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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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schlug wild um sich
und schrie in panischer Angst auf. Ein Strudel hatte sie erfasst und zog sie unerbittlich
in die Tiefe. Erik hatte schon ein Seil aus dem Rucksack geholt, während sie
über die schmale Brücke zum anderen Ufer rannten. Lennart kämpfte gegen die
Strömung an und tauchte unter. Quälende Sekunden vergingen, dann tauchte er mit
Anna wieder auf. Er versuchte, sich an einem Felsen festzuklammern.
    »Gut festhalten«, rief Aeneas.
    »Die Strömung ist zu stark. Ich komm nicht raus«, brüllte der.
    Erik warf ihm das Seil zu. Der Trainer verschwand erneut unter der Wasseroberfläche.
Aber das Seil hatte er anscheinend greifen können. Alle zogen. Zwei
Köpfe tauchten wieder auf. Lennart prustete wild und Anna hing schlaff in seinen
Armen. Mit Mühe konnte der junge Mann ihren Kopf über Wasser halten. Erma,
Holly, Karem und Suni rannten schon zum Ufer, um ihnen aus dem Wasser zu
helfen. Er blieb hustend und keuchend am Ufer liegen. Anna lag wie leblos auf
dem Rücken. Erma drückte ihr ein paar Mal heftig auf den Bauch. Anna spuckte
schwallweise Wasser und hustete und keuchte.

    »Na, das ging ja noch einmal gut«, lobte Aeneas. »Wir sollten jetzt eine warme
Mahlzeit zu uns nehmen. Das tut den Schwimmern gut.«
    Annas Arm war aufgeschürft und wurde von Erma versorgt. Die war froh, ihre
Magie einsetzen zu können, und murmelte: »So ist es viel praktischer. Geht’s dir
wieder gut?«
    Das Mädchen nickte fröstelnd und wandte sich an Lennart. »Ich danke dir. Du
weißt, wie gut ich schwimmen kann, aber allein wäre ich da nie herausgekommen.
Ich bin einfach zu leicht.«
    »Ist doch selbstverständlich«, erklärte er. »Ohne Seil wäre ich vermutlich auch
nicht an Land gekommen. Was für eine Strömung!« Er klopfte Erik auf die Schulter.
»Guter Wurf, Kleiner! Alles, was recht ist.«
    »Irgendwann sollte er lernen, mit Pfeilen zu werfen«, schlug Holly lachend vor.
»Das klappt bestimmt besser, als wenn er es mit dem Bogen versucht.«
    Er streckte ihr die Zunge raus.
    Erma wandte sie Lennart zu. Von dem Felsen waren sein Arm und seine rechte
Seite aufgeschürft. Lange Kratzer, einige davon tiefer mussten von ihr geschlossen
werden.
    »Geht’s wieder?«, fragte sie im Anschluss mitfühlend.
    Er nickte. »Brennt nur noch ein wenig.«
    Ihre Blicke trafen sich. »Kannst du mir das erklären?«, raunte sie ihm zu.
    »Er ist schon den ganzen Tag so merkwürdig«, flüsterte er zurück. »Seit wir die
Burg verlassen haben.«
    Sie sah ihn zögerlich an. »Glaubst du, dass er vielleicht ... ich meine, dass
Ailina und er ... dass? Er sagte zwar nein, aber ...« Errötend brach sie ab.
    Lennart starrte sie ungläubig an. »Quatsch! Du kennst ihn doch. Der ist nüchtern
durch und durch. Was sollte der denn mit einem gezierten Turteltäubchen
anfangen? Außerdem, ganz egal in welchem Gemütszustand auch immer, nie hätte
er einen von uns ins Wasser geschickt. Er wäre selbst gesprungen.«
    Sie nickte zustimmend. »Aber was ist dann mit ihm los?«
    »Das Essen ist fertig«, rief Erik. »Kommt ihr zwei?«
    Sie gesellten sich zu den anderen. Lennart beobachtete den Ringlord gedankenverloren.
Sein Freund kam ihm merkwürdig fremd vor. Es fehlte jede Vertrautheit.
Er sah zu Erma. Die starrte ihren Verlobten an, als hätte sie einen Geist gesehen.
Sie erhob sich, ging zu ihrem Rucksack und kramte darin herum. Als sie aufstand,
hielt sie ein kleines Seil in den Händen. Sie bückte sich und sammelte einen dicken
Ast auf. Lennart sah fassungslos zu, wie sie hinter Aeneas trat und ihm den Ast mit
voller Wucht über den Schädel schlug. Er brach mit einem Stöhnen zusammen. Die
Schüler sprangen auf.
    »Bist du verrückt geworden?«, brüllte Adrian.
    Erik wollte sich auf Erma stürzen.
    »Halt«, schrie sie. »Wartet!« Sie hockte sich neben den Bewusstlosen und
schob den rechten Ärmel hoch. »Was seht ihr?«
    Alle starrten auf den Arm.
    »Nichts«, erklärte Holly völlig verständnislos.
    »Was soll denn da sein?«, fragte Adrian.
    »Ja, genau das ist es. Was sollte da eigentlich sein?«, erwiderte Erma.
    Die Jugendlichen sahen sie entgeistert an.
    »Die Narben«, flüsterte Lennart. »Die Narben am Handgelenk sind nicht da.«
    »Gestern waren sie noch deutlich sichtbar. Sie können unmöglich bis heute verschwunden
sein, oder?«, fragte sie und begann, Aeneas‘ Hemd aufzuknöpfen.
»Das hab ich mir gedacht. Kein Verband, kein einziger blauer Fleck. Könnt ihr mir
das erklären?« Sie

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