Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
nicht aus. Ich denke, es war Zufall, dass er genau diese beiden Mädchen ausgewählt hat.«
»Das denke ich auch«, sagt Herr Borger. »Ich schätze, unser Mann ist einfach ein smarter Typ, der bei jungen Frauen gut ankommt.«
»Oder einer, der ihnen was Tolles zu bieten hat«, sage ich.
»Richtig«, sagt Herr Borger. »Was wäre das denn so, für eine kleine Tänzerin in einem Stripschuppen? Womit könnte man die locken?«
»Ich bring dich groß raus«, sagt Betty Kirschtein.
»Genau«, sage ich, »das kommt da sicher gut an.«
»Ich wollte früher immer Fotograf werden«, sagt der Brückner, »damit ich genau das zu allen hübschen Mädchen sagen kann.«
»Suchen wir also nach einem Fotografen?«, frage ich.
»Vielleicht«, sagt Herr Borger.
»Oder nach jemandem aus dem Showbusiness?«, frage ich.
»Wir sollten uns da auf nichts festlegen«, sagt der Faller.
»Aber es ist eine Möglichkeit«, sagt Herr Borger.
»Hat inzwischen schon jemand mit den Freundinnen von Henriette Auer geredet?«, fragt der Faller.
»Haben wir gemacht«, sagt der Schulle. »Die hatten keine Ahnung von Henriettes Job. Sie dachten, sie geht zum Tanztraining. Ist ja auch nicht ganz falsch gewesen.«
»Hatte sie einen Freund?«, frage ich.
»Sie kam wohl gut an bei den Jungs, hat sich aber auf nichts eingelassen«, sagt der Schulle. »Ihre Freundinnen sagen, sie sei sehr ehrgeizig gewesen und hielt Typen für Zeitverschwendung.«
»Da würde diese Ich-bring-dich-groß-raus-Nummer doch ganz gut passen«, sagt Herr Borger.
»Mir kommt die Idee auch nicht so doof vor«, sage ich. »Lassen Sie uns das im Auge behalten, wenn wir nachdenken«, sagt der Faller. »Was ist mit dem pathologischen Befund von Henriette?«
»Alles genau wie bei Margarete«, sagt Betty Kirschtein. »Unser Täter scheint wirklich ein sehr klares Muster zu haben. Er hat ihr auch die gleichen Tabletten verabreicht, wieder Phenobarbital, wieder mit Gin. Wieder kein Geschlechtsverkehr und keine Kampfspuren, wieder ein Kabelbinder, wieder eine Art Teppichmesser, vermutlich ein und dasselbe Werkzeug. Es sieht aber fast so aus, als wäre er insgesamt etwas schneller vorgegangen. Als hätte er beim zweiten Mal besser gewusst, was er will.«
»Was halten Sie davon?«, frage ich Herrn Borger.
»Das könnte passen. Vielleicht hat er herausgefunden, dass das, was er da macht, irgendwie guttut. Und wenn das so ist, werden wir bald eine dritte Tote haben. Ich muss das leider so sagen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Er lehnt sich zurück. Er sieht düster aus.
Der Schulle reibt sich wieder mit den Händen übers Gesicht, und ich mache das jetzt auch.
»Sonst noch irgendwas?«, frage ich.
»Ja«, sagt der Hollerieth und räuspert sich. Alle schauen ihn an, und er genießt seinen Auftritt. »Wir haben Fußspuren und vermutlich seinen genetischen Fingerabdruck.«
»Haare?«, frage ich.
»Richtig«, sagt der Hollerieth. »Diesmal hatten wir das Glück mit dem Wetter.«
»Sind Sie sicher, dass die von ihm sind?«, fragt der Calabretta.
»Es war trocken und fast windstill gestern Morgen«, sagt der Hollerieth. »Keine Witterungseinflüsse, die uns was hätten kaputtmachen können. Und da sind ein paar kurze hellbraune Haare an ihrem Hals und auf ihrem Oberkörper. Ich wüsste nicht, von wem die sonst sein sollten außer von dem Mörder, Kollege Calabretta.«
Blöder Angeber.
»Vielleicht war sie ja schnell noch beim Frisör, und da ist was durcheinandergeraten«, sagt der Calabretta trotzig, und dafür könnte ich ihn küssen. Ich sehe, wie sich Betty Kirschtein ein Grinsen verkneift.
»Bringen die Haare uns weiter?«, frage ich.
»Wir haben immerhin seine Haarfarbe«, sagt der Faller. »Und wir können seine DNA durch den Computer jagen. Vielleicht ist er ja irgendwo schon mal aufgetaucht.«
Stimmt. Ich vergesse immer, wie sehr die Kollegen inzwischen auf diese Gen-Geschichte stehen. Fingerabdrücke sind irgendwie aus der Mode gekommen, es sei denn, wir haben es mit einem Einbrecher zu tun.
»Welche Schuhgröße hat unser Mann?«, frage ich.
»Ich würde sagen, dreiundvierzig«, sagt der Hollerieth.
»Dann wäre er maximal einsachtzig groß«, sagt Betty.
»Was macht er eigentlich mit den Klamotten der Mädchen?«, frage ich.
»Er hebt sie auf«, sagt Herr Borger, »da bin ich mir ziemlich sicher. Genau wie ihre Haare. Und er hat für beides einen speziellen Platz.«
»Wissen wir irgendwas Besonderes über die Perücken, die er verwendet?«, frage
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