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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Jetzt wähle noch etwas für Costbera, sonst wird sie dich heute nacht sehr ungnädig empfangen, vielleicht sogar schlagen«, fügte Sigfrid im Spaß hinzu.
    »Das bestimmt nicht. Sie ist nicht so heftig wie Gudrun.« Sigfrid mußte lachen, denn er erinnerte sich daran, wie Gudrun bei ihrer ersten Begegnung vor ihm davongelaufen war. »Droht mir also von ihr Gefahr?« fragte er. »Du willst mich also mit einer wilden Walküre verheiraten?«
    »Wenn es dir gelingt, ihren Jähzorn zu bändigen, dann hast du nichts zu fürchten.« Der Ernst, mit dem Hagen diesen Rat gab, löste bei Sigfrid einen Lachkrampf aus. Der Burgunder musterte ihn ruhig und schien sich zu fragen, ob Sigfrid den Verstand verloren habe. »Ich... ich werde... versuchen, mich vor ihr in acht zu nehmen ...«, versprach Sigfrid noch immer lachend. »Das rate ich dir. Der Zorn einer Frau ist gefährlich.«

    *

    Sigfrid saß an diesem Abend rechts neben Gunter, Krimhild zur Linken des Burgunderkönigs und Gudrun neben ihr. Hagen saß neben Sigfrid. Ein leerer Platz befand sich zwischen ihm und zwei Jungen, die bald Männer sein würden. Es waren Gunters Vettern Giselher und Gernot. Giselher hatte flachsblonde Haare und war so schlaksig wie ein junges Füllen. Er war ständig mit sich beschäftigt, betastete eine Schnittwunde auf der linken Wange, zog an dem Kreuz aus emailliertem Silber, das er um den dünnen Hals trug, oder fuhr sich durch die Haare. Gernot war etwas größer, untersetzt und hatte dunkles Haar. Der schwarze Flaum auf seiner Oberlippe wirkte wie Kohle. Er bewegte sich kaum und schwieg, nachdem er Sigfrid begrüßt hatte.
    Krimhild und Gudrun erhoben sich von ihren Plätzen, als die Halle ungefähr zwei Drittel voll war. Sie gingen mit blaßblauen Glaskrügen durch die Reihen der Männer und schenkten den Wein aus. Sigfrid konnte den Blick nicht von den anmutigen Bewegungen Gudruns wenden. Sie lächelte schüchtern, als sie ihm das Glas füllte, und ihre Augenlider zitterten, als sei sie von der Sonne geblendet. Sie blickte zur Seite, und er legte seine Hand auf ihre, als sie das Weinglas vorsichtig absetzte. Bei der Berührung ihrer warmen Haut hielt er den Atem an. Gudrun erstarrte mitten in der Bewegung und sah ihn so erschrocken an, als habe sein Blick sie ins Herz getroffen. Kleine braune Löckchen kamen unter dem langen schweren Zopf hervor, der ihr über den Rücken hing. Ihr Gesicht wirkte plötzlich so zart und zerbrechlich, daß Sigfrid glaubte, noch nie eine so schöne Frau gesehen zu haben.
    Krimhilds energisches Husten riß Sigfrid aus seiner Verzückung, als er aufstehen und Gudrun in die Arme schließen wollte. Die dunklen Augen der Königin richteten sich ermahnend auf ihn, und er sah einen Augenblick lang ihre glänzenden Zähne als spitze Dolche, obwohl sie ihn mit dünnen Lippen anlächelte. Verlegen ließ er Gudruns Hand los.
    »Wann werde ich deine Schwester heiraten?« fragte Sigfrid seinen Freund Gunter, als die beiden Frauen weitergegangen waren. Der Burgunderkönig hob belustigt die dichten Augenbrauen. »Wahrhaftig, ich kann es nicht glauben, plötzlich bist du aufs Heiraten versessen.« Er lachte schallend und rief: »Du wirst ja rot, Sigfrid, wie ein Vierzehnjähriger, der gerade herausgefunden hat, daß es Mädchen gibt.«
    Gudruns weißes Kleid schmiegte sich an die Rundungen ihres Busens, und über den schwingenden Hüften veränderte sich der Faltenwurf bei jeder Bewegung, mit der sie die Halle durchschritt. Ihre blassen Knöchel blitzten hell wie Birkenholz unter dem goldbesetzten Saum. Die hellrosa Blüten in ihrem Haar wiegten sich bei jedem ihrer Schritte. Sigfrid war von ihrem Anblick verzaubert. Gunter bewegte seine Hand langsam vor Sigfrids Augen hin und her. »Wo bist du?« fragte er spöttisch. »He, Sigfrid, wach auf! Du siehst doch nicht zum ersten Mal in deinem Leben eine Frau. Dort oben in Sachsen habt ihr geplündert, gekämpft und gebrannt. Da hast du dir doch bestimmt auch einmal die Zeit genommen, die Früchte deiner Siege zu kosten, oder nicht?«
    Wieder spürte Sigfrid, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Seine Wangen schienen plötzlich zu glühen. »Es gab soviel zu tun«, gestand er Gunter leise, »ich glaube, ich habe nie an so etwas gedacht.«
    Gunter fiel vor Staunen der Unterkiefer herunter. Dann schloß er den Mund langsam und sagte leise lachend: »Tja, dann ist es ja wirklich langsam Zeit.« Er beugte sich vor und fragte Hagen: »Wo ist Costbera eigentlich? Geht es ihr nicht

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