Rheingold
trägt.«
»Danke«, flüsterte Gudrun, »oh, wie schön diese Brosche ist!« Dann nahm Sigfrid Gunters Kette mit dem Eberzahn aus seinem Bündel. »Das ist für dich, mein Bruder.« Er legte ihm die Kette um den Hals und sagte feierlich: »Friede in Zeiten der Ruhe und Schutz in Zeiten von Krieg... und meine Treue gebe ich dir dazu.« Sigfrid sah die alte Narbe an Gunters Unterarm, als der Burgunderkönig das Geschenk entgegennahm.
»Mögest du immer bei uns bleiben«, erwiderte Gunter, und seine Stimme klang belegt, als er die goldene Kette in Händen hielt. Schweißperlen standen plötzlich auf seiner Stirn. Ein seltsamer Geschmack wie nach Kupfer und Blut lag Sigfrid auf der Zunge, als er sah, wie Gunter die Kette um den Hals legte und seine Finger erregt über das Gold strichen. Dann erlosch das Funkeln in Gunters Augen. Er lachte und sagte: »Dank dir, mein Bruder. Hätte ich doch auch ein Geschenk für dich!« »Was mehr kannst du mir geben, als ich bereits von dir habe?« Sigfrid gab Krimhild eine Gürtelschnalle, Gernot und Giselher Halsreifen aus geflochtenem Golddraht, und Hagen bekam den Armreif mit den Adlerköpfen. Sigfrid gab ihm auch die spiralförmige Filigranbrosche für Costbera, damit er sie seiner Frau überreichen konnte.
Costbera zitterte, als sie die Brosche von ihrem Mann entgegennahm. Sie bedankte sich mit erstickter Stimme und wollte sich die Brosche an den Umhang stecken. Aber ihr Gesicht wurde plötzlich grünlich blaß, und ihre Hände zitterten so heftig, daß die Brosche ihr entfiel. Sie prallte mit einem hellen Klang auf den Steinboden. Costbera schlug die Hände vor den Mund, sprang auf und eilte unbeholfen aus der Halle.
Hagen hob die Brosche auf. »Tut mir leid, Sigfrid, meiner Frowe geht es nicht gut. Ich glaube, sie hätte bei einem anderen als dir nicht so lange versucht zu bleiben. Wenn du einverstanden bist, verabschiede ich mich jetzt und bringe sie nach Hause.«
»Natürlich«, erwiderte Sigfrid mit einer hilflosen Geste, »geh nur... Ich hoffe, es geht ihr bald wieder besser.«
»Danke. Es wird leichter für sie sein, wenn unser Kind geboren ist.«
Hagen folgte seiner Frau und verließ die Halle. Gunter schüttelte seufzend den Kopf. »Entschuldige bitte«, sagte er, »das war Pech. Ich glaube, sie hat sich schon den ganzen Abend über gequält.«
»Hmm.«
»Du bist doch nicht beleidigt?« fragte Gunter und beugte sich vor. Sigfrid sah im Weiß seiner Augen dünne rote Äderchen und Kummerfältchen in den Augenwinkeln. »Sie wird sich bei dir entschuldigen, wenn es ihr wieder besser geht. Ich hoffe nur, du glaubst nicht, sie habe das mit Absicht getan...« »Warum sollte ich das glauben?« fragte Sigfrid. »Einige Leute...« Der Burgunderkönig seufzte und legte die Hand auf die Stirn. »Seit ich König bin, kommen und gehen ständig Boten und Leute mit politischen Aufträgen. Jedes Wort, das man spricht, wird auf die Goldwaage gelegt. Weißt du, früher war das viel einfacher, als wir nur zum Kämpfen auszogen. Jetzt sieht es so aus, als ob jeder in meiner Nähe jemand ist, der in einer mondlosen Nacht in einem dunklen Raum einen schwarzen Hund sucht, auch wenn kein Hund da ist. Verstehst du, was ich meine?«
Sigfrids Lachen klang selbst in seinen Ohren zu laut. Er leerte schnell das Glas und ließ es sich sofort wieder füllen.
»So, nun erzähl mir von Fafnir«, fuhr Gunter fort, »ich habe einmal vom Rhein aus die Spur auf dem Felsen gesehen. Alles war verbrannt und verkohlt vom Drachengift und von den Flammen. Wie ist es dir nur gelungen, dich ihm zu stellen, ohne zu verbrennen?«
»Ich habe mich ihm nicht im Zweikampf gestellt«, gestand Sigfrid. Er trank einen Schluck von dem süßen, fruchtigen Wein und lehnte sich zurück. »Was du auch über mich gehört haben magst, selbst ich bin nicht so töricht. Regin riet mir, eine Grube auszuheben...«
Im Saal wurde es wieder laut. Die Männer lachten und tranken, aber immer wieder richteten sich ihre Blicke bewundernd auf Sigfrid, der Gunter von dem Kampf mit dem Drachen erzählte. » ... dann habe ich Fafnirs Höhle mit Steinen verschlossen und bin davongeritten. Unten am Rhein fand ich ein Floß, um hierher zu kommen.«
»Und du hast im Drachenblut gebadet?« fragte Gunter staunend. »Bist du jetzt wirklich unverwundbar?«
Sigfrid nahm seinen Dolch und hielt ihn Gunter hin. »Prüfe die Klinge.«
Gunter fuhr mit dem Daumen darüber. »Sie ist scharf. Aber du willst doch nicht... ?«
»Paß auf«,
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