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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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lebend überqueren, dann werden sie in einem Blutstrom ertrinken.«
    »Wie kann man die Donau überqueren?«
    »Es gibt einen Fährmann«, antwortete die blonde Nixe und musterte ihn herausfordernd, »er ist gefährlich, du mußt vorsichtig sein, sonst wird er dich umbringen. Folge dem Bach, bis du wieder den Fluß erreichst. Wenn der Fährmann nicht auf dieser Seite ist, dann rufe ihn und sag, daß du Amelrich bist. Amelrich war ein Held und hat das Land verlassen, um in den Kampf zu ziehen. Der Fährmann wird übersetzen, wenn er diesen Namen hört.«
    »Ich danke dir für diese Auskunft.«
    Beide Nixen winkten ihm zu und verschwanden lachend im Wasser. Als sie wieder auftauchten, schlugen sie mit ihren Fischschwänzen so heftig auf das Wasser, daß Hagen von Kopf bis Fuß naß wurde. »Der schwarze Schwan hat dir einen guten Rat gegeben, aber du hast ihn nicht befolgt!« rief die blonde Nixe.
    »Du lebst bereits zu lange bei den Menschen. Warum hängst du so an deinem Leben dort?« fragte ihre Schwester.
    »Du Dummkopf! Dein Spiel wird dich in den bitteren Tod führen, denn du hast den einzigen Mann getötet, der dich hätte retten können.« Die blonde Nixe legte sich verführerisch auf den Rücken. Das Wasser floß von ihren weißen Brüsten, und die kleinen Wellen umspielten den geschmeidigen Leib. Die dunkle schlug mit der Schwanzflosse und schwamm nahe ans Ufer. Mit schrägen grünen Augen blickte sie Hagen sehnsüchtig an und hob einladend die zarte Hand. Hagen konnte das spöttische und anzügliche Spiel nicht länger ertragen. In heftigem Zorn riß er das Schwert aus der Scheide und schlug damit in das Wasser. Die Nixen verschwanden wie silberne Blitze in einem schäumenden Strudel. Hohe Wellen brandeten ans Ufer und prallten gegen ihn, als wollten sie ihn ins Wasser ziehen. Hagen mußte kämpfen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Es dauerte lange, bis Hagen sein Pferd wieder eingefangen hatte. Er war völlig durchnäßt, fror und alles tat ihm weh. Als er die Donau schließlich wieder erreichte, sah er weit und breit keine Menschenseele. Nur auf der anderen Seite schaukelte ein Floß auf den Wellen, die fast bis an eine Hütte aus Schilf und Holz heranreichten. Hagen band das Pferd an einen Baum, holte tief Luft und rief, so laut er konnte: »Hol Amelrich, der das Land verlassen hat, um in den Kampf zu ziehen!«
    Hagen streifte den goldenen Armreif ab, legte ihn um die Schwertspitze und hielt das Schwert hoch in die Luft.
    Es dauerte nicht lange, und ein Mann kam mit einer Ruderstange aus der Hütte. Selbst über die Entfernung hinweg sah Hagen, daß der Mann sehr groß und kräftig war. Er hatte dunkle zottige Haare und einen struppigen, langen Bart. Er blickte auf das Schwert mit dem Gold und zögerte, aber dann betrat er das Floß und steuerte es mit einer Hand über den Fluß. Mit dem Ruder der anderen Hand schob er Treibholz und einen toten Hirsch aus dem Weg.
    Als die Fähre ans Ufer stieß, senkte der Fährmann den Kopf und musterte Hagen. Dann rief er zornig: »Vielleicht heißt du Amelrich, aber ich warte auf einen anderen. Er ist mein Bruder. Du hast mich belogen, und deshalb werde ich dich nicht übersetzen.«
    »Hör zu«, erwiderte Hagen, »das hier soll dein Lohn sein. Ich bin ein Fremder in einem fremden Land und habe Gefolgsleute, die auf mich warten. Ich biete dir unsere Freundschaft
    und bitte dich, uns überzusetzen. Ich werde mich dir dankbar zeigen.«
    »Das darf nicht sein! Mein Drichten hat viele Feinde, und ich habe den Befehl, keine Fremden in sein Land zu lassen. Wenn dir dein Leben lieb ist, Einäugiger, dann verlasse diesen Ort.«
    »Widersetze dich nicht meinem Wunsch, denn das wirst du bereuen. Nimm das Gold und bringe uns und unsere Pferde über den Fluß.« »Niemals!« erwiderte der Fährmann, hob die lange Stange und zielte damit auf Hagens Kopf. Hagen konnte ausweichen, aber das Holz fiel auf seine Schulter, und er sank auf die Knie. Als er aufstehen wollte, traf ihn das Ruder seitlich am Kopf. Ein stechender Schmerz und Blut im Mund entfesselten seine Kampfeswut. Erst als der ab geschlagene Kopf des Fährmanns auf den roh gezimmerten Stämmen der Fähre lag und er überall Blut sah, kam Hagen wieder zu sich. Noch immer zornig stieß er die Leiche ins Wasser, aber die Fähre trieb auf den Fluß hinaus und wurde von der Strömung mitgerissen. Sie prallte schließlich gegen einen entwurzelten Baum. Hagen fand das eine Ruder, und es gelang ihm, die Fähre

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