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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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gut?«
    »Sie wird bald kommen«, antwortete Hagen. Er legte den Kopf etwas zur Seite, als lausche er auf etwas. Dann sagte er: »Hörst du, die Christen läuten die Glocken. Ihr Frühlingsritual ist vermutlich bald zu Ende.«
    »Du hörst, daß die Christen ihre Glocken läuten?« fragte Gunter verblüfft. »Ich höre nur, wie unsere Mägen knurren.« Er lehnte sich zurück und sah sich in der Halle um. »Vermutlich müssen wir warten, bis alle meine Gefolgsleute hier sind.«
    Giselher sah seinen Vetter an, zog unruhig am Ausschnitt der gelben Tunika und strich sie dann glatt. »Wenn ihr auf die Christen wartet, warum habt ihr mich dann so früh hergeholt?« fragte er. Er lächelte Sigfrid entschuldigend an und fügte schnell hinzu: »Ich möchte dich nicht beleidigen, aber ich hätte auch gern am Frühlingsritual der Christen teilgenommen.« »Weil das Leben kein Spiel ist, mein Junge«, erwiderte Gunter freundlich und legte Giselher die Hand auf den Kopf. »Wenn du etwas älter bist, dann kannst du selbst bestimmen, wohin du gehst und mit wem. Dann kannst du dir meinetwegen einen eigenen Priester nehmen, der dir auf Schritt und Tritt folgt, wenn es dir Spaß macht... und wenn du einen findest, der dumm genug ist.« Die letzten Gefolgsleute betraten die Halle. Eine junge Frau kam mit ihnen. Der weite Mantel konnte weder den dicken Bauch ihrer Schwangerschaft verhüllen noch die spindeldürren Arme oder die geschwollenen Knöchel. Die rotbraunen Zöpfe hatte sie über den Ohren aufgesteckt. Ihr Kopf wirkte deshalb etwas zu groß für den schmalen Hals. Sigfrid fand, daß ihre türkisfarbenen Augen wie im Fieber glänzten. Hagen erhob sich und ging seiner Frau entgegen. Sie zuckte zwar nicht vor seiner Berührung zurück, aber sie wich ihm etwas aus, als er sie losließ und Sigfrid vorstellte. »Das ist meine Frowe Costbera«, sagte Hagen zu Sigfrid, »Costbera, das ist Sigfrid, der Sohn Sigmunds, von dem du schon so viel gehört hast.«
    »Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen«, murmelte sie leise. Sie hob nicht den Kopf, um seinen Blick zu erwidern. Sie schwankte etwas, und Sigfrid bekam Mitleid bei dem Anblick ihres erschöpften Gesichts.
    »Die Ehre ist ganz meinerseits«, erwiderte Sigfrid höflich, da er nicht wußte, was er antworten sollte. Um etwas Freundliches zu sagen, fügte er hinzu: »Ich hoffe, euer Frühlingsritual ist gutgegangen und eure Götter sind zufrieden.«
    Zu seiner Überraschung verzog Costbera die Lippen und schien zu lächeln.
    »Ich hätte mir denken können...«, flüsterte sie, zögerte aber und sagte dann: »Ganz so, wie du dir das vorstellst, ist das bei den Christen nicht. Aber danke für deine guten Wünsche.« Costbera schien Schmerzen zu haben. Sie legte die Hände auf den Bauch, Hagen stützte sie und half ihr auf den freien Platz. »Meiner Frowe fällt die Schwangerschaft nicht leicht«, sagte er und fragte Costbera dann: »Möchtest du wirklich bleiben? Du mußt nicht, Sigfrid wird bestimmt verstehen ...«
    »Ich bleibe«, erklärte Costbera.
    Hagen nahm Gudrun den Krug aus der Hand und füllte seiner Frau das Glas mit Wein. »Du hast Schmerzen. Denk an das Pulver, das Krimhild für dich gemischt hat. Es wird dir helfen.« Die Christin ballte die Hände zu Fäusten, als habe sie vor, Hagen zu schlagen. Aber sie berührte ihn nicht, sondern richtete sich auf, so gut sie konnte. Dann erklärte sie mit Nachdruck: »Reden wir jetzt nicht darüber, Hagen.« Es klang etwas versöhnlicher, als sie sehr leise hinzufügte: »Später, bitte .. . findest du nicht auch?« Sigfrid rutschte verlegen auf seinem Platz hin und her und fragte Gunter verstohlen:
    »Geht es ihr nicht gut?«
    Gunter hob die breiten Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. »Krimhild sagt, das erste Kind ist meistens schwierig für eine Frau. Darüber hinaus...« Er seufzte. »Was weiß ich? Außerdem nimmt sie nicht ihre Medizin.« Er flüsterte Sigfrid ins Ohr: »Sie behauptet, alles, was Krimhild ihr gibt, sei heidnische Zauberei. Ich hoffe nur, daß Brünhild vernünftiger ist.«
    »Wer ist Brünhild?«
    »Die Tochter Theoderids, des Königs der Westgoten, die vor kurzem in der Gegend von Toulouse durch einen Vertrag mit den Römern Land bekommen haben. Wir wußten schon länger von diesem Plan. Deshalb wollen wir alles tun, um ein Bündnis mit Theoderid zu schließen.«
    »Oh, gut... ich verstehe. Meinen Glückwunsch.«
    »Spar dir deine Glückwünsche bis zur Hochzeit«, winkte Gunter ab, »es

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