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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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zog Gram und rannte auf sie zu. Aber die Flammen waren plötzlich verschwunden, und er stand allein in der kalten, grauen Höhle. Sigfrid hörte seinen keuchenden Atem überlaut. Draußen wieherte Grani und scharrte mit dem Vorderhuf. Über den grauen Steinhaufen in der Höhle schien sich wie eine Wolke ein schwarzer Schatten zu senken. Das glühende Gold hatte das Gestein schwarz gebrannt. Sigfrid verschnürte hastig die Satteltaschen, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Aber er spürte die atemberaubende Last, als er sie über die Schultern legte. Wie froh würde er sein, den Burgundern das Gold zu geben. Erst dann konnte er wieder frei und unbeschwert atmen und so glücklich zu Brünhild reiten wie zu Sigidrifa.
    Gripirs Vision stand plötzlich wieder klar vor seinen Augen. Er sah die mit Schilden gedeckte Halle, wo die Helden saßen und die Walküren ihre Wunden heilten. Er sah das grüne Land vor dem Tor, durch das er und Brünhild ritten. »Bald werde ich dort sein«, flüsterte Sigfrid und blickte nachdenklich auf den Finger, an dem er Andvaris Ring getragen hatte.

    *

    Sigfrid verschloß die Höhle sorgfältig. Er wußte, Erde und Laub würden bald die Ritzen und Spalten füllen, und keiner konnte dann den Eingang finden, um die Ruhe der Toten noch einmal zu stören. Ihn würgte heftiges Schluchzen, als er Grani die Satteltaschen umschnallte. Er wollte den Hengst den steilen Felsen hinunterführen, aber Grani blieb eigensinnig stehen, bis Sigfrid aufsaß und zum Rhein hinunterritt.
    Je weiter sie kamen, desto schneller lief Grani. Sigfrid spürte, wie sie das Gold zum Rhein zu
    treiben schien. Würde es in die Fluten sinken und den Fluß wieder im alten Feuer erstrahlen lassen? Grani galoppierte schneller und schneller und sprang schließlich mit einem riesigen Satz ins Wasser. Sigfrid spürte den heftigen Sog der Strömung, die nach dem Gold zu greifen schien.
    Ich muß den alten Fährmann finden, dachte er. So komme ich nicht nach Worms. Aber er wußte auch, daß er nur auf dem Rhein das Gold sicher ans Ziel bringen würde.
    Sigfrid legte die Hände um den Mund und rief: »He! Fährmann! Hörst du mich?«
    Sein Ruf hallte als Echo über das graue Wasser. Er rief noch zweimal, aber niemand antwortete. Das Wasser kräuselte sich unter den hängenden Ästen einer Weide. Sigfrid lenkte Grani zu dem Baum. Es war schon sehr dunkel, aber er wunderte sich doch, daß er das Floß nicht gesehen hatte, das dort an dem dicken Baumstamm vertäut war. Die Stange des Fährmanns lag auf den Planken, aber sonst war keine Spur von ihm zu sehen.
    »Dann werde ich der Fährmann sein«, sagte Sigfrid zu Grani, glitt vom Pferderücken und führte seinen Hengst auf das Floß. Er nahm die Stange in beide Hände und steuerte in die Strömung. Obwohl er flußaufwärts fuhr, spürte er, wie das Gold ihn vorwärts schob -vorwärts nach Worms.

    *

    Die Flügel des Falken, der stolz auf ihrer Hand saß, glänzten rotgolden in der Nachmittagssonne. Der Raubvogel mit dem dichten braunen Gefieder war so groß wie ein Adler. Es fiel ihr schwer, ihn zu halten. Aber Gudrun wollte ihn um keinen Preis verlieren. Sie ritt hoch über dem Rhein am Rand einer blühenden Wiese entlang. Das tiefe dunkelgrüne Wasser floß langsam dahin. Der Wind trieb spielerisch kleine goldene Wellen vor sich her. Sie glaubte, Forellen oder sogar Hechte wie silberne Blitze im Wasser zu sehen. Aber der Falke sollte keine Fische für sie fangen.
    Eine Windbö fuhr durch das lange Gras, in dem sich ein hellroter Fuchs verbarg, der sie kurz mit seinen listigen Augen musterte und dann das schmale Maul öffnete, als würde er sie auslachen. Sie warf den Falken in die Luft. Der plötzliche heftige Flügelschlag nahm ihr den Atem. Die langen Haare wehten über ihren Rücken. Der von dem großen Gewicht befreite Arm sank schlaff nach unten, und der Falke schraubte sich schnell, stark und schön in schwindelerregende Höhen. Heiße Freudentränen stiegen ihr in die Augen, als sie den Falken beobachtete, der höher und immer höher stieg, bis er am wolkenlosen Himmel nur noch als dunkler Fleck zu sehen war.
    Plötzlich flogen wie tödliche Speere zwei Adler auf den Falken zu und griffen ihn an. Blutige Federn schwebten vom Himmel. Der Falke taumelte mit gebrochenen Flügeln durch die
    Luft. Warme Blutstropfen fielen auf ihr Gesicht. Sie hörte sich laut schreien und trieb das Pferd in wildem Galopp zu dem verwundeten Vogel. Der Schrei weckte Gudrun. Das schweißnasse,

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