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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Höcker
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Hand richtete er sich mühsam auf. Trotz der Schmerzen, die durch seinen Körper flammten, wollte er aufrecht vor den fremden Mann treten, das gebot ihm seine Ehre. Er presste die Zähne aufeinander und schritt auf wackeligen Beinen durch das knöchelhohe Wasser. An seinem Körper fand sich kaum eine Stelle, die ihn nicht peinigte. Seine Kleider und Haare troffen vor Nässe. Der Flussdämon hatte ihm sehr zugesetzt, Rhavîn war dankbar, diesen Angriff überlebt zu haben.
    Auch Auriel folgte dem Aufruf des Fremden, der bereits mit vor der Brust verschränkten Armen neben dem prasselnden Feuer stand. Die Hexerin kroch mühsam an die Feuerstelle. Sie war froh, dort einen einigermaßen trockenen Platz vorzufinden, auf dem sie sich niederlassen konnte. Gleichzeitig erfüllte eine heftige Nervosität ihre Brust, die sich in den wunderlichen Worten des fremden Mannes begründete. Sie verspürte Angst, doch war sie zugleich auch fasziniert von der eindrucksvollen Erscheinung des Fremden.
    Als Rhavîn den Lagerplatz erreicht hatte, stellte er sich breitbeinig vor den Unbekannten. Er blinzelte, versuchte, den Schwindel zu verjagen, der ihn schwanken ließ. Mit brechender Stimme sagte er: „Vielen Dank für Eure Hilfe, mein Herr. Ich verdanke Euch mein Leben.“
    „Nun, vielleicht verdankt Ihr mir am Ende dieses Tages noch weitaus mehr als Euer Leben – nämlich nahezu unendliche Macht!“, gab der Fremde zurück. Rhavîn wechselte einen irritierten Blick mit Auriel.
    Die Hexerin wiederholte seine Worte stotternd.
    „Unendliche Macht?“
    „Oder unendliches Leben“, ergänzte der Zauberer. Ein kühles Lächeln umspielte seine Lippen. „Das sollte als Mensch mehr in Eurem Sinne sein, Auriel.“
    „Unendliches Leben?“ Rhavîn schnaubte hörbar, seine dunklen Augen blitzten bedrohlich. „Wer seid Ihr, dass Ihr uns mit solchem Lohn locken wollt? Und was sollen wir Eurer Meinung nach überhaupt tun, um diesen zweifelhaften Ruhm zu erhalten?“ Der Dunkelelf verschränkte die Arme vor der Brust. Herausfordernd blickte er dem Zauberer geradewegs in die Augen. Aus seinem linken Hemdsärmel tropfte Blut, Schmerzen malten Blässe auf Rhavîns Gesicht. „Sprecht!“, fauchte er ungehalten. Die blutende Wunde rechts auf seiner Stirn pochte betäubend. Obwohl sich ein lähmendes Pulsieren in seine Gedanken wand, wirkte der Meuchelmörder stolz und würdevoll. Seine gesamte Körperhaltung zeugte von Siegessicherheit und Selbstbewusstsein.
    „Man kennt mich unter dem Namen N’thaldur. Ich denke, es ist selbsterklärend, wer ich bin“, erwiderte der Zauberer. Bei jedem seiner gedehnt ausgesprochenen Worte entblößte er mit einer an Absicht grenzenden Deutlichkeit seine weißen Zähne.
    „N’thaldur?“ Auriel wurde von einem Herzschlag zum nächsten kalkweiß. Ihr Körper wurde von Zittern erfasst. Mit bebenden Lippen formulierte sie ehrfürchtig ihre nächsten Worte: „N’thaldur, der Großmeister der finsteren Magie, der hehrste aller Finstermagier in Bønfjatgar, der ...“
    „Lasst gut sein, Auriel“, unterbrach der Finstermagier ihre Worte. „Wir wissen beide, wovon wir sprechen, nicht wahr?“ Mit seiner rechten Hand vollführte er eine wegwerfende Bewegung.
    „N’thaldur, ich habe bereits von Euch gehört.“ Rhavîn sah aus, als wollte er dem Zauberer an die Kehle springen. „Ihr seid der Herr dieses Molochturms Monnovrek. Ihr seid derjenige, der seit ewigen Zeiten danach giert, die Sícyr´Glýnħ zu vernichten!“ Die Wangen des Dunkelelfen glühten, seine Finger zuckten nervös. Rhavîns schwarze Augen sprühten vor Abscheu, seine Lippen bebten. Er wies ruckartig zur Seite, schwarzrotes Blut spritzte von seinem verletzten Arm aus in die Dunkelheit. „Mein Herr, Fürst Lhagaîlan daé Yazyðor, lacht über Eure Torheit.“
    „Wollt Ihr mich nun weiterhin vorstellen, oder würdet Ihr vielleicht die Güte besitzen, mir zuzuhören?“, fragte N’thaldur gelassen. Mit gelangweilter Miene blickte er auf Rhavîn und Auriel hinab, als seien sie unfolgsame Kinder. Obwohl selbst fast zwei Schritte hochgewachsen, war Rhavîn deutlich kleiner als der Finstermagier. Er wirkte neben dem außergewöhnlich großen Mann fast zierlich und klein.
    „Sprecht nur, wenn Ihr wünscht!“, entgegnete Auriel wie in einem Traum. Fasziniert betrachtete sie den ehrwürdigen Zauberer mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung. Sie wusste, dass N’thaldur der mächtigste Zauberer im gesamten Land war und dass er alle finsteren

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