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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Bratwürste sind für mich, das Schaschlik ist für den Faller. Beilagen: schädliche Pommes frites und Limonade. In der Sportbude ziehen wir’s immer durch, da geben wir uns nicht mit Vitaminen ab.
    »Also«, sagt der Faller, »was ist das für eine Geschichte mit diesem Zandvoort? Und warum wusste ich davon nichts?«
    Über seinem Kopf raschelt ein rot-weißer Bastschirm. Total albern, bei dem mistigen Märzwetter. Ich glaube, der Schirm ist eher eine Art Flagge.
    »Das war privat«, sage ich, »bisher zumindest. Er hat mich bei Carla angequatscht und ein bisschen an mir rumgeschraubt. Und anscheinend konnte ich das ganz gut vertragen und bin drauf eingestiegen. Bis gestern Abend. Da fing er an, mir schräg vorzukommen.«
    Unser Essen kommt. Wir nehmen es mit an einen windigen Stehtisch auf dem Vorplatz. Ich schneide meine Bratwürste in der Mitte durch, damit das Fett abläuft. Der Faller schiebt sein Schaschlikfleisch vom Spieß.
    »Was ist das denn für ein Typ?«, fragt der Faller.
    »Er ist ein bisschen wie ein perfekt geschminktes Raubtier«, sage ich. »Er sieht wirklich gut aus, aber er hat was Lauerndes, es ist nichts Warmes oder Nettes an ihm. Ich weiß auch nicht. Ich traue ihm eine Menge zu, aber, ehrlich gesagt, nicht, dass er sich die Finger mit hässlichen Frauenmorden schmutzig macht. Der ist eher der Typ für einen Auftrag.«
    »Haben Sie sich noch mal mit ihm verabredet?«, fragt er.
    »Nein«, sage ich. »Wir sind nicht gerade im Guten auseinandergegangen. Aber vielleicht sollte ich mich doch noch mal mit ihm treffen und ihm ein bisschen auf den Zahn fühlen.«
    Der Faller steckt sich ein Stück Fleisch in den Mund, ich spieße mein Würstchen mit der Gabel auf und beiße rein. Um uns herum werden ein paar hohe Bäume vom Wind gepeitscht.
    »Nein«, sagt er, »ich denke, das sollten Sie nicht tun. Lassen wir das den Kollegen Schulle übernehmen.«
    Jetzt tut Zandvoort mir fast ein bisschen leid. Wer den Schulle auf den Füßen stehen hat, hat eine harte Zeit vor sich. Der Schulle ist ein Terrier.
    »Und sonst?«, fragt er. »Wie lief’s gestern Vormittag? Sie wollten doch nachdenken gehen, oder?«
    »Ja«, sage ich, »wollte ich, und hab ich auch gemacht.«
    »Und? Was sagt Ihr altes Profiler-Gen?«
    »Er ist zart«, sage ich. »Er ist schwach. Er hat ein schmerzendes Loch in der Seele, das er stopfen muss. Er ist nicht böse. Er braucht Hilfe. Es wird nicht gefährlich sein, ihn zu schnappen. Und … ich mag ihn möglicherweise.«
    »Passt alles nicht besonders gut zu diesem Zandvoort«, sagt der Faller.
    »Stimmt«, sage ich, »passt überhaupt nicht zu ihm. Obwohl …« Mir dämmert was. Ich bin so blöd, dass es kracht.
    »Was?«, fragt der Faller.
    »John Zandvoort«, sage ich, und mir wird ein bisschen schlecht. Ich schiebe meine Würste weg.
    »John?«, fragt der Faller. »Ich dachte, der Typ heißt Claudius?«
    »John ist sein Adoptivsohn«, sage ich, »der ist genau, was wir suchen. Verletzt, verstört, mitleiderregend zart, und in manchen Momenten übt er eine große Anziehungskraft aus. Und wer sagt, dass nur Papi den Porsche fährt?«
    »Sie spinnen sich das jetzt nicht nur zusammen?«, fragt der Faller.
    »Das kann natürlich sein«, sage ich. »Aber wenn ich ihn sehe, fühle ich mich wie die Schlange und das Kaninchen gleichzeitig.«
    »Wir sollten ihn beschatten lassen«, sagt der Faller, »sicher ist sicher.«
    »Ich besorge Ihnen ein Phantombild für die Kollegen«, sage ich. »Und Vater und Sohn haben bis vor einem halben Jahr in Aachen gewohnt. Zandvoort hatte da eigentlich einen ganz guten Job, den man nicht unbedingt für ein kleines Kieztheater hinschmeißt. Vielleicht sollte man mal die Kollegen in Nordrhein-Westfalen anrufen, ob da im letzten Jahr irgendwas passiert ist, was unserem Mann ähnlich sehen könnte. Mir kommt das so komisch vor, dass die beiden nach Hamburg gegangen sind.«
    Der Faller nickt und sagt: »Vielleicht löst sich der Knoten so langsam, Chastity.«
    »Abwarten, Faller«, sage ich, »ich bin nur eine Frau, die sagt, was sie fühlt.«
    Er wischt sich übers Gesicht.
    »Sie wollten mir doch auch noch was erzählen«, sage ich.
    »Eisen-Siggi«, sagt er.
    »Och, Faller«, sage ich.
    »Doch, doch«, sagt er, »da liegt irgendwas und schlummert, ich schwör’s Ihnen.«
    »Und warum glauben Sie das?«
    »Seit Donnerstag fahre ich jeden Tag bei ihm vorbei«, sagt der Faller, »und bisher hat er mit keiner Regung darauf reagiert. Er schmeißt mich nicht

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