift. »Die Frau ist im sechsten Monat! In den letzten sechs Monaten waren wir dreimal zusammen und getrennt! Ich bin dann ausgerastet und hab ihm eine geballert.«
    »Eine Ohrfeige?«, frage ich.
    »Nein«, sagt sie und nimmt einen großen Schluck. »So richtig. Gestreckte Linke.«
    Sie winkelt ihren linken Arm an und packt sich an den Bizeps. Auweia. Carla hat Bärenkräfte in den Armen, das kommt vom Getränkekistenschleppen. Ich schätze mal, Fernando ist vor versammelter Mannschaft zu Boden gegangen, und das wird ihm sehr peinlich gewesen sein.
    »Du hast ihn umgehauen?«
    »Ja«, sagt sie. »Getreten hab ich auch.«
    »Und dann hat er zurückgeschlagen«, sage ich.
    Carla nickt und sieht plötzlich sehr zufrieden aus. Meine Güte, diese Südländer.
    »Und jetzt?«, frage ich.
    »Arsch lecken«, sagt sie, »für immer.« Sie kippt ihren dritten Wodka, stellt das Glas auf die Theke, dann fängt ihre Oberlippe an zu zittern, gleich weint sie wieder. Ich bestelle schnell Getränke nach und trinke mein Glas aus, ihr zuliebe. Carla trinkt in doppelt so hoher Schlagzahl wie ich, aber das geht in Ordnung, das muss heute so sein. Außerdem rauchen wir wie vom Affen gebissen. Ich habe dabei die ganze Zeit meine Hand an ihrem Rücken, damit sie mir nicht vom Stuhl kippt, falls sie doch noch mal einen Heulkrampf kriegt, und so langsam wird die Musik in der Kneipe lauter, das Licht dunkler und der Nebel dichter.
    »Na, was ist denn hier los?«
    Klatsche. Er steht hinter uns, eigentlich mehr zwischen uns, er hat uns beiden die Hände auf die Schultern gelegt, als wäre er der Bundeskanzler persönlich. Carla versucht, ihn anzuschauen, das geht aber nicht mehr so gut, ihr rutschen dauernd die Augen weg.
    »Wir haben … was zu … feiern«, sagt sie.
    »Das muss ja was ganz Besonderes sein«, sagt er.
    »Exakt«, sagt sie. »Fernando ist ein … blödes Arschloch … endgültig.«
    Klatsche verzieht das Gesicht zu einem Oh-Scheiße-Entschuldigung-Ausdruck und bestellt ein Bier. Er deutet mir mit den Händen an, dass er sich dann gleich mal in eine andere Ecke der Theke verdrücken wird. Ich nicke. Guter Junge. Aber als sein Bier kommt, kann Carla nicht mehr. Sie rutscht von ihrem Hocker, direkt in Klatsches Arme. Das sieht sehr lustig aus, wie er da steht und ein dummes Gesicht macht, in der einen Hand ein Bier, in der anderen Carla, und weil ich auch schon ganz schön angeknallt bin, muss ich so lachen, dass mir meine Zigarette aus den Fingern fällt.
    »Äh, ja«, sagt er.
    Ich kann nicht aufhören zu lachen und habe Angst, auch gleich vom Stuhl zu kippen, aber Klatsche hat die Situation im Griff.
    »So, ihr Hühner«, sagt er, »passt mal auf.«
    »Gerne«, sage ich.
    »Der Onkel Klatsche wird die Carla jetzt schnell nach Hause tragen und sie ins Bett bringen, und die Tante Chas bleibt so

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