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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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dachte, es ist Mittag, da könnte ich mal einen Versuch starten!“
    „Es ist Mittag? Ich fühle mich wie Mitternacht.“ Alexandra schaute aus dem Fenster. „Hier sieht es nicht aus wie Mittag.“
    „Glaub mir, es ist zwölf durch. Ich wollte nur kurz horchen, wie es dir geht und ob du zum Mittagessen kommen möchtest?“
    „Mir geht es immer noch nicht so gut. Aber Mittagessen klingt gut. Darf ich vorher bei dir duschen?“
    „Sicher. Es gibt Eier in Senfsauce. Mit Salzkartoffeln!“
    „Salzkartoffeln. Das ist genau das Richtige für mich heute. Ich komme rüber. Es kann noch einen Moment dauern, ich bin etwas verlangsamt heute!“
    „Kein Problem. Bis gleich Küken!“
    Alexandra legte auf und sah sich um. Ihr Schlafzimmer sah fast aus wie immer. Ihre Klamotten von gestern hingen über einem Stuhl, der am Ende des Bettes stand. Sie konnte sich nicht erinnern, sie ausgezogen zu haben. Stirnrunzelnd sah sie auf das T-Shirt, das sie anhatte. Wann hatte sie das angezogen?
    Auf dem Nachtisch stand neben der Lampe eine Flasche Mineralwasser. Auf dem Boden lag ein Papier. Richtig. Sie erinnerte sich. Der Zettel hing heute Morgen an ihrem Küchenbuffet. Sie nahm sich das Blatt, setzte sich auf das leise knarrende Bett von Oma Liesel und las.

 
    „Hallo Alex,
    ich hoffe, deinem Kopf geht es gut. Ich wusste nicht, dass du so gut Tabledance tanzen kannst. Auch der Tanz auf dem Wohnzimmertisch mit dem Besen hat mir gut gefallen, vielen Dank dafür. Leider hatte ich keine Scheine dabei, um sie dir in deinen (wirklich sehr hübschen) String zu stecken, aber wenn du magst, lade ich dich gern mal zum Essen ein! Meine Küche ist auch größer, da kannst du mir dann gerne die Tricks des Nacktputzens noch mal zeigen.
    Bis hoffentlich bald, herzlichen Gruß, Brad“
     
    „Oh mein Gott!“ Caro ließ den Zettel sinken. „Oh mein Gott!“
    „Du sagst es.“ Alexandra saß wie versteinert an Caros Esstisch und stocherte appetitlos in ihrem Mittagessen herum. „Hat Arno dir was erzählt?“
    „Nichts von dir. Nur, dass er mich nach Hause getragen hat und mich mit einer ordentlichen Portion Kopfschmerztabletten in Wasser gelöst ins Bett gesteckt hat.“ Caro wedelte mit dem Blatt. „Das hier muss Hannes gewesen sein.“
    „Ich trau mich nie wieder unter seine Augen!“
    Caro schmunzelte. „Das wird sich hier auf dem Dorf nicht ganz umgehen lassen. Und schon gar nicht bei unseren ganzen Feten. Was hattest du denn für einen String an?“
    „Sprich bitte nicht so detailliert davon! Ich werde knallrot, wenn ich ihn treffe.“ Alexandra ließ ihren Kopf deprimiert nach hinten auf die Stuhllehne sinken. „Ich hab ihn angebaggert! Nacktputzer-Tricks!“ Sie stöhnte. „Was um Himmels willen habe ich da bloß gemacht?! Wie konnte ich mich nur so betrinken?“
    Caro prustete los. „Tut mir leid, Küken, aber ich stelle mir gerade vor, wie du betrunken vor Hannes in Unterwäsche posierst. Und Nacktputzen, oh, oh ...“
    Ihre Miene spiegelte Mitleid und Schadenfreude zu gleichen Teilen und die Tränen, die ihr in den Augen standen, wiesen auf den kommenden Lachanfall hin.
    „Wieso hat er mit Brad unterschrieben, wenn es Hannes war?“
    „Keine Ahnung. Tut mir leid Alex, aber ich kann mich nicht mehr halten! Diese Vorstellung, dass du mit dem Besen auf dem Tisch tanzt ... im Stringtanga ...“
    Caro bog sich hilflos vor Lachen, während Alexandra, noch unschlüssig, ob sie sich selber komisch oder tragisch finden sollte, aber immerhin schon mit einem Lächeln auf den Lippen, steif auf dem Stuhl vor ihrem Teller saß.
    „Komm schon Süße, entspann dich. Hannes wird den Vorfall diskret behandeln. Und ich schwöre“, Caro schnappte nach Luft, „ich schwöre, ich werde es keinem verraten! Obwohl es mir schwerfällt. Höchstens Arno.“
    Arnos Schritte erklangen im Flur.
    „Wenn man vom Teufel spricht!“, keuchte sie, noch immer mit den Lachtränen kämpfend.
    „Caro, ich bitte dich, halt erst mal den Mund!“
    Alexandra warf ihrer schadenfroh feixenden Cousine einen bittenden Blick zu.
    Arno betrat gut gelaunt das Esszimmer und drückte seiner Frau einen Kuss auf den Mund. „Hm. Du hast gekocht. Riecht lecker bei dir.“ Er drehte sich um. „Ach, und wen haben wir da? Noch ne Schnapsdrossel! Na, Alex, wie wär`s mit nem schönen Glas Riesling zum Essen?“ Seine Stimme neckte sie mit freundlichem Spott, während er ihr mit der Hand durch die Locken fuhr. „Hab schon heute Morgen mit Hannes telefoniert.“ Er

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