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Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rhönblut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeno Diegelmann
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wollte. Ich habe mich da aber immer ferngehalten. Es wäre nicht gut für mich gewesen, wenn mich eine der Frauen auf so einer Sexparty erkannt hätte. Man kennt sich in dem Milieu. Die hätten mich sofort verpfiffen, und ich wäre meinen Job bei der Polizei losgewesen. Und der Ex-Zuhälter hätte auch am nächsten Tag auf der Matte gestanden.«
    »Ich möchte mit dem Mädel sprechen, das Karstensen gebucht hat.«
    Pfeifer nickte. »Okay, ich kümmere mich drum.Aber bitte behandle das Ganze diskret. Wenn das rauskommt, bin ich meinen Job los.«
    »Wenn es vor Gericht kommen sollte, muss ich Ross und Reiter nennen, das weißt du.«

26.
    Sein Wagen fuhr wie auf Schienen durch den engen Stadtverkehr. Es war Freitagnachmittag, die meisten der PKW klebten mit ihren Stoßstangen aneinander, als würde es sich um eine einzige metallische Masse handeln. Im Feierabendverkehr war es wahrlich kein Vergnügen, in die Innenstadt zu gelangen. Alle wirkten gereizt bei dem Regen, der nicht aufhören wollte. Seeberg schaute hinaus zum Straßenrand neben dem Busbahnhof, wo sich am Fahrbahnrand Rinnsale zu den Gullys schlängelten. Die Ampel schaltete auf Rot, und der Kommissar hielt an. Dann drehte er die Seitenscheibe einen Spalt breit herunter und ließ einige Regentropfen auf seine ausgestreckte Hand prasseln. Er spürte die Feuchtigkeit auf seiner Haut und verrieb sie zwischen seinen Fingern. Im gleichen Moment bauten sich wieder Bilder in seinem Kopf auf. Wie er das erste Mal nach der Beerdigung im Kinderzimmer von Laura auf und ab ging, ihre Kleider, die überall verstreut im Zimmer lagen, aufräumte undüberall noch ihr Geruch in der Luft lag. Dann saugte er den Teppichboden, legte die Kleidung ordentlich zusammen und strich Bettdecke und Kopfkissen glatt. Im Bad packte er ihre Sachen in eine Plastiktüte. Zahnbürste, Kamm und auch den Lipgloss mit Erdbeergeschmack, den sie so liebte und über den sie sich einmal gestritten hatten, da er meinte, dass sie noch zu jung sei, um sich zu schminken. Sie hatte nur gelächelt und erklärt, dass dies lediglich ein Fettstift gegen spröde Lippen sei und sie den Geschmack so sehr möge. Seeberg nahm den Stift wieder aus der Plastiktüte heraus und drehte den Lipgloss so weit heraus, wie es Laura immer getan hatte. Dann strich er sich damit über den Handrücken und führte die Hand zum Mund. Er schmeckte die fruchtige Note von Erdbeeren und sank vor dem Badspiegel zu Boden. Am nächsten Tag hatte er alle Kleider und Gegenstände von Laura auf einem Grillplatz außerhalb der Stadt verbrannt.
    »He, schlafen Sie dort vorn?«
    Seeberg zuckte in seinem Wagen zusammen. Hinter ihm hupte es, der Fahrer lehnte halb aus dem Fenster. Wild gestikulierend forderte er Seeberg auf, endlich weiterzufahren. Der Kommissar hob entschuldigend die Hand und zog sie wieder ins Innere des Wagens. Als er ein paar Meter zurückgelegt hatte, forderte der dichte Verkehr jedoch bereits den nächstenStopp. Der Kommissar sah auf seine Hand, dann führte er sie zu seinem Mund.
    Nur kalter Regen.
    Geschmacksneutraler, kalter Regen.
    »Sind Sie Nancy?«
    Seeberg hatte sich die Prostituierte anders vorgestellt. Verlebter, mit schlechten Manieren und übellaunig. Doch vor ihm saß eine attraktive Frau, Mitte zwanzig, dunkelhaarig, mit gepflegtem Äußeren und angenehmen Umgangsformen. Malee Pfeifer hatte herausgefunden, dass Nancy, eine ihrer verlässlichsten und beliebtesten Mitarbeiterinnen, öfter in die Villa von Karstensen bestellt worden war. Der Kommissar hatte umgehend ein Treffen mit dem Callgirl ausgemacht und stand nun vor ihr an einem Tisch im Café Wess, unweit des Doms. Die Frau wärmte ihre Hände an einer Tasse Kaffee, als Seeberg neben ihr aufgetaucht war und sie angesprochen hatte.
    »Ja. Die bin ich.«
    Nancy erhob sich, reichte dem Kommissar höflich die Hand und deutete auf den freien Stuhl ihr gegenüber. »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    »Danke.«
    »Furchtbares Wetter, nicht wahr?«
    Der Kommissar nickte und zog sich den Stuhl zurück.»Man könnte meinen, dass die Sonne gar nicht mehr über dieser Stadt aufgehen möchte.«
    »Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ist, wenn es warm und hell ist.« Sie blies in ihre Kaffeetasse und nippte kurz daran. »Sie sagten, dass Sie von der Polizei sind und ein paar Fragen zu meinen Kunden haben.«
    »So ist es. Wir ermitteln im Mordfall Karstensen.«
    Die junge Frau zog ihre Stirn kraus. »Ich habe davon gehört. Eine schlimme

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