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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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»Ran, schönste aller Frauen, du weißt, ich bin gekommen, um mit dir allein zu sein. Ägirs ist nicht hier - vielleicht könnten wir unter vier Augen miteinander reden. Ich glaube, ich habe dir etwas Besonderes... zu sagen.«
    Die Hand mit dem Netz fuhr heftig durch das Wasser wie der zornige Schwanz einer Katze. »Du glaubst, du kannst mich so leicht betören wie meine dummen Töchter? Ich habe dich bis hierher kommen lassen, weil du manchmal Ablenkung bringst. Aber das Wasser in meinem Reich hat offenbar deinen Verstand ertränkt und dein Feuer gelöscht. Sag mir jetzt, weshalb ich dich nicht mit meinem Netz fangen sollte, damit meine Töchter mit dir tun, was sie wollen - du kannst mir glauben, sie sind nicht besonders gut auf dich zu sprechen.«
    Loki betrachtete das Netz. Das Silber schimmerte wie Rauhreif - kalt und magisch und dazu bestimmt, Seelen zu binden. Dieses Netz konnte sein Feuer sehr wohl in eisige Fesseln legen, bis es Ran gefiel, ihn wieder freizulassen.
    »Frowe!« verteidigte sich Loki gekränkt, »Frowe, ich kann alles erklären. Deine Töchter stürzten sich alle gleichzeitig auf mich... und na ja, und ein Körper hat nun einmal... hmm, nur ein ... was sollte ich denn tun? Sie hätten mich in neun Teile zerrissen. Wem hätte das genutzt?
    Als sie zu kämpfen anfingen... Frowe, es war, als würden neun Wölfe um ein Stück Fleisch streiten. Wer von ihnen auch gewinnt, das Fleisch ist in Stücke zerrissen, und ich hatte noch nie etwas dafür übrig, daß mein Fleisch in Stücke geht... sozusagen. Und du weißt, deine Töchter schlagen dir nach, was ihre Schönheit angeht, und das will viel heißen. Aber sie sind doch sehr...«, er senkte die Stimme zu einem Flüstern, das man trotzdem überall in der Halle hören konnte, »sehr groß für mich. Es gibt Spalten, in die man sich nicht ohne gewisse Vorkehrungen hineinwagen darf, wenn man den Ausgang wieder finden will...«
    Die ertrunkenen Matrosen grölten und klatschten mittlerweile. Sie hoben die Trinkhörner und prosteten Loki zu. Aber Ran starrte ihn unbewegt mit ihren kalten Fischaugen an.
    »Was willst du?« fragte sie, »und was hast du zu bieten? Du bist nicht ohne Grund hier, und von mir bekommt niemand etwas umsonst. Mach dein Angebot.«
    »Wotan schickt mich, um dein Netz auszuleihen«, sagte Loki mit normaler Stimme und fügte schnell hinzu, »aber nur, bis morgen die Sonne untergeht. Dann werde ich es dir zurückbringen, das schwöre ich. Du weißt sehr wohl, heute nacht sind so gut wie keine Schiffe unterwegs. Ägirs verbreitet Angst und Schrecken, und niemand wagt sich auf das Meer, bis der Sturm nachgelassen hat.«
    »Was gibst du mir dafür?« fragte Ran, »hübsche Worte sind zu wenig, um einem tückischen kleinen Lügner, wie du es bist, mein Netz zu geben, auch wenn Wotan dich schickt. Welchen Schatz gibst du mir als Gegenleistung?«
    »Ich gebe dir neun reiche Schiffe, die ohne mich sicher ans Ziel kommen würden«, sagte Loki. »An klaren Sommertagen, wenn deine Töchter ruhen, und Ägirs besänftigt ist, sprühe ich meine Funken und lasse sie brennen, bis Silber und Seelen zu dir herabsinken. Es werden genug Seelen sein, um dein Netz neunmal mit kostbaren Schätzen zu füllen. Reicht das als Bezahlung dafür, daß ich dein Netz einen Tag und eine Nacht benutze?«
    Rans Lider senkten sich langsam über die ausdruckslosen grünen Augen. Sie hob das silberne Netz und dachte nach. »Woher weiß ich, daß du es mir zurückgibst oder dein Versprechen hältst, wenn du hast, was du möchtest?«
    »Wotan verbürgt sich dafür«, erklärte Loki.
    Ran verzog ihren Mund geringschätzig. »Wotans Wort? Das Wort, das er Gunnlöd gab, als er ihr den Skalden-Met stahl? O nein, Lügner, du mußt dir etwas Besseres einfallen lassen, wenn ich dir mein Netz leihen soll!«
    »Dann rufe ich Tius und Thor als Zeugen an und schwöre vor ihnen. Du weißt, Tius hat keinen Grund, mich zu lieben, seit er im Kampf mit Fenris, meinem Wolf-Sohn, die rechte Hand verlor. Und einen Eid, den Thor
    bezeugt, bricht niemand ein zweites Mal. Bist du dann mit dem Schwur einverstanden?«
    Ran lächelte und entblößte hinter ihren grünlichen Lippen spitze Zähne. »Damit bin ich zufrieden. Also rufe sie und leiste deinen Schwur. Aber paß auf, daß nichts an dem Schwur ist, was verdreht werden kann, denn es würde mir nicht entgehen. Und dann bekommst du das Netz nicht, kleiner Dieb.«
    Loki wandte sich ab und nahm wieder Menschengestalt an. Er beugte sich vor

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