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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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einen Gefallen tun?«, frage ich.
    »Klar«, sagt er.
    »Es müsste mal jemand ein Kennzeichen überprüfen.«
    »Mach ich«, sagt der Schulle.
    Ich gebe ihm das Kennzeichen des Geländewagens durch, den ich gestern Abend vor Zandvoorts Haus gesehen habe. Er verspricht, mich gleich wieder anzurufen. Zehn Minuten später klingelt mein Telefon. Der Schulle.
    »Ich hab den Halter«, sagt er.
    »Und?«
    »Die Karre war bis vor einem halben Jahr noch in Aachen zugelassen. Und sie gehört einem Claudius Zandvoort.«
    »Potzblitz«, murmele ich.
    »Was?«, fragt der Schulle.
    »Nichts«, sage ich, »danke.«
    »Sehen wir uns gleich?«, fragt er.
    »Ja, ich bin schon unterwegs«, sage ich und lege auf.

    Der Faller sitzt in seinem Büro und wühlt in staubigen Akten, die aussehen, als wären sie hundert Jahre alt. Als er mich in der Tür stehen sieht, klappt er sie zu.
    »Was sind das für Akten?«, frage ich.
    »Erzähle ich Ihnen später«, sagt er, greift zum Telefon und ruft die Spezialisten aus der Beschattungsabteilung an. Er sagt ihnen, dass ich da bin, und bittet sie, bei ihm vorbeizukommen.
    »Wie geht’s Ihnen, Chas?«, fragt er. »Sie sehen phantastisch aus.«
    »Das«, sage ich, »erzähle ich Ihnen später.«
    Er lächelt, schüttelt den Kopf, zündet sich eine Roth-Händle an. Dann geht die Tür auf, und die Beschatter sind da. Sie sehen irre aus. Diese Truppe fasziniert mich immer wieder. Der Chef dort scheint seine Männer nach Physiognomie einzustellen. Je nachdem, ob ihr Aufgabengebiet in Blankenese oder in Sankt Pauli liegen soll. Die beiden, die ins Acapulco abgestellt sind, sind perfekt für ihren Job. Der eine ist um die fünfzig und sieht aus wie ein abgehalfterter Geschäftsmann aus Osteuropa. Er trägt einen verschlissenen marineblauen Anzug mit zu kurzen Hosenbeinen, und seine sich lichtenden dunklen Haare trägt er über den Glatzenansatz gekämmt. Er ist frisch rasiert, hat sich aber überall geschnitten. Der andere muss so Ende dreißig sein. Er sieht aus wie ein Boxer, er ist athletisch, seine Nase war schon mindestens zweimal gebrochen, er trägt ein enges graues Sweatshirt und eine Jeans, die jeden guten Kampf aushält. Seine Haare sind kurz und dicht und von undefinierbarer Farbe, sein Kopf sieht aus wie eine Pelzmurmel. Sie grinsen beide, als sie uns begrüßen, und sie sind sich ihrer Wirkung absolut bewusst.
    »Wow«, sage ich. »Laufen Sie immer so rum?«
    »Ist praktischer«, sagt der im Anzug.
    »Allzeit bereit«, sagt der andere.
    Der Anzugmann heißt Pliquett, der Boxertyp Lechner.
    »Wie war’s gestern im Stripschuppen?«, fragt der Faller.
    »Beeindruckend«, sagt der Pliquett.
    »Ja«, sagt der Lechner, »wenn ich eins von den Mädchen wäre, würde ich keinen Fuß mehr auf diese Bühne setzen. Aber die ziehen das Ding echt durch.«
    »Wissen die eigentlich, wer Sie sind?«, frage ich.
    »Nein«, sagt der Pliquett, »wir bleiben immer anonym. Aber sie wissen, dass jemand da ist.«
    »Ist gestern jemand aufgefallen?«, fragt der Faller.
    »Nein«, sagt der Lechner, »der Laden war so gut wie leer, außer uns waren nur drei Typen vom HSV da, und um zehn war Schluss. Montag eben. Die Mädchen wurden von Kollegen in Zivil nach Hause begleitet und sind alle sicher in ihren Bettchen gelandet.«
    »Wie? HSV?«, frage ich.
    »Na ja«, sagt der Pliquett, »den Gegner riecht man doch noch in der dunkelsten Ecke, oder?«
    Ist doch schön, wenn man mit seiner Störung nicht alleine ist.
    »Wann sind Sie heute Abend da?«, frage ich.
    »Ab acht«, sagt der Lechner.
    »Vielleicht tauche ich da auch auf«, sage ich, »wundern Sie sich dann bitte nicht.«
    »Ich hab da schon von gehört«, sagt der Lechner, »dass Sie Ihre Füße nicht gut still halten können.«
    »Fällt mir schwer«, sage ich.
    »Ich geb Ihnen Bescheid, wenn bei uns mal ein Job frei ist«, sagt er.
    »Dann wohl bis später, nä?«, sagt der Pliquett.
    »Bis später«, sage ich und winke. Ich werde da so was von auftauchen. Ich muss diese beiden Typen einfach bei der Arbeit sehen.
    Der Faller und ich machen uns auf den Weg zum Schulle und zum Brückner, und ich bin froh, dass wir zu zweit sind. Alleine gehe ich in diesem sternförmigen Ding von Polizeipräsidium regelmäßig verloren, hier sieht jeder verdammte Gang gleich aus, und irgendwie läuft man immer im Kreis, und es ist mir jedes Mal scheißpeinlich, wenn die Kollegen mich dann irgendwo im Keller auflesen. Auf unserem Weg durch die Gänge sagt der Faller: »Gehen Sie

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