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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Burgunder wollten nicht durch das Land der Alemannen reiten. Deshalb ritten sie von Worms aus nach Osten und blieben zwölf Tage auf dem Weg entlang dem Rand der Berge. Am dreizehnten Tag wurde es wärmer, aber der Himmel blieb wolkenverhangen. Sie kamen langsam voran, ihre Pferde liefen mit hängenden Köpfen durch den schmelzenden Schnee und den Schlamm. Erst spät am Nachmittag, als es bereits dunkel wurde, hörte Gunter ein Rauschen, daß er zuerst für Wind in den kahlen Bäume hielt.
    »Das ist der Fluß«, sagte Hagen, »wir werden die Furt noch vor Einbruch der Nacht erreichen.« Er zügelte sein Pferd - es war noch immer der kastanienbraune Wallach, der ihm aufs Wort gehorchte - und lauschte kurz auf das Geräusch, dann sagte er: »Die Donau hat Hochwasser. Die Überfahrt wird nicht einfach sein.«
    »Warum sollten wir uns vor Hochwasser fürchten?« fragte Gunter. »Wir sind genug, um gemeinsam durch die Furt zu preschen. Ich glaube, du machst dir zu viele Sorgen.«
    Giselher ritt zu ihnen und fragte: »Warum hast du angehalten, Hagen? Selbst wenn der Fluß Hochwasser hat, dann wird sich eine Fähre finden...«
    »Geh, spiel mit deinem Mönch«, brummte Gunter ungnädig. »Er ist nicht nur ein Mönch«, erwiderte Giselher, »er ist ein Priester!«
    »Wenn nicht so viele Christen bei uns wären, würde ich ihn nicht mitnehmen. Er hält uns nur auf. Das weißt du sehr wohl.«
    »Wir finden bestimmt eine Fähre...«, wiederholte Giselher verlegen.
    Gunter seufzte: »Wie alt ist er? Dreißig Winter? Kaum zu glauben, und er ist immer noch ein Kind.«
    »Er hat die Gabe, immer jung zu bleiben«, sagte Folker, und es klang wie ein Vers in einem seiner Lieder. Der Skop setzte eine würdige Miene auf und lachte dann ebenso schallend wie Gunter. »Er hat nur die Gabe, daß ihm noch niemand auf den Kopf geschlagen hat. Vielleicht werde ich das selbst eines Tages tun.« Die Burgunder ritten auf eine kleine Anhöhe hinauf. Von dort sah man den Fluß. In den schäumenden Fluten trieben entwurzelte Bäume, schwarze Äste lagen am Ufer. Auch mit einer Fähre würde die Überfahrt gefährlich sein.
    »Wenn wir auf die andere Seite wollen, dann werden einige von uns das Leben lassen«, sagte Hagen dumpf.
    »So etwas darfst du nicht sagen!« rief sein Bruder. »Du mußt uns nicht noch mehr entmutigen. Du bist mit Dietrich und Attila oft genug hier gewesen. Bestimmt kennst du eine Stelle, an der wir mit unseren Pferden sicher übersetzen können.«
    »Ich bin nicht so lebensmüde, um schon in diesem Fluß zu ertrinken. Viele werden in Attilas Land durch meine Hand das Leben verlieren, daran zweifle ich nicht.« Er musterte die Reiter, die sich um ihren König versammelten. Ihre Gesichter verschwammen bereits in der Dunkelheit. »Wir müssen ohnehin jetzt das Lager aufschlagen, Gunter. Du bleibst hier am Ufer. Ich werde mich nach einer Fähre umsehen. Wenn ich mich recht erinnere, liegt dort drüben das Land des Drichten Rodger.«
    Hagen hob seinen Schild auf die Schulter, ritt die Anhöhe hinunter und dann weiter nach Osten. In dieser Nacht fand er keine Fähre. Hin und wieder schlief er im Sattel ein, wachte aber immer wieder auf, wenn sein Kinn auf das eiskalte Kettenhemd fiel, oder wenn von den nassen Ästen Wasser in seine Tunika lief. Erst im Morgengrauen, als die Vögel vereinzelt zu singen anfingen, wurde er richtig wach. Hagen wußte nicht, wie weit er in der Nacht geritten war. In der Nähe hörte er einen Bach plätschern. Er sprang vom Pferd, nahm die Zügel in die Hand und ging auf das Geräusch zu. Er hatte den Bach fast erreicht, als er das Lachen heller Stimmen hörte.
    Er umfaßte den Schwertgriff und lief weiter. Er war zum Kämpfen bereit, aber vielleicht stieß er auch auf jemanden, der ihm sagen würde, wo er eine Fähre über die Donau finden konnte. Der Bach floß in einen See, in dem zwei junge Frauen schwammen. Die eine war blond, die andere hatte dunkle Haare. Als die blonde anmutig ins Wasser tauchte, sah Hagen eine silberne Schwanzflosse aufblitzen. Im nächsten Augenblick kam sie wieder an die Wasseroberfläche, schüttelte lachend den Kopf und streckte die Arme aus. »Childohai«, rief sie der anderen zu, »dort steht ein Dummkopf. Weiß er denn nicht, daß er in den Tod zieht?« »Sie wissen es alle nicht«, erwiderte die dunkelhaarige Nixe, »nur der Mönch wird dem Unheil entgehen, denn das Schicksal will, daß er nicht hier stirbt.« Auch sie lachte übermütig. »Wenn die anderen die Donau

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