Rezepte Gegen Liebeskummer
Ausschaukeln durch einsetzendes Grübeln wieder anschubsen, kommt sie niemals ganz zum Stillstand.
Um hier rigoros einen Stopp einzubauen, habe ich zum Überbrücken von schwer zu ertragender Abstinenz nach einer Trennung das folgende Notfall-Rezept kreiert:
NOTFALL-REZEPT »BEWUSSTE AMNESIE«
Was sich anhört wie eine seltsame, unheilbare Krankheit, ist im Gegenteil eine Art Medizin. Ein Notfall-Mittel gegen besonders hartnäckiges und scheinbar gegen alle Vernunft resistentes Gedankenkreisen und Rückwärtsschauen. Da ist es hilfreich, das von Freunden oft flapsig dahingesagte »Mensch, vergiss ihn (oder sie)!« tatsächlich wortwörtlich zu nehmen. Falls du ein Typ bist, der zum übertriebenen Grübeln neigt und dadurch stets aufs Neue den Verlust und Kummer spürt, hast du dir vielleicht schon öfter gewünscht, du könntest einfach alles vergessen. Wie praktisch wäre da ein Knopf, den man bloß drücken müsste, damit es endlich aufhört, weh zu tun und alle Gedanken gelöscht sind! Manchmal ist Vergessen tatsächlich die einzige Möglichkeit, um aus dem destruktiven Kreislauf herauszukommen.
Doch vielleicht wird nun in dir so eine klitzekleine, irrationale Angst wach, die dir einflüstert: »Aber wenn ich ihn oder sie einfach vergesse, dann kann die Liebe ja gar nicht groß genug gewesen sein. Und dann vergisst er / sie mich vielleicht ebenfalls.« Glaub mir, alles Unsinn – die »bewusste Amnesie« schmälert keinesfalls die Tiefe deiner Liebe, sondern stärkt nur deine Selbstliebe, indem sie dir ein gesundes Aufatmen aus Schmerz und Trauer beschert. Und wenn es so sein soll, dass du diesem Menschen wieder begegnest und ein Neuanfang stattfindet, könnte keine Strategie der Welt dies verhindern.
Dieses Rezept wird aber nur funktionieren, wenn du dich rigoros dazu entschließt, achtsam und diszipliniert deine Verhaltensweisen zu ändern. Also entscheide dich jetzt sofort für einen wahren Akt der Selbstliebe, gönne deinem traurigen Gemüt eine Erholungspause und stell dir nun so glaubhaft wie möglich vor, du hättest eine große, gnädige Gedächtnislücke.
Entferne dafür aus deinem Blickfeld möglichst alles, was dich unmittelbar an die alten Zeiten erinnert. Lösche alle SMS, E-Mails und wenn es dir zu sehr in den Fingern juckt, auch die Adressdaten. (Ja, das geht! Am besten tief durchatmen, falls dich das erschreckt …) Vermeide Lokale und Unternehmungen, wo ihr euch zufällig treffen könntet. Sage gedanklich sofort STOPP!, wenn du in Grübeleien, Erklärungsversuche, Vorwürfe oder sehnsüchtige Rückschau verfällst.
Vermeide auch im engsten Freundeskreis Gespräche, bei denen dieser Mensch oder die mit ihm verbundenen Erlebnisse Thema sind. Mache deine Freunde zu Komplizen, indem du sie anweist, dich ganz überrascht zu fragen, von wem du eigentlich sprichst, solltest du deinen Vorsatz vergessen. Sei wirklich, wirklich konsequent und setze dir ein genügend langes zeitliches Limit. Und bis dahin lebst du einfach nur im Jetzt, denn die alten Erlebnisse sind unwiederbringlich vorbei.
Betrachte deinen absichtlichen Gedächtnisschwund wie eine Ruhephase nach einem schweren Unfall. Bevor man dort mit der Krankengymnastik beginnen kann, muss sich der Körper ja auch erst einmal erholen. Analog dazu gönnst du dir jetzt diese Ruhepause für Herz und Gemüt. Und wenn du einen Rückfall erleidest, beginne einfach von vorn. Treffe eine schriftliche Vereinbarung mit dir, die zum Beispiel lauten könnte: »Nur was mir Lebensfreude und Liebe schenkt, bekommt Platz in meinem Denken und Leben.« Schreibe diese oder ähnlich lautende Vorsätze am besten auf mehrere Kärtchen, die du im Geldbeutel, im Auto, in der Küche, im Bad und an allen möglichen Stellen hinterlegst, auf die dein Blick regelmäßig fällt.
Noch besser wird die »bewusste Amnesie« funktionieren, wenn du sie mit interessanten Veränderungen in deinem Leben begleitest. Das heißt: Mache die Dinge, die du schon immer tun wolltest und nie getan hast: Buche beispielsweise den ewig aufgeschobenen Kurs in der Volkshochschule, gönne dir den abwechslungsreichen Kurztrip, erlerne eine neue Sportart und nimm schon aus Ablenkungsgründen möglichst viele Einladungen zu interessanten Partys, Events oder Ausflügen an. Am besten immer in Begleitung eines »Amnesie-Komplizen«, der dich sanft, aber beharrlich an deinen Vorsatz erinnert und dich vor destruktiven Grübeleien bewahrt.
Das Ziel hast du erreicht, wenn du nach einiger Zeit
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