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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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finstere Zauberkraft verschmolz vor unzähligen Jahren mit meinem Körper.“ Rhavîns Augen blitzten leidenschaftlich. „Die Wunden, die mir die Magie während des Rituals zufügte, füllten sich mit Finsternis. Sie wurde eins mit mir.“
    Auriel schluchzte. Sie presste sich beide Hände vor den Mund und senkte den Blick.
    „Sieh mich an!“
    Rhavîns scharfer Befehl ließ die junge Frau aufblicken. Entsetzt musterte sie die filigranen Zeichnungen in Rhavîns Gesicht. Sie wusste aus eigener Erfahrung, dass die dunkle Magie viele Gesichter besaß und sich ihre Macht in etlichen Facetten zeigte. Doch dass die Magie ihre Anhänger auf diese Weise brandmarkte, hatte sie nicht geahnt. Hatte sie bis dahin geglaubt, Rhavîn habe den Hautschmuck nach eigenem Geschmack anfertigen lassen, ahnte sie nun, dass das Band, das ihn an die Finsternis fesselte, stärker war, als sie es sich vorstellen konnte.
    „Ich gehöre Lhagaîlan daé Yazyðor, dem Fürsten der Sícyr´Glýnħ von Cethel-Thán-Dûr. Ich bin durch dieses Ritual an ihn gebunden. Mein Herz schlägt in seiner finsteren Magie, die mich erfüllt.“
    Auriel schwieg. Rhavîns Worte bestätigten ihre Befürchtungen.
    „Ich bin ein Kind des Schattens. Mein Blut ist dunkel, ich atme Finsternis. Meine Stimme ist der Gesang meiner schwarzen Seele!“
    „Widersetze dich ...“ Auriels Stimme brach. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hatte Angst.
    „Nein.“ Rhavîn schüttelte den Kopf. „Ich bin erfüllt von finsterer Magie, sodass es mir unmöglich wäre, mich zu widersetzen – selbst wenn ich wollte. Das, was für dich widerliche Gerüche und abstoßende Eindrücke sind, sind für mich wehmütige Gedanken an meine Heimat.“ Rhavîn verließ den Baum. Er hockte sich vor Auriel neben das Feuer. Der Schein der Flammen spiegelte sich auf seinem Schmuck und in seinen Augen wider. Sein Gesicht trug einen schwermütigen Ausdruck.
    Auriel befürchtete, dass der Dunkelelf im nächsten Moment die Beherrschung verlieren könnte. Sie spürte, wie emotional dieser Moment für ihn war, fühlte seine innere Zerrissenheit. Am liebsten hätte sie Rhavîn in diesem Augenblick in die Arme geschlossen. Doch sie traute sich nicht und hörte ihm stattdessen stillschweigend zu.
    „In meinem Kopf toben die Wogen meines bisherigen Lebens, in dem Liebe und Gefühle der Zuneigung keine Rolle spielten.“ Rhavîns Stimme schwamm in Melancholie. „Sie versuchen, den Funken der Liebe zu dir zu überspülen. Ich befürchte, ihn zu verlieren, sollten wir noch länger hier verweilen.“
    Auriel lächelte. Sie streckte sie Hand aus, um über Rhavîns Wange zu streichen. Doch Rhavîn stand wieder auf, ohne Auriel eine Gelegenheit zu geben, ihn zu berühren.
    Er sog tief die schwüle Luft ein und erklärte: „Ich kann nicht leugnen, dass mich dieser Platz mit Leben erfüllt, und dass ich es genieße, hier zu sein.“ Seine Blicke kehrten zu Auriel zurück. Schmerzerfüllt hauchte er: „Doch wenn ich in dein wunderschönes Gesicht sehe und die Trauer in deinen Augen erblicke, weiß ich, dass ich den Pfad der Finsternis heute nicht beschreiten darf. Um deinetwillen und um unserer Liebe willen sollte ich standfest bleiben und mich den tosenden Fluten in meinen Gedanken widersetzen.“ Rhavîn unterbrach sich. Erst nach einer langen Pause erklärte der Sícyr´Glýnħ müde: „Doch es fällt mir schwer, Auriel. Sehr schwer ... Es ist schier unmöglich.“
    „Rhavîn ... wenn du dich ihr allein heute Nacht entziehst, bin ich bereits glücklich.“ Ein Schaudern rieselte über Auriels Körper. Inständig hoffte sie, Rhavîn auf ihre Seite zu ziehen.
    „Eines aber muss dir klar sein, Auriel“, sprach Rhavîn in strengem Tonfall weiter. „Dereinst werde ich die Pfade der Finsternis wieder beschreiten. Ich versuche, sie für heute zu verdrängen, doch aus meinem Leben bannen werde ich sie nie.“ Der Dunkelelf sah Auriel entschieden an. „Würde ich es tun, würde ich den wichtigsten Teil meiner selbst leugnen und meinen Fürsten denunzieren. Dazu werde ich niemals bereit sein, Auriel.“
    „Ich liebe dich“, wisperte Auriel leise. Sie stand auf, um Rhavîn in die Arme zu schließen. Er erwiderte ihre Umarmung, lehnte erschöpft seine Stirn an ihren Kopf. Die Hexerin spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, fühlte, wie ein Schaudern durch seinen Körper jagte.
    „Ich liebe dich, Rhavîn Khervas“, wiederholte sie. Auriel drückte den Dunkelelfen fest an sich, als könne sie somit

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