Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
einen Schuss. Mit einem krachenden Geräusch durchschlug der Bolzen den Brustpanzer des Dämons, die Widerhaken blieben in seinem Fleisch stecken. Die Bestie schrie gellend auf. Sie ließ den Speer fallen und riss in einem Anflug von Panik den Bolzen aus der klaffenden Wunde. Die Teydraga in Rhavîns Händen erzeugte ein schabendes Geräusch. Ein klackendes Einrasten bedeutete dem Meuchelmörder, dass die Armbrust wieder einsatzbereit war.
Rhavîn verschoss den nächsten Bolzen und so tat er es auch mit den beiden übrigen, während sich der Flussdämon schreiend unter Schmerzen wand. Mit seinem riesigen Fischschwanz peitschte er das kristallklare Wasser in die Höhe, die Ufer waren sofort überschwemmt. Aus der Lichtung war ein flacher See geworden, die einst üppigen Pflanzen trieben in Lehm und Erde dahin und auch von den idyllischen Findlingen und Felsen war nicht länger etwas zu sehen.
Nachdem er alle vier Bolzen verschossen hatte, nutzte Rhavîn die Irritation des Dämons aus. Er ließ die Armbrust unbeachtet zu Boden stürzen und schleuderte zwei seiner Arinatu-Kéiy auf den Umi-Tisany. Rhavîn stieß einen schrillen Laut aus, die beiden Wurfsterne begannen grün zu leuchten. Sirrend fraßen sie sich in den Leib des Dämons. Nur Bruchteile eines Augenblicks später kehrten sie wieder zu Rhavîn zurück, der im gleichen Atemzug beide Langschwerter in die Luft riss. Mit wehendem Umhang eilte er durch das knöchelhohe Wasser, um sich auf das Ungeheuer zu stürzen.
„Rhavîn, pass auf!“ Auriel schrie entsetzt auf. Der Flussdämon riss einen Speer in die Höhe. Zornig schleuderte er ihn mit voller Wucht auf den Dunkelelfen. Zischend jagte der Speer durch die Luft und schlug dicht neben Rhavîn in das Wasser.
Der Sícyr´Glýnħ stieß sich im gleichen Moment vom Boden ab. Er wirbelte durch die Luft, ließ die Klingen vorschnellen und rammte sie mit voller Wucht in den schwarz glänzenden Panzer seines Gegners.
Auch Auriel fasste neuen Mut. Sie rannte mit Zauberstab und Greif bewaffnet voran, um ihren Geliebten in diesem Kampf zu unterstützen. Die Hexerin sprach eine knappe Zauberformel, rief die verwobenen Grauen um ihre Unterstützung an und beschwor eine gleißende Kugel aus magischer Energie, die sich aus einem Kristall des Magierstabes löste. Zischend sprengte die Kugel gegen den Dämon.
Die nächste Zauberformel, die über ihre Lippen kam, galt ihr selbst. Sie beschwor die Kräfte des Windes und der Luft und verlieh ihrem Körper übermenschliche Kräfte, die es ihr ermöglichten, mehrere Mannslängen hoch und weit zu springen, ohne sich bei der Landung zu verletzen.
Durch die Zauberkraft gestärkt sprang sie vom Boden ab, vollführte eine Rolle in der Luft und flog in die Höhe. Noch im Sprung ließ sie ihren Greif vorschnellen und zog die Klinge quer über den Rumpf des Dämons. Sie ließ eine klaffende Wunde zurück, aus der sich schwarzes, dickflüssiges Blut ergoss. Auriel sah sich Auge in Auge mit dem Umi-Tisany, erblickte ihr Spiegelbild auf seinen nassen Schuppen.
Das Wasserungeheuer schrie hasserfüllt auf und hieb mit einem seiner Speere nach der Hexerin. Doch bevor er sie erreichen konnte, stieß sie sich mit beiden Füßen von seiner Brust ab. Mit weichen Schritten landete sie wieder auf dem Boden.
Auch Rhavîn riss die Waffen zurück. Er wollte gleich zum nächsten Angriff ausholen, als der Dämon mit einer simplen Bewegung das Wasser unter seine Kontrolle brachte. Eine riesige Welle bäumte sich auf, peitschte vor und begrub den Dunkelelfen unter sich. Rhavîn verlor eines seiner Langschwerter, das andere umklammerte er verbissen. Er rang nach Luft, drohte im strudelnden Wasser die Orientierung zu verlieren. Der Meuchelmörder trieb inmitten der Wassermassen durch die Dunkelheit. Schließlich gelang es ihm, sich an die Wasseroberfläche zu kämpfen. Prustend tauchte er auf. Das Wasser versickerte im nahen Wald. Der Ni´kyrtaz fand sich irgendwo am Flussufer wieder – einige Schritte vom Kampfgeschehen entfernt.
Auriel weilte indes keinen Moment an einem Ort. Wieder und wieder sprang sie in die Höhe, um den Dämon geschickt und schnell zu attackieren. Mit dem Greif und ihrer Zauberkraft brachte sie ihm fortwährend peinliche Wunden bei.
Der behäbige Wasserdämon wehrte sich nach Leibeskräften, doch wann immer er nach Auriel schlug oder einen Speer nach ihr warf, wich sie aus. Meist aber verfehlte er sie ob der Schnelligkeit, mit der sie sich fortbewegte. Plötzlich allerdings
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