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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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legte dem Ohnmächtigen Fesseln an.
    »Also geheuer war er mir die ganze Zeit nicht. Und eben, die Sache am Fluss,
war schon merkwürdig«, erklärte Holly. »Er hätte doch nie einen von uns springen
lassen.«
    »Aber, wenn das nicht Aeneas ist, wer ist es dann und wo ist Aeneas?«, fragte
Anna.
    »Das wird uns dieser Herr beantworten«, antwortete Erma.
    Lennart goss ihm einen Krug Wasser ins Gesicht. Der gefesselte Fremde öffnete
mit einem Aufstöhnen die Augen und fragte empört: »Was soll denn das? Seid ihr
verrückt geworden? Bindet mich sofort los!«
    »Wer bist du?« Erma sah ihn leidenschaftslos an. »Erspare uns jedes Leugnen!
Wir wissen, dass du nicht Aeneas bist.«
    »So ein Blödsinn!«, schimpfte er und brachte ein kehliges Lachen heraus. »Wer
sollte ich sonst sein?«
    Lennart forderte, ohne sich von ihm abzuwenden: »Adrian, gib mir dein
Messer! Wir beschleunigen die Sache mal ein bisschen.«
    Der zog es sofort aus dem Gürtel.
    »Ist es auch schön scharf?«, fragte der Trainer gedehnt.
    Sein Kamerad riss ein Blatt von einem Strauch und zerteilte es mühelos.
»Meine Messer sind immer scharf. Schließlich hab ich sie nicht zum Brotschmieren
dabei.«
    Lennart wandte sich seinem Opfer zu. »Weißt du, Aeneas hat da recht unschöne
Narben am Handgelenk. Ich versuch mal, ob ich mich an das Muster erinnern
kann. Du willst ihm richtig ähnlich sehen, nicht wahr?« Er setzte das Messer an
den Arm.
    »Das kann er doch nicht machen«, ereiferte sich Suni.
    »Du solltest lieber wegschauen«, riet Holly laut und vernehmlich. »Gleich wird
mächtig Blut fließen.«
    »Du musst tief schneiden«, forderte Erma mit einem Lächeln. »Einige Narben
sind recht groß.«
    »Ja, richtig wulstig«, fügte Anna erschauernd an.
    Das Messer hatte die Haut noch nicht geritzt, als sich der Fremde vor den
Augen der Anwesenden verwandelte. Das Gesicht schien zusammenzuschmelzen.
Die Kleider fielen leicht zusammen. Das Gesicht nahm wieder Konturen an.
Damian lag in zu großen Gewändern vor ihnen.
    »Gestaltwandler«, stöhnte Suni.
    Er sah entsetzt auf den Dolch, der noch immer auf seinem Arm lag. »Ganz
recht, mein Fräulein! Und, bevor ihr etwas Unüberlegtes tut, man hat mich dazu
gezwungen. Ich bin nicht freiwillig hier. Also sei so gut, junger Mann, und nimm
das Messer weg.«
    Lennart reichte es wieder Adrian.
    »Wo ist Aeneas?«, wollte Erma wissen.
    »In der Burg«, erwiderte er. »Könntet ihr mich bitte losbinden? Die Fesseln
sind sehr fest.«
    »Wenn wir wissen, warum du hier bist und er in der Burg«, bestimmte Lennart.
    Damian seufzte. »Ailina will die Prophezeiung erfüllen und den Ringlord heiraten.
Ihr solltet derweil, wie sagt man, aus dem Weg sein.«
    »Was für eine Prophezeiung?«, wollte jetzt Erik wissen.
    Er sah in die Runde. »Ailina ist Seherin. Ihr wisst, dass man sie Tochter des
Feuers nennt. Sie hat in ihren Träumen gesehen, dass sie sich mit dem Sohn des
Feuers zusammentun muss. Das soll wiederum dieser Ringlord van Rhyn sein. Nur
gemeinsam können sie der Drachenherrschaft ein Ende bereiten, sagt Ailina.
Leider wollte der Auserwählte nichts wissen von einer Verbindung mit meiner
Herrin. So war sie gezwungen, zu dieser List zu greifen. Sie hat eine von ihr in
Kräutern gekochte Maliswurzel unter sein Bett gehängt, ihn dadurch mit einem
Zauber belegt. Ihr braucht jedoch keine Angst um ihn zu haben. Sein Bewusstsein
ist lediglich kurze Zeit gestört, und ihm wird nichts Schlimmes widerfahren. Er
wird sich nur in sie verlieben.«
    Erma sprang auf. »Das wird er nicht. Wir kehren sofort um.«
    Damian schüttelte den Kopf. »Vermutlich ist es schon zu spät. Es ist immer
besser, Ailina den Willen zu lassen. Sie kann sonst sehr ungemütlich werden.«
    »Das kann ich auch!«, drohte sie und sah die Jugendlichen an. »Was sagt ihr?«
    »Wir kehren um«, war die einstimmige Antwort.
    »Was? Wir sollen jetzt umkehren?«, fragte Karem entsetzt. »Wir sind dem
Vulkanberg mit dem Drachenei so nah.«
    »Dann geh doch weiter«, empfahl Erik. »Keiner wird dich aufhalten. Wir lassen
Aeneas nicht zurück.«
    »Ich weiß auch gar nicht, wie man zum Vulkan kommt«, gab Damian zu
bedenken. »Ich sollte euch nur zwei, drei Tage aus der Burg fernhalten. Ich möchte
betonen, es war mir zutiefst zuwider. Dieser Ringlord ist so groß, dass ich Höhenangst
bekam, wenn ich nur auf meine Schuhe schaute. Und immer dieses schwere
Schwert. Ein handlicher Degen vielleicht, aber dieses Ding!

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