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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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sage ich.
    »Ich weiß«, sagt er, und ich kann spüren, wie er meine Schultern mustert. Ich fühle mich etwas unsicher mit dem dunklen, glatten Granitboden unter meinen Füßen, ich bin umgeben von anthrazitfarbenen Wänden, über mir hängen tiefe hellgraue Decken mit eingelassenen Strahlern. Außer dem Tisch und zwei Stühlen befindet sich nichts in diesem Zimmer. Nicht einmal eine Stereoanlage. Irgendetwas lässt mich erschauern.
    »Ist Ihnen kalt?«
    Er steht plötzlich ganz dicht hinter mir.
    Ich trete ein Stück zur Seite.
    »Haben Sie eine Zigarette?«, frage ich.
    »Selbstverständlich«, sagt er, geht zum Esstisch und zieht eine Schublade auf.
    »Was möchten Sie?«, fragt er, »Dunhill, Marlboro?«
    »Lucky Strike?«, frage ich.
    »Sie haben Glück«, sagt er und zieht eine knittrige Packung Luckys ohne Filter aus der Schublade. Was ist da in der Schublade? Ein Kippenautomat? Er gibt mir eine Zigarette und Feuer.
    »Danke«, sage ich und ziehe den Rauch tief in meine Lungen.
    »Sie sind eine ungewöhnliche Frau, Chastity.«
    Machen wir uns nichts vor: Ich hasse solche Sätze.
    »Sie meinen wohl eher: merkwürdig«, sage ich.
    »Ich finde Sie äußerst faszinierend«, sagt er. »Mir ist noch nie jemand wie Sie begegnet.«
    Bah.
    Ich sehe ihm in die Augen. Stahl, wie gehabt. So kalt und nüchtern wie seine Bude. Sein Gesicht: attraktiv, mit feinen Linien um den Mund und grauen Bartstoppeln, mit einer entschlossenen Nase und schmalen, aber geschwungenen Lippen. Er sieht wirklich, wirklich gut aus. Und irgendwas in seinem Gesicht macht, dass ich nicht gehen kann. Aber: Er zeigt kein Gefühl, keine Regung, nirgends. Er lässt nichts durchblicken. Er ist der Merkwürdige von uns beiden.
    »Haben Sie Kinder?«, fragt er.
    »Nein.«
    »Geschwister?«
    »Nein.«
    »Einen Exmann?«
    »Nein.«
    »Mögen Sie Ihren Job?«
    »Meistens.«
    »Was tun Sie am liebsten, wenn keiner zusieht?«
    »Umfallen«, sage ich.
    »Sind Sie krank?«
    »Was soll das werden?«, frage ich. »Ein Quiz?«
    »Ich versuche nur«, sagt er, »Sie ein bisschen kennenzulernen.«
    »Vergessen Sie’s«, sage ich.
    Er erstarrt und schießt mir einen bösen Blick rüber, und der trifft. Es fühlt sich an, als hätte mir plötzlich jemand eine Platte da draufgenagelt, mir fällt es auf der Stelle schwer, zu atmen.
    Zandvoort wird mir immer unheimlicher. Er scheint zu wissen, wie man auf andere Menschen Macht ausübt, und er scheint auch daran gewöhnt zu sein, es zu tun. Im Augenblick tut er es mit mir, einfach so, weil ihm danach ist.
    »Lassen Sie uns essen«, sagt er, und es klingt wie ein Befehl.
    Ich möchte nach Hause gehen, aber ich gehe zum Tisch und setze mich auf einen Stuhl an der Stirnseite. Und zum zweiten Mal komme ich mir in seiner Gegenwart vor wie Beute. Warum bin ich nur hergekommen?
    Er setzt sich an die andere Seite des Tisches. Uns trennen gut drei Meter.
    »Bedienen Sie sich, bitte«, sagt er.
    Ich nehme mir etwas Lachs und zwei scharfe Thunfischröllchen von der Platte, die direkt vor mir steht. Er greift zu Sepia und Kaviar. Ich habe absolut keinen Appetit.
    »Oh«, sagt er, »pardon«, er steht auf, geht in die Küche und kommt mit zwei Gläsern und einer Flasche Chardonnay zurück.
    »Weißwein, wenn ich mich recht erinnere?«
    Es ist, als hätte Zandvoort sich in der Küche heimlich geschüttelt. Er wirkt wieder beflissen und freundlich. Ich glaube, dass auf seinem Gesicht sogar ein kleines Lächeln glänzt. Ich frage mich, was er in der Küche gemacht hat.
    »Ja, gerne«, sage ich, und als er wieder sitzt, versuche ich es auch noch mal mit Höflichkeit, es muss doch möglich sein, hier einfach zu sitzen und miteinander zu Abend zu essen, Millionen Menschen tun das jeden Tag.
    »Wie läuft’s im Theater?«, frage ich.
    »Was genau wollen Sie wissen?«
    »Ist es ausverkauft?«, frage ich. »Schaffen Sie es, den maroden Laden wieder auf Glanz zu polieren?«
    »Die Vorstellungen sind voll«, sagt er und steckt sich ein Stück Tintenfisch mit Reis in den Mund. »Gehen Sie ins Theater?«
    »Nein«, sage ich. »Ich interessiere mich nicht für Kunst.«
    »Wofür interessieren Sie sich?«
    »Für Fußball«, sage ich, »das wissen Sie doch.«
    Ich entspanne mich etwas.
    »Und wofür noch?«, fragt er.
    »Für Kriminelle«, sage ich. Dann beende ich die erneute Fragestunde mit einer Doppelscheibe Lachs. Zandvoort beobachtet es, und meine Anspannung wächst sofort wieder, sein Gelauere geht mir unglaublich auf den Sack, und nur,

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