Rheingau-Roulette
heimginge. Das gehöre sich so als Mann. Caro zog ihn auf. „Gib´s zu. Du hoffst auf einen flotten Dreier!“
„Ja, natürlich!“ Thessmann hob den Zeigefinger und zählte durch. „Eins, zwei, drei, vier. Du meinst keinen Dreier, sondern einen Vierer!“
„Egal. Hauptsache Gruppe.“
„Genau. Gruppe. Und mindestens ein Hund muss dabei sein.“ Thessmann nickte ernsthaft.
„Mir wäre ein Schaf lieber!“ sagte Doro leicht angesäuselt. „Die sind so schön kuschelig.“
Alexandra machte leise: „Määäh!“
Caro kicherte und bekam einen Schluckauf.
Sie brachten zuerst Doro nach Hause. Thessmann bestand darauf, dass Doro zuerst nach Hause müsse. Allein schon wegen der Schuhe.
Doro hatte ihre Schuhe ausgezogen, als sie bei Frank ankam und ihre Beine waren im Verlauf des Abends so stark angeschwollen, dass ihre Füße nicht mehr in ihre Schuhe passten.
„Ich bin zu alt und zu dick. Diese Hitze bekommt mir einfach nicht. Was soll das erst im Hochsommer werden?“ Doro schimpfte lauthals. „Seit Jahren habe ich Probleme mit Wassereinlagerungen in den Beinen und alle blöden Ärzte sagen immer nur, ich wäre zu fett.“
„Du bist nicht fett, Doro. Du bist ein pralles Vollweib. Du bist als üppiges Frauenmodell geschaffen. Schließlich muss es unterschiedliche Typen geben.“ Thessmann klang verwaschen, aber seelsorgerisch tröstend.
„Genau. Sprach der Herr.“ Caro hickste noch immer. „Es muss die Dicken und Dünnen geben. Und die, die an beiden verdienen.“
„Diät ist bei mir aussichtslos. Ich lebe dick und werde dick sterben. Wenn ich tatsächlich mal Diät mache und ein paar Pfunde loswerde, dauert es nicht lange und Fritz droht mit Scheidung.“ Doro seufzte. „Meistens, weil meine Laune während der Diät so schlecht wird, dass die ganze Familie darunter leidet.“
Sie trabten albern kichernd durch die geteerten Wege von Rangsdorf. Durch die Hitze der vergangenen Woche war alles aufgeheizt und in den Straßenfluchten staute sich auch noch in der Mitte der Nacht die Wärme. Doro machte kleine spitze Schreie, wenn sie auf Steine trat, oder etwas unter ihrem Fuß war, das sie nicht sofort identifizieren konnte. Bei jedem Schrei von Doro stöhnte Caro halblaut: „Ja! Ja! Gib´s mir, Herr Pfarrer. Oh, ja, fester, schneller, Herr Pfarrer, mehr!“
„Caro! Hör auf! Ich bin völlig unten durch im Ort nach diesem Abend!“ Thessmann schubste Caro an.
Alexandra und Caro lachten unverfroren. „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich´s endlich ungeniert!“, ungeachtet seines Protestes stöhnte Caro weiter.
Thessmann stöhnte ebenfalls. „Nie wieder bringe ich betrunkene Frauen nach Hause. Nie wieder!“
„Du wolltest doch Gruppensex!“
„Arno hat mich noch vor euch gewarnt, aber ich wollte es nicht glauben!“
Caro schüttelte ihre blonden Haare. „Ein Pfarrer, der nicht glaubt. Ich glaub‘s ja nicht.“
Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie alberne Witze reißend Doros Haus erreichten. Fritz hatte das Außenlicht angelassen und am Türknauf hing ein Zettel.
„Sei leise. Wenn du getrunken hast, geh ins Gästebett.“ Doro lachte, als sie den Zettel las. „Habe ich getrunken?“
Die anderen nickten heftig. Doro seufzte: „Fritz hat Angst, dass ich schnarche!“
Sie verabschiedeten Doro und warteten, bis sie im Haus verschwunden war. Dann machten sich auf den Weg zu Caro. Als sie dort ankamen, verabschiedeten sie sich schnell.
„Ich muss ins Bett, ihr Lieben. Bei mir ist morgen Früh wieder die Hölle los. Drei Kinder, ein Hund und der Ehemann ...“ Caro gähnte herzhaft. „Warum fällt mir das immer erst ein, wenn schon alles zu spät ist?“
„Weil du vergnügungssüchtig bist! Schlaf gut und tief!“
„Du auch. Und ihr macht keine Dummheiten!“
„Nein. Bestimmt nicht. Wir sind seriös.“ Alexandra winkte ihrer Cousine zu und drehte sich zu Thessmann um. „Auf geht´s, Kavalier. Die letzten Meter in Begleitung!“
Sie hatte sich den Abend über blendend mit Thessmann amüsiert. Seine Flirtversuche hatte er seit dem ersten Mal bei Caro deutlich professionalisiert.
„So, schöne Frau.“ Sie waren vor Alexandras Haus angekommen. „Hier wohnen Sie!“
Alexandra drehte sich zu ihm um. „Ich weiß, junger Mann. Vielen Dank für die sichere Begleitung und die nette Unterhaltung.“
„Es war mir ein Vergnügen!“
Und noch bevor Alexandra etwas sagen oder tun konnte, küsste er sie. Es war kein Freundschaftskuss. Seine Lippen waren zart und fest, aber
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