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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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über die Mähne.
    »Du scheinst dir nicht allzu große Sorgen um die Sicherheit des Goldes zu machen«, sagte Hagen, als sie wieder ins Sonnenlicht hinaustraten. »Die Lieder über Otturs Wergeld warnen vor dem Gold und raten, es mit großer Vorsicht zu behandeln.«
    »Regin war vorsichtig«, sagte Sigfrid und blickte auf seine nackten Füße. »Er wollte mich töten. Zuerst hoffte er, der Drache würde mich umbringen, dann hat er mich betäubt und mir mein Schwert genommen ...«
    »Einen Schmied, wie er es war, wird es so schnell nicht wieder geben. Ich bedaure den Tod meines Verwandten. Aber du hast ihn sicher nicht wegen des Goldes getötet.«
    »Nein. Mir scheint, das Gold sollte man verschenken und nicht behalten. Ach ja...« Sigfrid drehte sich um und zog Hagen wieder in den Stall. »Hilf mir, die richtigen Geschenke für deine Familie auszuwählen. Was gefällt Gudrun? Was wird sie glücklich machen?« Das Gold schimmerte rot in dem dämmrigen Stall, als Grani zur Seite trat und Sigfrid mit beiden Händen unter den vielen kostbaren Dingen etwas Bestimmtes suchte.
    »Ich habe gehört, daß ein Drachenring das letzte Stück war, um das Wergeld zu bezahlen«, sagte Hagen. »Hast du den Ring gut versteckt?« »Vermutlich«, erwiderte Sigfrid, »ich glaube, ich kann mich an so einen Ring erinnern. Aber ich weiß nicht, wo er liegt.«
    »Laß ihn dort, wo er ist.« In Hagens Auge schien ein roter Funke zu glühen, aber das bleiche, steinkalte Gesicht blieb unbewegt, als er sich bückte und mit den Fingern über das Gold fuhr. Er fand einen goldenen Eberzahn an einer schweren Goldkette. »Ich glaube, das würde Gunter gefallen.«
    »Und was ist mit Gudrun?«
    Sigfrid, der neben Hagen kniete, fand schließlich eine große, runde Brosche, auf der ein fliehendes Hirschrudel mit größter Kunstfertigkeit in Gold getrieben war. In der Mitte leuchtete ein glatter runder Granat. Er war so rot wie eine Eibenbeere. »Ich glaube, darüber wird sich Gudrun freuen. Was meinst du?« Als Hagen nickte, schob er sie in seinen Gürtelbeutel. »Und was möchtest du?« fragte Sigfrid den schweigenden Hagen, als sie die Geschenke für Gunters Familie ausgewählt hatten. »Gefällt dir etwas besonders gut, dann sollst du es haben.«
    Hagen hob die Schultern. Aber Sigfrid erinnerte sich an etwas und schob Ketten und Münzen zur Seite, bis er triumphierend die goldene Kappe eines Kettenpanzers hochhielt -es war die Tarnkappe, die er von Fafnirs Totenschädel genommen hatte. »Ich glaube, das wäre das Richtige für dich«, sagte Sigfrid zu Hagen, »du trägst noch immer - wohin du auch gehst - einen Panzer, dann solltest du zumindest etwas haben, was du bei Festen tragen kannst. So, und jetzt wähle noch ein Geschenk für deine Frowe.«
    Hagen nahm die Tarnkappe aus Sigfrids Hand. Er betrachtete sie sorgfältig und musterte das eingravierte Zeichen auf der Stirn - acht Dreizacke strahlten von der funkelnden Mitte aus. Hagen schüttelte den Kopf und gab die Tarnkappe Sigfrid zurück. »Sie ist nicht für mich«, erwiderte er, »das ist etwas von großer Macht. Du mußt mit Krimhild darüber sprechen. Sie wird dir sagen, wie du sie benutzen kannst.«
    »Warum sollte ich sie benutzen?« fragte Sigfrid. Hagens Auge wirkte in dem dämmrigen Stall sehr groß und dunkel, als er Sigfrid anblickte. »Behalte sie«, sagte er, »es ist das Wichtigste, was du erbeutet hast, mit Ausnahme von Andvaris Ring. Ich habe gehört, durch die Macht der Tarnkappe konnte Fafnir ein Drache werden. Und wenn jemand sie besitzt, der sie richtig anzuwenden weiß, kann er noch größere Macht damit erringen.« Sigfrid dachte an die Schwalbe, die sie umflattert hatte, als Regin und er durch die burgundischen Sümpfe geritten waren. Wie hatte er sich damals danach gesehnt, fliegen zu können. Schweigend schob er die Tarnkappe in seinen Gürtelbeutel und schnürte ihn fest zu. »Nimm dir, was dir gefällt«, sagte er zu Hagen und deutete auf das Rheingold. »Wenn du den Ring möchtest, werde ich versuchen, ihn zu finden.« »Freiwillig würde ich ihn nicht tragen«, erwiderte Hagen. »Warum nicht?«
    Hagen gab keine Antwort, sondern nahm sich einen Armreif mit Adlerköpfen an den Enden und kostbarem Filigranschmuck. Er betrachtete ihn eine Weile, dann schob er ihn
    über die Hand und drückte ihn etwas zusammen, damit er besser an sein schmales Handgelenk paßte. Er nahm ihn wieder ab und reichte ihn Sigfrid. »Wenn du mir etwas geben mußt, dann das«, sagte er. »Gern.

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