Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
sah er seine Aussicht auf einen gelungenen Angriff gekommen. Die Hexerin kam unerwartet dicht vor ihm zum Stehen. Sie setzte zum nächsten Sprung an, stolperte aber und drohte den Halt zu verlieren. Der Dämon hob drei Speere auf einmal in die Höhe. Schreiend bäumte er sich auf und schnellte dann mit der Geschwindigkeit eines Adlers nach vorn. Mit Schwung schleuderte er die Speere auf die Hexerin.
Auriel hörte etwas Pfeifendes herannahen. Sie fuhr herum, richtete den entsetzten Blick in die Höhe. Dann spürte sie einen scharfen Schmerz in ihrem rechten Oberarm. Ein harter Gegenstand traf sie mit voller Wucht, schnitt tief in ihr Fleisch. Blut spritzte, Auriel verlor die Kontrolle. Die Hexerin stürzte zu Boden, ihre eigenen Schreie drangen wie aus weiter Ferne an ihre Ohren. Sie hörte das höhnende Lachen des Dämons. Gleichzeitig zerschlitzte etwas ihre Kleider, fraß sich in ihre Seite. Auriel schrie auf, heiße Tränen spritzten aus ihren Augen. Der Schmerz züngelte in ihren Körper, legte sich wie ein lähmendes Band um ihren Leib. Einen Herzschlag später spürte die Hexerin, wie dicht neben ihrem Kopf ein drittes Geschoss am Boden einschlug. Als sie mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf drehte, erkannte sie einen Speer des Flussungeheuers direkt vor sich. Ihre Augen weiteten sich, sie wusste nun, was sie verletzt hatte. Entsetzt stieß sie einen schrillen Schrei aus und versuchte sofort zu fliehen. Zwar waren die Speere nicht in ihrem Fleisch stecken geblieben, doch schmerzten die Verletzungen so sehr, dass Auriel trotz ihres Zaubers nur langsam vorankam. Todesangst trug sie auf kalten Händen, drängte sie, nicht aufzugeben.
Auriel wand sich wie ein angeschossenes Tier. Ihre Verletzungen bluteten, die Schmerzen waren unerträglich. Tränen rannen über Auriels Wangen, Schleim tropfte ihr aus Nase und Mund. Wimmernd robbte sie Stück um Stück zurück, den Blick ohne Unterlass auf das Monster vor ihr gerichtet.
Der Dämon triumphierte mit schrillem Gelächter. Sogleich wollte er zu seinem nächsten Angriff ausholen, als plötzlich Rhavîn heranstürmte. Der Dunkelelf stieß sich vom Boden ab und kam mit einem geschickten Sprung auf dem Fischschwanz des Dämons zum Stehen. Kaum hatte er Halt gefunden, zog der Meuchelmörder ein blitzendes Kanagi-Ten aus seinem Gürtel. Er nahm die Klinge zwischen die Zähne, während er ohne innezuhalten nach dem zweiten Messer griff.
Der Dämon richtete seine Aufmerksamkeit auf Rhavîn. Er fuhr fauchend herum, versuchte, den Meuchelmörder mit einem seiner Speere zu erreichen. Rhavîn war zu weit entfernt, die Speerspitze verfehlte ihn.
Der Sícyr´Glýnħ hob die Klinge, um sie im nächsten Moment mit voller Kraft in den Schwanz des Dämons zu bohren. Sofort riss er sie wieder empor, stach dann erneut zu. Wie ein Wahnsinniger versenkte Rhavîn das Kanagi-Ten wieder und wieder in dem glitschigen Schuppenschwanz. Schwarzes Blut schoss an der blitzenden Klinge empor, spritzte in die Nacht und über Rhavîns Körper.
Während der Dunkelelf versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren, wand sich der Wasserdämon vor und zurück. Unablässig drehte er sich um die eigene Achse. Er trieb die Wassermassen auseinander, peitschte sie schäumend dem Himmel entgegen. Seine Schreie gellten durch die Nacht, sein Leib wand sich unter Qualen.
Rhavîn stach eine Wunde nach der nächsten in das schillernde Fleisch seines Gegners. Immer wieder verlor er den Halt und schlitterte über die spiegelglatten Schuppen des Dämons. Schließlich bohrte er eines der Kanagi-Ten tief in das Fleisch der tobenden Kreatur, um sich daran festzuhalten.
Zeitgleich zuckte die Schwanzspitze des Umi-Tisany über dem Meuchelmörder auf wie die hohnlachende Fratze eines Rachegottes. Rhavîn duckte sich gerade noch rechtzeitig unter dem pfeilschnellen Angriff hinweg. Dann schleuderte er sein zweites Messer wutentbrannt auf das peitschende Schwanzende. Das Kanagi-Ten blieb stecken, doch der Dämon attackierte den Meuchelmörder als fühlte er keinen Schmerz.
Derweil floh Auriel Schritt um Schritt in Richtung des Waldrandes. Ihre Lende schmerzte hohl und pochend. Die Hexerin vermochte sich nicht aufzurichten. Keuchend presste sie die rechte Hand auf die Verletzung an ihrem Rumpf. Mit dem verletzten Arm versuchte sie, sich voranzuziehen, doch es gelang ihr nur schwerlich. Beide Verletzungen bluteten stark. Der linke Ärmel ihrer Bluse war rot getränkt, zwischen den Fingern ihrer rechten Hand quoll helles Blut
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