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Rheingau-Roulette

Rheingau-Roulette

Titel: Rheingau-Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sia Wolf
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schaute den Mann vor sich an. Er sah so verschwommen aus. Vielleicht stimmte es ja. Jedenfalls stand vor ihr ein dunkelhaariger Mann in schwarzer Lederhose und schwarzem T-Shirt und sah ganz gut aus.
    „Gut, dann darfst du mir helfen. Aber Angelina darfst du das nicht erzählen!“ Hoheitsvoll reichte sie ihm die Hand. Ihr Kopf brummte plötzlich und sie fühlte sich wie in einem Karussell. „Ich glaube Caro, ich möchte nur noch Wasser trinken. Ich habe auf einmal so einen Durst!“
    Sie drehte sich zu ihrer Cousine um. Caro antwortete nicht und hing wie ein Sack am Arm ihres Mannes. Frank begleitete die kichernden Mädchen durch das Gartentor und Arno nahm seine Frau und schob sie zum Ausgang. Er nickte Alexandra zu.
    „Tschüss Alex. Caro geht jetzt nach Hause und kriegt noch einen Kopfschmerz-Drink. Den würde ich dir auch empfehlen. Hannes wird dir helfen.“
    „Hannes? Hast du nicht Brad gesagt?“ Fragend sah Alexandra zu ihrem Begleiter.
    „Entschuldige. Ich meinte natürlich Brad .“ Arno grinste.
    Caro drehte sich schwankend um und rief: „Nacht, Letzie! Sei lieb zu Brad“, dann packte Arno sie, und mit einem „Gute Nacht Cousine“ verschwand er mit ihr auf dem Arm durch das Gartentor. Alexandra sah sich um. Sie fühlte sich plötzlich so betrunken. Allein und betrunken.
    „Ich muss noch aufräumen.“
    Hannes schüttelte den Kopf. „Lass mich das machen. Du solltest deinen Kopf möglichst ruhig halten.“
    „Wo kommen die ganzen Flaschen her? Habt ihr auch Roulette gespielt? Und wieso kannst du so gut deutsch, Brad?“
    „Ich habe deutsche Vorfahren. Los jetzt, ab mit dir ins Bett.“
    „Ich kann nicht.“ Urplötzlich sackten ihr die Beine weg. Sie sank zu Boden.

Die Nacht war kurz. Der Morgen strahlte ins Zimmer und Alexandra fühlte sich schlecht. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Schwindel. Ihr Magen wollte was zu essen, aber gleichzeitig hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Was war nur los? Stöhnend richtete sie sich auf. Die Erinnerung an den gestrigen Nachmittag kam leise. Caro und Rheingau-Roulette. Ihr trockener Mund spannte. Sie musste was trinken. Und auf die Toilette. Dringend.
    Sie tapste unbeholfen die Treppe herunter. Jede Bewegung verursachte Drehschwindel und Kopfschmerzen. Alexandra fluchte. Sie ließ sich das Wasser direkt aus dem Hahn über die Arme rinnen, bis sie abgekühlt waren, und versuchte ihren Kopf gerade zu halten. Es war unmöglich. Sie gab auf. Erst mal eine Kopfschmerztablette und dann noch mal ins Bett gehen, das würde ihr weiterhelfen.
    Am Küchenbuffet hing ein beschriebenes Blatt. Alexandra nahm es ab. Wie kam der Zettel dahin? Sie suchte nach den Kopfschmerztabletten, die sie nach längerem Stöbern in einer der Schubladen fand. Glücklich darüber, dass ihre Kopfschmerzen bald vorbei sein würden, schluckte sie zwei Tabletten und nahm sich eine Flasche Wasser. Den Zettel in der einen, die Wasserflasche in der anderen Hand trabte sie wie betäubt durch das alte Haus und legte sich wieder ins Bett. Sie warf noch einen Blick auf das Blatt Papier. Die Handschrift war ihr unbekannt und irgendwie verstand sie überhaupt nicht, was da stand. Unterschrieben war es mit „Brad“. Na, ist ja auch egal. Sie zog sich die Bettdecke über die Schultern und schlief wieder ein.
    Der voll besetzte Bus fuhr schnell. Viel zu schnell und er schwankte unerträglich von der einen zur anderen Seite. Es war fürchterlich heiß in dem Bus und alle Menschen, die mit ihr darin saßen, redeten unablässig. Sie sprachen von dem sprechenden Hasen namens Brad, der mit nackt rasierter Brust am Steuer saß und die Alarmanlage überhörte. Diese Alarmanlage, die doch extra angeschafft wurde, damit der Bus nicht so schnell fährt. Sie klingelte und klingelte, laut und dröhnend, störend wie ein lästiges Insekt.
    Alexandra wachte auf. Ihr Telefon klingelte in seiner altmodischen rauen Tonart. Müde und verkatert quälte sie sich aus dem Bett und suchte nach ihrem Handy.
    „Hallo?“
    „Selber Hallo. Wie geht es dir?“ Caros Stimme klang erschöpft und müde.
    Leise stöhnend antwortete Alexandra. „Caro. Und dir?“ Vorsichtig krabbelte sie wieder ins Bett und ließ den Kopf in das Kissen sinken.
    „Den wirklich üblen Teil habe ich schon hinter mir. Jetzt habe ich mir gerade die dritte Tablette eingepfiffen und ich muss sagen: Es geht mir besser! Deutlich besser!“
    „Du Glückliche. Ich bin noch nicht wach. Das Telefon hat mich geweckt.“
    „Sorry. Aber ich

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