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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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schlafen«, sage ich, da schau her, ich kann ja wieder sprechen, »und dann bin ich eben ein bisschen spazieren gegangen.«
    Der Brückner und der Calabretta sind jetzt bei uns.
    »Haben Sie die gefunden, Chef?«, fragt der Calabretta. Er hat noch was von seinem Hörnchen zwischen den Zähnen. Diese Italiener. Morgens immer ein Cornetto essen, egal was passiert. Ich zünde mir die Zigarette an, die mir der Faller gegeben hat, und sage: »Ja. Ich habe sie gefunden.«
    »Schön ist das nicht«, sagt der Brückner und schiebt seine Kappe nach hinten.
    »Was sollte das mit dem Mantel?«, zischt der Hollerieth und hält mir meinen Trenchcoat unter die Nase.
    »Weiß ich auch nicht«, sage ich, »es fing so plötzlich an zu regnen, und ich wollte sie schützen. Sie tat mir leid.«
    Der Hollerieth schüttelt den Kopf.
    »Mir tut’s auch leid«, sagt er.
    »Von mir aus können Sie den Mantel mit ins Labor nehmen«, sage ich.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagt der Faller, holt ein Taschenmesser raus, schabt ein bisschen was von dem Innenfutter ab, packt die Fusseln in eine Tüte und gibt sie dem Hollerieth. »Hier«, sagt er, »das sollte ja wohl für ein schönes Reagenzglas zum Abgleich reichen.«
    Der Hollerieth steckt die Tüte in seinen Beweismittelkoffer und trollt sich. Wir anderen stehen im Regen und rauchen. Es ist kurz vor sieben.
    Ich fühle mich wie eine Pappfigur und kann überhaupt nicht denken. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, was die Männer von der Spurensicherung mit der toten Frau tun. Gerade kleben die einen sie von oben bis unten mit einem breiten Tesafilm ab, die anderen durchkämmen die Umgebung, stellen Absperrungen auf und fotografieren jedes Detail.
    »Scheiße«, sagt der Brückner und schaut angespannt in Richtung Straße, »ich glaube, da hinten kommt die Presse.«
    Sieht so aus, als hätte der Patschinski auch nicht so gut geschlafen und den ganzen Morgen Polizeifunk gehört. Wäre nicht gut, wenn der mich so sieht. Das würde nur dumme Fragen aufwerfen. Der Faller kapiert sofort.
    »Calabretta«, sagt er, »bringen Sie die Chefin hier weg. Brückner, Sie bleiben am Tatort. Ich kümmere mich um unseren Freund von der Zeitung.«
    »Danke«, sage ich zum Faller, hänge mir meinen Mantel um und nicke dem Calabretta zu.
    »Schon okay«, sagt der Faller, und der Brückner sagt: »Soll ich Sie heute Abend noch kurz anrufen, Chef?«
    »Ja, bitte«, sage ich und werfe noch mal einen Blick auf die Tote. Sie sieht wirklich aus wie ein Engel.
    Und alle, die hier sind, wissen, dass morgen der Teufel los sein wird.

    Der Calabretta hält mir die Beifahrertür seines Dienstwagens auf, ich steige ins Auto, er macht die Tür von außen zu. Es ist so, als würde alles nur mit mir geschehen, als könnte ich nie mehr selbst etwas tun.
    Als der Calabretta eingestiegen ist und den Motor angelassen hat, sagt er: »Ich habe noch nie eine Leiche gefunden.«
    »Keine Angst«, sage ich, »das kommt noch.«
    Er starrt durch die Windschutzscheibe.
    »Ich könnte einen starken kleinen Kaffee vertragen«, sagt er. »Was ist mit Ihnen?«
    »Spitzenidee«, sage ich. »Wo?« Meint: Mir ist alles egal.
    »Überraschung«, sagt er, wirft den Motor wieder an und fährt los Richtung Fischmarkt. Soweit ich weiß, liebt er den Fischmarkt und ist mit den meisten Händlern auf Du und Du.
    »Calabretta«, sage ich.
    »Ja?«
    »Kein Aal und keine Zimmerpflanzen, okay?«
    »Kein Güllefisch, keine Gummibäume, kein Touristenrummel. Versprochen. Nur ein guter Ort. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sage ich.
    Während wir fahren, lässt der Regen etwas nach. Und mir wird langsam klar, was passiert ist. Wir haben eine dritte tote Frau, und ich bin quasi über sie gestolpert. Was für ein Morgen. Wäre ich bloß im Bett geblieben.
    »Ecco«, sagt der Calabretta, biegt unterhalb des Altonaer Balkons in einen Hof ein und hält an. »Wir sind da.«
    Wir sind da? Wir stehen vor der Lieferrampe einer Lagerhalle und einer geschlossenen Flügeltür aus Eisen.
    »Los, kommen Sie, Chef«, sagt er und springt aus dem Auto, »kommen Sie.«
    Ich steige aus und streiche meine klammen Klamotten glatt.
    Der Calabretta klettert auf die Rampe und hämmert dreimal mit der Faust gegen die Stahltür. Die Tür geht sofort auf.
    Ein kleiner Typ im weißen Kittel grinst uns an. Er hat schütteres dunkles Haar, eine Hakennase und funkelnde grüne Augen.
    »Stefano!«, ruft er und umarmt den Calabretta theatralisch.
    »Totó!«, ruft der Calabretta,

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