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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Füße.
    »Hast du bis eben geschlafen?«, frage ich.
    Er setzt ein knitteriges Grinsen auf und sagt: »War eine stürmische Fahrt gestern.«
    Irgendwas muss da unten an meinen Füßen sein.
    »Ist Carla schon wach?«, frage ich.
    »Schlafend wird sie nicht nach Hause gegangen sein.«
    »Sie ist nicht bei dir?«
    »Nö«, sagt er, »als ich vor einer Stunde in meine Wohnung kam, war das Bett leer. Wieso?«
    »Sie ist nicht im Café, und an ihr Telefon geht sie auch nicht.«
    »Machst du dir Sorgen?«, fragt er.
    »Um Carla mach ich mir immer Sorgen«, sage ich.
    »Ach, hör auf«, sagt er, »die ist ein großes Mädchen.«
    Ist sie nicht, denke ich.
    »Hey«, sagt er, »Kleines«, und küsst mich auf die Stirn. Huch.
    »Die Carla kann schon auf sich aufpassen. Ich melde mich später noch mal bei dir, ich muss jetzt los.«
    »Okay«, sage ich, und schon ist er weg, und eigentlich wollte ich doch sagen, nee du, lass mal, und ich sehe ihm nach, wie er die Straße langschlendert und den Volvo aufschließt, und bevor er einsteigt, dreht er sich noch mal um und winkt mir zu, und es wäre so viel cooler gewesen, nicht hier zu stehen und ihm hinterherzuglotzen.
    Und dann quäle ich mich die Treppen hoch wie eine alte Frau. Das Treppenhaus ist sackdunkel, der Hausmeister war selbstverständlich noch nicht da, um die blöden Lampen zu reparieren, mir reicht’s jetzt, am Montag ruf ich mal bei der Verwaltung an.
    Ich will den Schlüssel ins Schlüsselloch stecken, aber die Tür schwingt sofort auf. Die war gar nicht zu. Klatsche, der Idiot. Ich mache das Licht in meinem Flur an und die Tür zu und warte. Irgendwas stimmt nicht. Mein Flur liegt da, als wäre nichts, aber ich habe das Gefühl, der tut nur so. Es riecht nach billigem Rasierwasser. Klatsche riecht nicht so, der riecht nach Schmieröl und Seife, und ich glaube auch nicht, dass er meine Tür auflassen würde, das würde er nicht tun, er weiß, dass ich so was hasse.
    Ich gehe ins Wohnzimmer, mache das Licht an und sehe mich um. Alles sieht aus wie immer. Braunes Sofa, blanker, schlecht geputzter Holzfußboden, keine Vorhänge, ein Fernseher, eine Minibar, der Schreibtisch. Ich schaue in die Küche und ins Schlafzimmer. Fühlt sich okay an. Und Klatsche hat doch tatsächlich das Bett gemacht.
    Ich gehe zurück ins Wohnzimmer. Hier war irgendwas. Hier stimmt was nicht. Mein Schreibtisch schaut mich an. Er sieht nicht aus wie immer. Er sieht aus, als wolle er mir was sagen. Als ich langsam auf ihn zugehe, ahne ich auch schon, was los ist. Ich muss mich an meinem Stuhl festhalten, als ich die Schublade aufziehe, so schwindelig ist mir.
    Meine Knarre ist weg. Jemand war in meiner Wohnung und hat meine Knarre mitgenommen. Ich kippe auf der Stelle um.

    In einer halben Stunde ist Mitternacht. Ich liege auf dem Fußboden und starre die Decke an. In den letzten zwei Stunden habe ich zehnmal bei Carla angerufen, zehnmal ist sie nicht ans Telefon gegangen. Mit der Deckenstarrerei versuche ich mich zu beruhigen, aber es funktioniert nicht. Und dann, endlich, passiert das, worauf ich noch inständiger gehofft habe als auf eine Antwort von Carla: Es klopft an der Tür. Ich stehe auf, wische mir die Jeans ab und halte kurz die Luft an. Es klopft noch mal.
    »Ich bin’s«, sagt Klatsche.
    Tür auf, lächeln, hin und her lächeln, schön, dass du da bist, ich hab mich einsam gefühlt. Klatsche hat in jeder Hand eine Flasche Bier.
    »Gute Idee?«, fragt er und hält mir die Bierflaschen vor die Nase.
    »Sehr gute Idee«, sage ich, rutsche am Türrahmen runter und mache es mir dort bequem. Klatsche setzt sich mir gegenüber in den Türrahmen, holt sein Feuerzeug aus der Hosentasche, macht die Biere auf und gibt mir eines.
    »Danke«, sage ich und verschränke meine Beine mit seinen.
    »Geht das so?«, fragt er.
    »Geht super«, sage ich. »Hast du auch noch ein paar Zigaretten dabei?«
    Klatsche kramt in seiner Jackentasche und zieht einen zerknüllten Softpack Luckys ohne Filter hervor. Meine Flurlampe wirft einen schönen warmen Schein in Klatsches Gesicht. Er sieht viel älter aus als gestern. Er würde glatt für achtundzwanzig durchgehen.
    »Noch genau vier Stück«, sagt er, zündet eine von den Zigaretten an und steckt sie mir zwischen die Lippen.
    Ich ziehe den Rauch tief rein, bis es sticht.
    »Der Kiez ist am Durchdrehen«, sagt er.
    »Freitagabend halt«, sage ich.
    »Verkauf mich nicht für blöd«, sagt er. »Ich weiß, was passiert ist. Alle reden darüber.«
    Ich nehme

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