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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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nicht weniger erfreut. Als wäre einer von beiden eben gerade von der Front heimgekehrt. Er winkt mich heran, reicht mir die Hand und zieht mich auf die Rampe.
    »Chef«, sagt er, »Chef, darf ich vorstellen: mein lieber Freund Salvatore.«
    Ich gebe Salvatore die Hand und lasse mich von seinem Lächeln und seinen schiefen kleinen Zähnen umhauen.
    »Totó«, sagt der Calabretta zu seinem Freund Salvatore, »darf ich vorstellen: mein Chef.«
    »Ah, Scheffe«, sagt Salvatore, und ich habe das Gefühl, dass er gleich, ja: Er breitet die Arme aus und herzt mich.
    »Ike abe sson so viele von ii’ne ge’öet. Ike makke hii di Fissh.«
    Dann wirft der Fischmann die Hände in den Himmel, sieht uns mit runden Augen an und fragt: »Caffè?«
    Ich nicke und fühle mich zum ersten Mal seit Tagen wieder, als wäre das ich in meiner Haut. Salvatore verschwindet durch die Tür, und der Calabretta reibt sich die Hände warm und steckt sie dann in die Taschen seiner wie immer viel zu engen Lederjacke.
    »Danke«, sage ich.
    »Wofür?«, fragt er und schiebt sein Kinn nach vorne.
    »Sie wissen schon«, sage ich, »für das hier. Das ist gut.«
    »Ah«, sagt er, »ich kann das nur nicht ab, wenn eine schöne Frau traurig ist.«
    Die Italiener sind vielleicht Fachleute. Ich stecke meine Hände in die Manteltaschen und schaue auf meine Fußspitzen.
    »Ich weiß«, sagt er, »den Schmerz kriegt man nie ganz weg aus der Seele, aber ein guter Kaffee lindert das alles ein bisschen, oder nicht?«
    »Macht es zumindest nicht schlimmer«, sage ich und knuffe ihn in die Seite.
    Die Tür schwingt auf, und Salvatore kommt mit einem kleinen braunen Tablett zurück. Auf dem Tablett stehen drei dicke weiße Espressotässchen, und in den Tässchen ist eine dunkle, klebrige Masse, die nach dem besten Kaffee der Welt duftet.
    »Salute«, sagt der Calabretta.
    »Salute«, sagt Totó.
    »Cheers«, sage ich, und dann trinken wir.
    Es ist, wie der Calabretta sagte: tröstlich. Und mir wird klar: Wenn der Faller mal in seinen hart verdienten Ruhestand geht, bin ich nicht allein. Ich schätze, der Commissario mit der Lederjacke und ich haben soeben eine zarte Freundschaft geknüpft.

    Ich hab mich vom Calabretta an der Ecke rausschmeißen lassen, ich will noch ein bisschen durch meine Straße spazieren, einen normalen Sonntag simulieren und alle freundlich grüßen. Ich brauche ganz dringend ein Dorfgefühl. Vor unserem Haus laufe ich Klatsche über den Weg. Er hat eine Tüte Brötchen unterm Arm. Er fasst mir an die Schulter und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
    »Ist dein Mantel nass geworden?«
    Ich nicke.
    »Warst du schon spazieren, oder was?«
    Ich nicke.
    »Kannst du noch sprechen?«
    Ich nicke.
    »Dann sag was.«
    »Guten Morgen«, sage ich.
    »Das glaube ich dir nicht«, sagt er.
    »Wo willst du mit den Brötchen hin?«, frage ich.
    »Zu dir«, sagt er. »Man kann am Wochenende mal zusammen frühstücken, wenn man befreundet ist, weißt du?«
    »Weiß ich«, sage ich.
    »Okay«, sagt er. »Dann gehen wir jetzt zu mir, essen ein paar Sonntagsbrötchen und plaudern ein bisschen.«
    »Okay«, sage ich.

    Klatsches Bude ist eher ein Museum für kleine Werkzeuge als eine Wohnung. In jedem Zimmer hängen alle möglichen Dinge aus Metall an der Wand, von denen ich nicht mal weiß, wie sie heißen.
    Er sagt immer, er könne nichts dafür, er sei nun mal ein Schraubenherz, und er behauptet, ohne sein Werkzeug fühle er sich unvollständig. Ich kann das irgendwie verstehen.
    Sein Küchentisch ist aus irgendeinem alten Krempel zusammengeschweißt, und man muss ständig achtgeben, dass einem die Kaffeetasse nicht umkippt. Die Stühle sind aus derselben Kollektion, und da muss man aufpassen, dass man nicht selbst umkippt. Er hat mir mal erzählt, das Zeug sei Kunst, von einem Künstler aus Eppendorf.
    Als ich ihm erzähle, was passiert ist, legt er sein Käsebrötchen weg und nimmt meine Hand. Seine Kaffeetasse wackelt.
    »Wir fahren ans Meer«, sagt er.
    »So ’n Quatsch«, sage ich. »Ich hab echt was anderes im Kopf.«
    »Genau«, sagt er. »Und das ist nicht gut. Heute ist Sonntag. Los, zieh deinen Mantel an. Wir fahren.«
    »Darf ich noch schnell rüber und mir die Zähne putzen?«, frage ich.
    »Weil du’s bist«, sagt er, und als ich aufstehe, kippt meine Tasse, und alles läuft über den Tisch.

    Sieben Minuten später sitzen wir im Volvo. Zwei Stunden und drei Staus später sind wir an der Ostsee. Fünf Stunden und einen Strandspaziergang später

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