Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
seinen Rücken hinab und wehte sacht im Wind. Einige der langen Strähnen fächelten über sein blasses Gesicht und untermalten seine harten Züge.
„Wer seid Ihr?“, wiederholte Auriel fassungslos. Sie wich zurück, so gut sie es trotz ihrer Schmerzen vermochte. Ängstlich musterte sie die üppigen, tiefschwarzen Gewänder des Mannes, die sich in mehreren Schichten um seinen schlanken Körper legten. Schnell entdeckte sie einige filigrane Symbole und Ornamente, die in die Roben des Fremden eingestickt waren, und konnte diese ohne Zweifel als arkane und okkulte Zeichen der finsteren Magie identifizieren.
„Nun,“, erläuterte der hochgewachsene Mann mit durchdringender Stimme. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, er sonnte sich in Auriels Schrecken. „Ich denke, Ihr kennt mich. Zumindest werdet Ihr von mir gehört haben.“ Der vermeintliche Zauberer legte die Spitzen seiner langen, dünnen Finger aneinander, ließ sie langsam gegeneinander tippen. „Ich bin hier, um Euch ein Angebot zu unterbreiten, das Ihr nicht ablehnen könnt.“
Auriel misstraute dem Fremden, ihre Miene verdunkelte sich.
„Ein schlechter Zeitpunkt, findet Ihr nicht?“, fauchte die Hexerin verärgert. Gleichzeitig ließ sie die Blicke schweifen, um in dem immer höher steigenden Wasser nach einer Möglichkeit zu suchen, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Verflucht ! Meine Waffen habe ich natürlich fallen lassen. Wer weiß, wohin der Fluss sie getragen hat. Hätte ich meinen Greif bei mir, ich würde diesen Kerl schon in die Flucht schlagen.
„Lasst mich meinen guten Willen beweisen, indem ich Eurem Freund das Leben rette, Auriel“, sprach der dunkle Fremde weiter. Seine Augen blitzten triumphierend. Sein überhebliches Lächeln jagte einen Schauer über Auriels Haut. „Anschließend erkläre ich Euch dann, was ich Euch vorzuschlagen habe.“
Ohne eine Antwort der Hexerin abzuwarten, griff er über die Schulter zu dem gewaltigen Schlachtbeil, das er auf dem Rücken trug. Ohne zu zögern, zog er es aus der Koppel, die es hielt.
„Wartet hier auf mich!“, gebot der finstere Mann gönnerhaft. Er wog die blitzende Waffe flüchtig in den Händen, dann lief er an Auriel vorbei. Das kalte Wasser spritzte bei jedem Schritt empor, seine langen Gewänder wehten eindrucksvoll hinter ihm her. Mit lauter Stimme brüllte er einige magische Worte, zeitgleich entflammte das Blatt des Schachtbeils. Eine brennende Sphäre breitete sich wie ein Pulsschlag zu allen Seiten aus. Mehrere Feuerkugeln formten sich aus den Klingen des doppelblättrigen Schlachtbeils. Heulend schossen sie durch die Luft, schlugen gleich darauf in den riesigen Körper des Dämons ein.
Der Umi-Tisany stieß erneut einen gellenden Schrei aus, doch bevor er gewahr wurde, dass er nun einen weiteren Gegner vor sich hatte, spürte er einen jähen Schmerz im Unterleib. Das brennende Schlachtbeil riss eine klaffende Wunde in seinen Fischleib.
„Weiche, Kreatur der Finsternis!“, donnerte der Schwarzgewandete. Er sprang flink beiseite, als der Flussdämon versuchte, ihn mit seiner mächtigen Schwanzflosse zu treffen. Abermals hob er das Schlachtbeil. Mit siegessicherer Miene setzte er zum Angriff an.
Während der Fremde dem Dämon mit einer Mischung aus zerstörerischer Magie und gezielten Angriffen seines Schlachtbeils zusetzte, versuchte Rhavîn, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien.
Abermals tauchte der Dunkelelf unter den schäumenden Wassermassen auf. Endlich gelang es ihm, sich an eine der riesigen Flossen des Ungeheuers zu klammern. Durch die nächste Drehung des Dämons wurde er aus dem Wasser gehoben. Gierig rang er nach Luft. Doch dann peitschte der Flussdämon mit dem gewaltigen Fischschwanz nach seinem neuen Gegner. Rhavîn verlor den Halt, wurde in hohem Bogen in die Dunkelheit geschleudert. Schreiend umklammerte er seinen Dolch. Einige Schritte weiter stürzte er kopfüber in den schäumenden Fluss.
Prustend und mit letzter Kraft schwamm er zurück an die Wasseroberfläche und ohne innezuhalten weiter in Richtung des lodernden Feuerscheins, auf das Ufer zu. Wasser floss ihm über die Augen, in die Nase und den Mund. Seine Haare troffen vor Nässe und die Kälte des Flusses hatte seinen Körper so gelähmt, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Seine Finger waren nahezu steif und sein Kreislauf drohte zu versagen, er zitterte am ganzen Leib. Dennoch wollte der Sícyr´Glýnħ um jeden Preis das rettende Ufer erreichen.
Ehrgeiz war
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